Re: Zwang zum Wirtschaftswachsum? (auch @NoPasaran)

Geschrieben von NoPasaran am 03. Februar 2005 12:57:15:

Als Antwort auf: Re: Zwang zum Wirtschaftswachsum? (auch @NoPasaran) geschrieben von Bonnie am 03. Februar 2005 11:34:15:

Bonnie,

nochmal, kurz, weil ich im Moment nicht viel Zeit hab:

Und ich habe es auch schon ein paar Mal gesagt: Das ist einfach nur lächerlich, mich der Systemkonformität und der Denkfaulheit zu bezichtigen *gg*. Wer mich kennt, weiß, daß ich immer querdenke und mich nie an Dogmen halte. Und schon gar nicht an das, was man mir in der "Schule" oder "Universität" versucht, beizubringen. Aber wo sie nun mal recht haben, haben sie recht.

Ich bezichtige Dich nicht der Denkfaulheit. Was ich behaupte, ist, daß es da etwas gibt, das Du offenbar nicht durchblickst, und das hat nichts mit Denkfaulheit zu tun, sondern mit Denkstrukturen. Du kannst innerhalb Deiner Denkstrukturen rödeln, soviel Du willst, als Gegenteil zu 'denkfaul sein', das Problem liegt aber einfach woanders, nämlich in den Denkstrukturen, und denen kommst Du nicht mit sozusagen Innerhalb-Gerödel auf die Schliche.

Das hat gewisse Paralellen zum Gödel'schen Unbestimmbarkeitstheorem, aber das ist eben Mathematik und nicht, was sich halt so Wirtschaftswissenschaften schimpft.

Und so, wie Du behauptest, daß

Aber wo sie nun mal recht haben, haben sie recht.

behaupte ich, daß dem eben nicht so ist. Warum, das ist wiederum eine andere Frage, aber Tatsache ist, wie ich auch schon mal gesagt hab', daß es, was die Bewertung der Resultate unseres Wirtschaftssystems betrifft, eigentlich nur drei Möglichkeiten gibt: Böse Absicht, grottenschlechte Theorien, oder beides.

Warum hast du denn wieder nicht auf das Argument geantwortet, daß derjenige, der verleiht, ja auch vorher auf "Kraft" verzichtet hat und es somit eine ausgeglichene Bilanz gibt ?

Die Kraft, die da im Spiel ist, hat eine grundlegende Eigenschaft: Sie geht verloren, wenn man sie zu horten versucht. Aber das läßt sich mit den gängigen Wirtschaftstheorien nicht modellieren, die haben kein Instrumentarium dafür. Als Beispiel: Leute haben jahrhundertelang geglaubt, die Erde sei eine Scheibe. Das hat zwar das Weltbild der Leute geformt, nicht aber den Planeten selber. Erst die Erkenntnis, daß es sich um eine mehr oder minder Kugel handeln könnte, öffnete den Raum für neue Entdeckungen. (Wobei das, was mit den neu entdeckten Ländern veranstaltet wurde, ein Kapitel für sich ist, darum geht's hier nicht.)

Und genauso ist es mit dem Geld- und Wirtschaftssystem. Wenn Du da von Annahmen ausgehst, die nicht zutreffen, dann ändert das nichts an den Gegebenheiten, die du abzubilden versuchst, aber Du bekommst möglicher- bis wahrscheinlicherweise Resultate, die nicht dem entsprechen, was Du intendiertst - und das ist genau das, was wir mit unserem Wirtschaftssystem erleben, siehe grottenschlechte Theorien. Oder hältst Du etwa die weltweit, mostly in Afrika, so an die dreißig Hungertoten pro Minute, tausendachthundert pro Stunde, dreiundvierzigtausend pro Tag, für ein besonders erstrebenswertes Resultat ? Das hat unmittelbar mit unserem Wirtschaftssystem zu tun, Bonnie, und dieses Wirtschaftssystem ist letzten Endes eine Funktion des Geldsystems. Das ist nämlich das, was dieses Wirtschaftssystem der Erde, und uns, die wir momentan hier festhängen, antut: Ein gigantischer astraler Schleier des Todes, der um diesen Planeten hängt und das Licht Gottes runterdämpft bis auf ein Level, bei dem's nicht mehr automatisch für jede(n) wahrnehm- und erlebbar ist.

Was nun die vorhin von Dir angesprochene 'ausgeglichene Bilanz' betrifft: Soweit ich das kapiert hab', würde das in einem auf Freigeld basierenden System etwas anders laufen, kleine Ursache, große Wierkung. Wenn Du Geld hast, hast Du zwei Möglichkeiten: Du kannst es entweder einfach behalten, dann verliert's peu a peu an Wert. Oder Du kannst es herleihen, dann muß für den Wertverlust des Geldes der aufkommen, dem Du es geliehen hast. Es ist, als ob ein zentraler Parameter des momentanen Systems einfach ein bißchen verschoben würde, das ist alles, denn auch heute ist es ja so, daß Du davon profitierst, Geld herzuleihen.

Unter dem allen drunter liegt - und das wird mit viel BlaBla vernebelt - ein Satz von Grundannnahmen über die Natur der Welt und unseres Lebens, daß nämlich unsere Welt auf Fressen und gefressen-werden basiert, daß letztlich jeder für sich selbst sorgen muß, daß am weitesten kommt, wer die massivsten Ellenbogen hat, und daß man halt notfalls sich auch auf Kosten anderer durchsetzen muß, wenn's anders nicht geht. Wenn Du in so einer Welt leben willst, bitte, meinen Segen hast Du dazu, gute Unterhaltung - denn Deine Glaubenssatzsysteme formen unmittelbar Deine Realität.

Ich hab' im Moment nicht die Zeit, da jetzt weiterzuschreiben, das wird, wenn überhaupt, vor Sonntag nix werden. Aber ich bin mir im Moment nicht sicher, ob das was bringt, weil ich den Eindruck hab', daß Du nicht imstande bist zu kapieren, wovon ich rede. Nicht, weil Du denkfaul wärst, sondern Deiner Denkstrukturen und/oder Glaubenssatzsysteme wegen.

lg NoPasaran


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