Re: Ein bißchen Polsprung...

Geschrieben von BBouvier am 13. Januar 2005 19:00:08:

Als Antwort auf: Ein bißchen Polsprung... geschrieben von Tarman am 13. Januar 2005 18:39:12:

Hallo, Tarmann!

Soweit, so gut...

Unter "Polsprung" läuft jedoch noch eine dritte Variante:
Nämlich (gemeinsame) Verschiebung der Schollen der äussersten Hülle.
(Die haste leider nicht analysiert.)
So dass die stabile Drehachse an einer anderen Stelle liegt,
relativ zu den Schollen.
Und nur DIE haben ihre Position geändert.
Und das wirkt! dann, als sei der Drehpunkt woanders.
Und sowas scheint "alle Nase lang" zu passieren....

Gruss,
BB


>Eigentlich wollte ich nie wieder etwas zum Thema Polsprung posten, aber was interessiert mich mein Geschwätz von gestern angesichts neuer Erkenntnisse?
>Bevor ich mit dem Neuen beginne, möchte ich ein paar Tatsachen zusammenfassen und wiederholen. Es gibt zwei unterschiedliche Arten des Polsprunges: Den magnetischen Polsprung (Verlagerung bzw. Umkehr der Magnetpole der Erde) und den physikalischen Polsprung (Verlagerung der Erdachse). Der magnetische Polsprung ist wissenschaftlich nachgewiesen und eigentlich überfällig. Danach muß man sich an die neuen Himmelsrichtungen gewöhnen, welche die magnetischen Kompasse anzeigen, die sonstigen Auswirkungen sind minimal.
>Eine Verlagerung der Erdachse wurde bisher nicht nachgewiesen. Es geht dabei nicht um Schwankungen um ein paar Zentimeter, wie sie jüngst bei dem Seebeben aufgetreten sind. Ich spreche hier 1.000 Kilometern oder mehr. Die Folgen wären verheerend, abgesehen davon, daß sich neue Eiskappen bilden, kommt es zu Tsunamis, Erdbeben und Beschleunigungs-Effekten, bei denen "man" mal eben gegen eine Wand fliegt.
>Es gibt Hypothesen, daß sich solche Polsprünge bereits ereignet haben. Diese sind aber wissenschaftlich nicht anerkannt. Wer möchte, kann sie gerne unten anfügen, doch diese zu diskutieren ist nicht mein Thema.
>Verkleinern wir die Erde im Maßstab 1cm gleich 250km, so haben wir einen Medizinball vor uns mit 50cm Durchmesser. Im Zentrum dieses Balles befindet sich eine Bowling-Kugel aus Eisen, mit etwa 24cm Durchmesser. Diese stellt den Erdkern dar, der dank des hohen Drucks trotz Temperaturen von 6.000 Kelvin fest ist. Die Oberfläche des Medizinballes bildet eine Eierschale mit einer Dicke von ein bis zwei Millimetern. Das ist die Erdkruste, auf der wir leben. Zwischen Eierschale und Bowlingkugel befindet sich ein zähflüssiger Matsch aus geschmolzenem Gestein.
>Falls jemand die Hohlwelt-Theorie propagieren möchte: Dann sähe die Modell-Kugel anders aus, aber da der Drehimpuls hauptsächlich im äußeren Erdmantel steckt, würde das an meinen weiteren Ausführungen nichts ändern.
>Diese Kugel rotiert reibungsfrei im Nichts. In 16 Metern Entfernung rotiert noch eine andere Kugel aus Stein, mit einem Durchmesser von 12cm. Dieser Mond stabilisiert die Erdachse zusätzlich.
>Es gibt Kräfte im Erdinnern, die unsere Erdkugel ein wenig "taumeln" lassen, wie jüngst gesehen. Doch selbst Gebirgsauffaltungen von der dreifachen Höhe des Mount Everest wären in diesem Maßstab nur eine Unebenheit von einem Millimeter. Für plötzlich auftretende kontinentgroße Kavernen im Erdinneren, mit entsprechender Verlagerung der Masse und Veränderung des Drehimpulses bzw. der Erdachse gibt es keine bekannte Ursache. Sollte es also zu einem Polsprung kommen, so nur als Folge einer äußerlichen Einwirkung.
