Re: Zwang zum Wirtschaftswachsum? (auch @NoPasaran)

Geschrieben von NoPasaran am 02. Februar 2005 23:22:56:

Als Antwort auf: Zwang zum Wirtschaftswachsum? (auch @NoPasaran) geschrieben von Johannes am 02. Februar 2005 15:35:55:

Hallo Johannes,

da hammer ein Problem im Moment, wenn's denn eins ist: Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, nicht zu niedrig, daß ich Dir erst am oder nach Sonntag ausführlich werd' antworten können.

Auf die Schnelle - und das ist jetzt, ironischerweise, etwas selbstreferentiell, aber auf die Schnelle geht's eben nicht anders: Die Sache mit dem unserem System inhärenten Zwang zum Wachstum ist elementar an die Zinsstruktur des Geldes gekoppelt.

Da gibt's etwas, wofür ich im begrifflichen Instrumentarium aller sogenannten Wirtschaftswissenschaft(en) - von nun an sWw - einfach nichts find, sprich: Diese Etwas existiert im Kosmos der sWw nicht, und es hat zu tun mit - ja, letztlich Gerechtigkeit.

Das, was Du jemand, der Dir Geld leiht, an Zins zahlst - nämlich: Geliehenes Geld als solches zurückzuzahlen ist ja wohl selbstverständlich -, das ist eine Art Leistung, die Du bei dem ablieferst, der Dir das Geld geliehen hat, dafür, daß er das tat - das ist so in etwa die heute gängige Begründung.

Jetzt laß' uns Geld mal als eine Kraft auffassen - hübsch eso das, aber im Moment zum modellieren sehr nützlich. Jemand leiht Dir Geld - sprich gibt Dir Kraft, die ihm zu irgendeinem ausgehandelten Zeitpunkt zurückzugeben Du Dich verpflichtest. Der Clou ist nun, daß in diesem Kontext die Tatsache Verzinsung bedeutet, daß Du insgesamt mehr Kraft zurückgeben mußt, als Du erhalten hast - und diese zusätzliche Kraft muß ja nun irgendwo her kommen, wenn Du nicht schlechter dabei aussteigen willst, als Du davor dagestanden bist, und das geht nur, indem man das ganze Werkl immer höher drehen läßt, unter Inkaufnahme periodischer Systemzusammenbrüche - in etwa die Geschichte des westlichen Wirtschaftssystems seit, sagen wir mal, der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts.

Nämlich, das mal weitergesponnen: Wir stecken alle in diesem System drin, prisoners of a chain gang, und jeder saugt irgendwie an jedem, mit dem er's machen kann, herum - Copyright by Satanas, please allow him to introduce himself, der Obersauger höchstpersönlich. Das ist, wo der ganze Zauber herkommt.

Ich weiß, daß man diesem Ansatz vorwerfen kann, er sei atavistisch und das sei ein magisches Weltbild, und wo, bitte, bleibe denn hier die Aufklärung und weiß der Geier was noch, aber ich bin mir hübsch sicher, daß derartige Dinge auf solchen Ebenen einfach sinnvoller modellierbar sind. Das Ganze ist ein typisches Kontext/Inhalt-Problem: Das kriegst Du mit der heutigen BWL-Denke nicht in den Griff, daß kann mit dieser Art von Denke nicht modelliert werden, ergo existiert's in diesem Modell nicht, ergo ist es mit Standard-BWL-Talk nicht zu handeln. Oder anderstrum: Die sWw - und alle, die daran glauben - hat/haben da einen riesigen blinden Fleck, den Du erst zu sehen bekommst, wenn Du den Kontext betrachtest, in dem das Ganze steht, und Kontext zu fassen zu kriegen kann hübsch aufregend sein und auf Trab halten.

So in etwa.

lg NoPasaran


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