Ist nicht irgendwie jeder Hitler? (Schauungen & Prophezeiungen)

Bernhard_Berlin, Donnerstag, 13.03.2014, 09:04 (vor 3706 Tagen) @ BBouvier (2677 Aufrufe)

Guten Morgen BB,

Geschichte wiederholt sich nicht, aber je nach weltanschaulicher Ausrichtung findet man immer wieder viele schöne(?) Analogien im Prisma der Geschichte, die mehr oder weniger weit tragen mögen ... und um dann, wenn nicht aus anderen Gründen, wenigstens der Vollständigkeit halber Herrn Knopp im Bunde mit Frau Clinton beizuspringen, folgende These:

Putin ist Hitler.

(Nein, im Ernst! :-P )

1.
A) 1918 verliert Deutschland den Ersten Weltkrieg und damit den Anspruch auf Weltgeltung, und wird trotz Anpassung an das republikanische System des Westens von den Siegern gedemütigt und auf seinen Kern reduziert. Über das folgende Jahrzehnt beutet der Westen Deutschland mittels Versailles immer weiter aus, obwohl die republikanischen Staatsführer alles tun, um sich dem Westen anzudienen.

B) 1991 bricht die UdSSR zusammen, Jelzin verscheuert das Staatseigentum und versucht, auf Weisung amerikanischer Berater ein amerikanisches System in Russland zu etablieren. Der Westen reduziert das einstige Imperium auf seinen russischen Kern. In den Folgejahren demütigt der Westen Russland immer weiter und bricht seine einstigen Zusicherungen, indem er die NATO erweitert und Russland auch aus anderen ehemaligen Einflusszonen zurückdrängt. Jelzins schunkelnder Westkurs macht sich für Russland nicht bezahlt.


2.
A) Die alten imperialen Eliten in Deutschland insb. in Militär und Verwaltung aber auch Teilen der Wirtschaft halten an ihren alten Ambitionen und Einstellungen fest und folgen der Republikanisierung nicht. Nach 1930 und den "Präsidialkabinetten" unternehmen sie mehrere Versuche, im Bunde mit dem monarchistischen Reichspräsidenten Hindenburg, die Republik zu stürzen und traditionellere Modelle der Regierung durchzusetzen (so etwa der Plan eines Ständestaats unter von Papen). Schließlich beendet die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler den Westkurs Deutschlands auch öffentlichkeitswirksam.

B) Den russischen Eliten im Hintergrund wird Jelzins Chaoskurs, der sich noch nichteinmal politisch gegenüber dem Westen auszahlt, zu bunt, und sie installieren den Ex-KGB-Mann Putin als Nachfolger (1999/2000). In den folgenden zwei bis drei Jahren sitzen bald wieder alte Seilschaften aus Geheimdienst und Militär an allen wichtigen Hebeln. Die Zügel der Verwaltung werden scharf angezogen.

3.
A) Mit der Remilitarisierung des Rheinlandes, des Saarlandes und dem Austritt aus dem Völkerbund fährt die neue deutsche Regierung nach 1933 einen Kurs, der sich auch in der Öffentlichkeit scharf vom Westen abgrenzt und auf deutschen Nationalismus als Volksreligion setzt. Nach innen wird "aufgeräumt". Die Nürnberger Rassengesetze richten sich gegen eine Minderheit, die als im weitesten Sinne "westlich-dekadent" wahrgenommen wird.

B) Putin baut in Russland seine Herrschaft weiter aus, weist Oligarchen und Journalisten in ihre Schranken, und erlässt Gesetze gegen "westlich-dekadente" Minderheiten, wie etwa Homosexuelle. Im Äußeren versucht Russland zunehmend, sich wieder Einflusssphären zu sichern bzw. auszubauen, etwa durch Bündnisse mit ehemaligen Sowjetrepubliken, "Eurasische Union" und Zollunion.

4.
A) 1938 annektiert Deutschland das kleine Österreich. Der Westen tut nichts (außer etwas protestieren), was Hitler in seiner Annahme bestärkt, der Westen sei unentschlossen, weich und dekadent.

B) 2008 marschiert Russland in Georgien ein und annektiert die pro-russischen autonomen Republiken dort. Der Westen tut nichts (außer etwas protestieren), was Putin in seiner Annahme bestärkt, der Westen sei unentschlossen, weich und dekadent.

5.
A) Hitler ist der republikanisch-prowestliche Tschechoslowakische Staat -- ehemals ein wesentlicher Teil Österreichs -- ein Dorn im Auge, da er als westlicher Vorposten im ureigenst deutschen Hinterhof eine Beleidigung darstellt, und unter dem Vorwand des Schutzes der ca. 25% ethnisch deutschen Minderheit dort wird der Staat geteilt, durch die Besetzung des überwiegend deutschen Sudetenlandes. Erneut tut der Westen nichts.

B) Nachdem die Ukraine nach ihrer "Revolution" ein pro-westlicher "Stachel" im ureigensten Fleische Russlands geworden ist und somit eine Beleidigung russischer Interessen darstellt, teilt Putin das Land unter dem Vorwand, die 20% dort lebenden ethnischen Russen zu beschützen. Die Krim wird faktisch abgeteilt. Der Westen sagt den G8-Gipfel ab, was Putin wirklich schwer beeindruckt. :-P


Wie gehts weiter? :-D

Liebe Grüße,
Bernhard


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