>Es gibt zwei mögliche äußere Einwirkungen: Der Vorbeiflug eines genügend großen Himmelskörpers mit Austausch von magnetischen und gravitativen Wirkungen und der Impakt.
>Vorbeiflug eines Himmelskörpers
>Für diese Hypothese gibt es zwei bekannte Verfechter: Velikovsky und Stitchin bzw. Zetatalk. Ich möchte auf diese Hypothesen nur kurz eingehen, aber zugleich vorausschicken, daß eine solche Einwirkung durch einen GROSSEN Himmelskörper tatsächlich einen Polsprung auslösen könnte.
>Laut Velikovsky hat vor einigen tausend Jahren der Planet Jupiter den heutigen Planeten Venus ausgespuckt (woraus die Griechen die Göttin Athene gemacht haben, die aus dem Kopf von Zeus geboren wurde). Dieser neue Planet ist ins innere Sonnensystem gewandert und hat dabei die Erde knapp verfehlt. Es kam zum Polsprung, der die Mammuts in Sibirien eingefroren hat und zu einer Veränderung der Jahreslänge von 360 auf 365 Tagen.
>Ist das möglich?
>Abgesehen davon, daß es keine bekannte Ursache gibt, wieso Jupiter einen Planeten gebären sollte, kann so etwas tatsächlich passieren. Wenn ein Planet sich von außerhalb des Sonnensystems im Sichtschutz des Jupiter anschleicht und für unsere Altvorderen, die noch keine Weltraum-Teleskope besaßen, "plötzlich" hinter Jupiter auftaucht, wäre das für die eine planetare Geburt. Wenn dieser kalte Eisbrocken (der ja in sonnenfernen Gefilden erst einmal auskühlte) dann noch die äußere Hülle der Sonne durchfliegt, kommt er schnell auf Backofen-Temperatur.
>Ist dieses Szenario wahrscheinlich?
>Nein. Aber kurz nach den Schüssen von Sarajewo hat auch niemand den Ausbruch eines Weltkrieges für wahrscheinlich gehalten.
>Die von Stitchin und Zetatalk verbreitete Hypothese spricht von einem Planeten namens Nibiru, der zu unserem Sonnensystem gehört und eine extrem exzentrische Umlaufbahn besitzt. Ca. alle 4.000 Jahre gelangt er in Erdnähe und sorgt dabei für Kataklysmen, unter anderem Polsprünge. Laut Stitchin ist Nebiru von einer intelligenten Rasse bewohnt, den "Anunaki". Nach den Zetas ist Nibiru ein "brauner Zwerg" mit der mehrfachen Masse des Jupiters und die Anunaki leben auf einem seiner Monde.
>Ist das möglich?
>Ja, als Auslöser von Polsprüngen wäre das eine Erklärung. Aber: Falls Niburu ein "Gründungsmitglied" unseres Sonnensystems ist, hat er mittlerweile eine Million Umkreisungen der Sonne hinter sich. Also eine Million Gelegenheiten, mit anderen Planeten zu kollidieren. Falls er also nicht gezielt gegen die Erde fliegt und ansonsten außerhalb der Ekliptik steht, ist ein Überleben dieses Zeitraumes für einen solchen Körper extrem unwahrscheinlich.
>Einschlag eines Himmelskörpers
>Der Yukatan-Impakt, der uns Säugetieren die Dinosaurier vom Hals geschafft hat, wurde von einem Asteroiden verursacht, der 10km Durchmesser hatte und mit 60.000 km/h eingeschlagen ist. Das entspricht 16,7 km/sec.
