Illuminaten und Langzeitstrategie (Schauungen & Prophezeiungen)

Bernhard_Berlin, Mittwoch, 19.03.2014, 18:17 (vor 3700 Tagen) @ Alex (2299 Aufrufe)

Guten Abend Alex,

die Theorien zu einer Verschwörung, die das Weltgeschehen lenkt (egal ob Freimaurer, Illuminaten oder Juden), sowie die Theorie einer "russischen Langzeitstrategie" halte ich für absolut nicht überzeugend. Die Welt ist komplexer.

Natürlich kann ich mich irren, schließlich bin ich auch nur ein kleines Licht, das nur mit den Informationen arbeiten kann, an die es herankommt. Jedoch hatte ich bisher noch jedesmal den Eindruck, wenn ich von entsprechenden Verschwörungstheorien las, dass die betreffenden Autoren, wenn sie nicht gar starke Anzeichen zeigten, im klinischen Sinne krank zu sein (paranoide Schizophrenie, bei der wilde, wahnhafte Theorienbildung zum Krankheitsbild gehört), zumindest aber weit weniger glaubhaft waren als sogar unsere hiesigen, meist eher ahnungslosen als böswilligen "Systemmedien" sind. Nur weil wir wohl offiziell belogen werden, hat deswegen doch noch lange nicht jeder Dahergelaufene Recht, der meint, es besser zu wissen.

Meine aktuelle Arbeitshypothese zur Erklärung des Weltgeschehens ist eher in sog. Realistischen Theorien der Internationalen Beziehungen zu finden: Sowohl die USA als auch Russland sind Großmächte bzw. Imperien, bzw. möchten es gerne sein und bleiben. Die USA können ihre Stellung nur behaupten, indem sie Russland klein halten, vielleicht sogar auf lange Sicht entweder unterwerfen oder zerschlagen, und Russland auf der anderen Seite ist bestrebt, dies zu verhindern. Dabei bedienen sich beide Seiten des gesamten einschlägigen Instrumentariums einer machtorientierten Geopolitik.

Früher oder später wird sich für mindestens eine Seite unerwartet die Umgebungsbedingung ändern (radikale Schwächung des Westens, etwa durch Wirtschaftscrash, Naturkatastrophen, etc pp), so dass sich neue machtpolitische Optionen ergeben, die eine neue "Dynamik" in die Situation bringen. Z.B. mag es Russland auf einmal als akzeptables Risiko erscheinen, verstärkt militärisch vorzugehen.

Dazu kommt auch immer ein guter Schuss unkalkulierbare Psychologie. Hat ein entscheidender Akteur vielleicht eine besondere Risikobereitschaft, die von der Gegenseite falsch eingeschätzt wird? Wird die Entschlossenheit der anderen Seite vielleicht grob unterschätzt?


Diesen Ansatz halte ich für völlig hinreichend, um mir das gegenwärtige und erwartete zukünftige Geschehen zu erklären.

Im Übrigen ist mir auch nicht klar, warum man, bei aller berechtigten Kritik an den USA, nun ausgerechnet mit Russland sympathisieren sollte. Wir sind schließlich weder Amerikaner noch Russen, also kann es uns doch schnurzpiepe sein, wer von beiden uns nun dominiert und durch seine Ringe springen lässt. Ich sehe nicht, dass die Russen da die sympathischere Wahl wären. Die Amerikaner machen ja wenigstens noch unterhaltsame Filme. :P

Grüße,
Bernhard


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