Vertauschung von Sonnenaufgang und –untergang (alte Quellen) (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Dienstag, 03.07.2012, 15:55 (vor 4315 Tagen) @ Taurec (4575 Aufrufe)

Die "Sonne im Westen", wobei der neue Westen eigentlich der alte Osten ist, scheint mir in alten Quellen aber nicht gut und zahlreich genug belegt zu sein, um zuzutreffen. Wenn es tatsächlich zu einer dauerhaften Umkehrung wie oben beschrieben gekommen wäre, müßten die Mythen sämtlicher Völker so geschlossen davon berichten wie vom Sintflutgeschehen.

Hallo Taurec!

I. Velikovsky widmet in seinem Buch „Welten im Zusammenstoss“ obigem Thema viele Seiten und schreibt: „Es gibt Zeugnisse aus allen Teilen der Welt, dass die Himmelsrichtung, die heute gegen Abend gewendet ist, einst gegen Morgen blickte.“

Als Quellen gibt er u. a. folgende an:

Herodot (5. Jahrhundert v. u. Z.), welcher sich auf seine Unterhaltung mit ägyptischen Priestern bezieht: die hätten versichert, dass in historischer Zeit, seit Ägypten ein Königreich war, „…viermal (so erzählten sie mir) die Sonne entgegengesetzt wie gewöhnlich aufgegangen sei; zweimal ging sie auf, wo sie jetzt untergeht, und zweimal ging sie unter, wo sie jetzt aufgeht“.

Pomponius Mela, ein lateinischer Schriftsteller: „Die Ägypter sind stolz darauf, das älteste Volk der Welt zu sein. In ihren wohlverbürgten Annalen … ist zu lesen, dass seit ihrem Bestehen der Lauf der Sterne viermal seine Richtung geändert hat, und dass die Sonne zweimal in dem Teil des Himmels untergegangen ist, wo sie heute aufgeht.“ (Mela bezieht sich ausdrücklich auf ägyptische Quellen, nicht etwa auf Herodot, und erweitert die Umkehr auch auf die Gestirne.)

Velikovsky zitiert direkt mehrere noch erhaltene ägyptische Quellen (einen kosmischen Aufruhr mit Feuer und Wasser, bei dem „der Süden zum Norden wird und die Erde umkippt“; dass „das Land sich umdrehe wie eine Töpferscheibe“ und die „Erde sich auf den Kopf drehte“; dass die Sonne „aufhörte, im Westen zu leben und nun, als ein neues, im Osten scheint“ usw.) und berichtet über ein astronomisches Deckengemälde mit umgedrehter Darstellung der Himmelskarte.

Plato macht sich in „Der Staatsmann (Politicus) Gedanken über „den Wandel im Aufgang und Untergang der Sonne und der anderen Himmelskörper, und wie sie in jener Zeit in der Himmelsrichtung unterzugehen pflegten, wo sie heute aufgehen, und wie sie dort aufgingen, wo sie heute untergehen“. Und meint: „Zu gewissen Zeiten hat das Weltall seine gegenwärtige Kreisbewegung und zu anderen Zeiten dreht es sich in entgegengesetzter Richtung. … Von allen Wandlungen, die sich am Himmel abspielen, ist diese Umkehrung die größte und umfassendste. … Es ist um diese Zeit ein großes Austilgen von Tieren insgesamt, und nur ein kleiner Teil der Menschenrasse kommt davon.“

Bei weiteren griechischen Schriftstellern vor und nach Plato taucht dieses Thema auf (Sophokles, Euripides; ich erspare mir die Zitate).

Laut Velikovsky schilderte Seneca in seinem Drama „Thyestes“ „in großartiger Weise die Umstände, unter denen sich die Umkehr der Sonne am Morgenhimmel vollzog“ und ließ „dabei viel tiefes Wissen um die Naturerscheinungen erkennen. Als die Sonne ihren Lauf umkehrte, den Tag in Olymp-Mitte (mittags) verlöschend , und die untergehende Sonne der Morgenröte entgegeneilte, fragten die Menschen furchterfüllt: ‚Sind wir unter allen Menschen ausersehen, dass der Himmel, seiner Pole beraubt, über uns kommen soll? Ist unserer Zeit der letzte Tag gekommen?“

Aristoteles berichtet, dass die Phytagoräer zwischen der linksgerichteten und der rechtsgerichteten Bewegung des Himmels unterschieden. Usw.

Ein weiterer lateinischer Schriftsteller berichtet von Völkern an der Südgrenze Ägyptens: „Die Einwohner dieses Landes sagen, sie hätten es von ihren Vorfahren, dass die Sonnwe jetzt dort untergeht, wo sie früher aufging.“

Velikovsky zitiert weitere Berichte bzw. Quellen aus Cina, Syrien, Mexiko. Azteken. Mayas. Außerdem grönländische Eskimos und zahlreiche hebräische Textstellen, auch den Koran. Andeutungen zum Thema gibt es auch in einem finnischen Epos.

Diese Fleißarbeit meinerseits muss genügen. In einem anderen Faden empfahl Detlev vor kurzem, Velikovsky zu lesen, und dem kann ich nur zustimmen, nachdem ich etwa die Hälfte dieses einen Buches von ihm hinter mir habe. Vieles, was hier, auch in diesem Faden diskutiert wird, ist ein zentrales Thema der Arbeit Velikovskys – nachvollziehbar aufbereitet für jemanden, der tiefer in die Materie einsteigen will. Im Eingangsbeitrag dieses Fadens wird Velikovsky übergangen, als hätte es seine Arbeiten gar nicht gegeben, was meiner Ansicht nach zumindest schwach ist. Auch wenn wir uns über eventuelle künftige Geschehen hier auseinandersetzen – die Untersuchung vergangener Ereignisse und ihrer Berichte darüber könnte in diesem Fall äußerst nützlich sein.

Gruß
Richard


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