>Stellen wir uns nun einen Himmelskörper vor, der 125km Durchmesser besitzt und mit 50.000 km/sec einschlägt! Dieser Einschlag würde die Erde vollständig vom lästigen Homo Sapiens befreien, nicht wahr? Und einen Polsprung...
>Nein, keinen Polsprung.
>Verglichen mit dem Medizinball ist dieser Einschlag eine Schmeißfliege, die sich mit 1m/sec daran ihr Köpflein stößt. Ersetzen wir die Fliege durch eine Kugel aus Gold, Durchmesser 5mm, die wir mit dem Finger gegen unseren Medizinball schnipsen. Vermutlich durchschlagen wir dabei die Eierschale und es läuft ein wenig Matsch aus, aber einen großen Einfluß auf die Rotation hat das nicht.
>Aus diesem Grund habe ich mich bisher entschieden gegen einen Polsprung durch Impakt ausgesprochen. Der Impakt eines genügend großen Himmelskörpers würde die Menschheit auslöschen und über einen Polsprung bräuchten wir uns keine Sorgen mehr zu machen.
>Bei einem nächtlichen Chat kam mir jedoch ein neuer Gedanke. Neben der normalen Materie mit einer der Erde vergleichbaren Dichte gibt es noch andere, exotischere Formen der Materie.
>Die Schwarzen Löcher sind allgemein bekannt, zumindest die beiden Arten, die bereits nachgewiesen sind. Die einen sind die Stellaren Schwarzen Löcher, die anderen die Galaktischen Schwarzen Löcher. Beides sind Überreste ehemaliger Riesensonnen. Galaktische Schwarze Löcher leuchteten in der Frühzeit des Universums, explodierten als Supernovae und haben sich seither ordentlich Speck angefuttert. Sie enthalten Millionen Sonnenmassen und sind in den Zentren von Galaxien zu finden.
>Stellare Schwarze Löcher sind jünger, aber auch das Ergebnis von Supernova-Eyplosionen. Sie enthalten ein bis zehn Sonnenmassen. (Inzwischen hat man auch noch schwerere gefunden, bzw. indirekt nachgewiesen.)
>Vor Galaktischen Schwarzen Löchern brauchen wir uns nicht zu fürchten, die sind genügend weit weg. Sollte uns jedoch einmal ein Stellares Schwarzes loch besuchen, dann dürfen wir ihm beitreten, mit unserem ganzen Sonnensystem. Über Polsprünge brauchen wir dann nicht mehr nachzudenken.
>Es gibt jedoch (theoretisch) noch eine dritte Art Schwarzer Löcher, die von Stephen Hawking postuliert wurden und die sich während des Urknalls gebildet haben sollen. Diese "Mini-Black-Holes" enthalten sehr wenig Masse und sind entsprechend klein. Laut Hwaking sollten sie "ausdampfen" und schließlich explodieren, doch solche Explosionen sind noch nie beobachtet worden. Deshalb ist es ungewiß, ob es diese Hawking-Löcher wirklich gibt.
>Nehmen wir an, ein solches Winz-Loch nähere sich der Erde. Es habe die Masse des Erdmondes und eine Geschwindigkeit von 20 km/sec. Sein Durchmesser: ca. 1 cm!
>Wenn dieses Loch die Erde trifft, gibt es nur einen minimalen Impakt. Auch der Austritt verursacht kaum Schäden. Es durchfliegt jedoch die Erde entweder durch den Mittelpunkt oder als "Streifschuß" in einer leicht gekrümmten Bahn. Zwischendurch "futtert" es ein wenig, doch die so mitgenommene Materie ist minimal. Entscheidend ist, daß es bei 8.000 km Durchflugslänge 400 Sekunden im Inneren der Erde ist und dabei mit seiner Gravitation den "Kreisel Erde" erheblich stört!
>Das Ergebnis ist eine Verlagerung der Erdachse, allerdings abhängig von Auftreffen und Durchflugsrichtung.
>Der Polsprung käme für uns aus dem Nichts! Ein Objekt, das absolut schwarz und winzig klein ist, können unsere Teleskope nicht erfassen. Selbst Stellare Schwarze Löcher können nur indirekt nachgewiesen werden, wenn sie Bestandteil eines Mehrfach-Sternsystems sind und ihre "Geschwister" kannibalisieren. Mit 50% Wahrscheinlichkeit liegen Eintritt und Austritt im Meer. Selbst wenn es mitten in einer Großstadt herunterkäme, hätte ein Wolkenkratzer einen sauberen Durchschuß und nur eine gewisse Reststrahlung würde die Ursache verraten. Das Loch selbst entschwindet in den Tiefen des Weltalls und wir dürfen hier unten erst mal aufräumen - nach dem Polsprung.
>Warum saugt dieses Mini-Loch nicht die Erde auf?
>Das Mini-Loch muß schneller sein als die Fluchtgeschwindigkeit der Erde, also schneller als 11,2 km/sec. Dann verläßt es die Erde wieder und entschwindet. Ist es langsamer, wird es von der Erde eingefangen. Dann verschwindet nach und nach die Erde, denn das kleine Ungeheuer hat die Zeit, den Brocken zu verspeisen. Bei einem Durchflug mit entsprechend hoher Geschwindigkeit genießt es zwar ein Festmahl, aber für die Erde ist der Verlust vernachlässigbar und der hinterlassene Durchflug-Kanal schließt sich schnell wieder.
>Eine noch interessantere Variante
>Neben dem Schwarzen Loch gibt es noch eine weitere Form superdichter Materie: Den Neutronenstern. Dabei hat die Restmasse nach einer Supernova-Explosion nicht ausgereicht, um ein schwarzes Loch zu erzeugen, statt dessen ist ein "riesiger" Atomkern entstanden, also ein Körper mit der Masse unserer Sonne, der gerade 10km durchmißt.
>Wenn dank der Verdichtungen kurz nach dem Urknall Mini-Black-Holes entstehen konnten, sind auch "Mini-Neutronen-Sterne" denkbar. Unser Erdmond schrumpft dabei auf die Größe eines Fußballes zusammen. Was wäre, wenn ein solches Objekt die Erde träfe?
>Anders als das Schwarze Loch, das sich gewissermaßen seinen Weg "freisaugt", wirkt das Neutronenfragment wie ein Gewehrschuß auf den Medizinball. Es wird beim Durchflug abgebremst, benötigt also eine höhere Ausgangsgeschwindigkeit als das Schwarze Loch. Der Impakt ist heftiger, aber keine Weltkatastrophe. Beim Durchflug entstehen in der Erde Schockwellen, die einen "Mantle-Slip" auslösen könnten, also eine Verschiebung der Erdkruste gegenüber dem Erdkern und so allein einen veritablen Polsprung. Zusätzlich tritt die Gravitationswirkung auf, wie beim schwarzen Loch.
>Interessant wird es am Austrittspunkt. Das kleine Miststück wirkt nämlich wie ein Dum-Dum-Geschoß und erzeugt eine recht beeindruckende Austritts-Eruption. Dabei wird Material in die Atmosphäre geschleudert - und vermutlich darüber hinaus - das die Sonne verdunkelt. Vulkanische Gase werden frei und vergiften Teile der Atmosphäre. Der Austritt hätte das Potential, eine dreitägige Finsternis zu erzeugen, bei der es ziemlich ungesund ist, im Freien ungeschützt zu atmen.
>Aber sollten wir das alles überstehen - Vulkanasche ist ein guter Dünger. Die nächsten Ernten dürften also ziemlich üppig ausfallen.
>Viel Spaß beim weiterdenken!
> Tarman


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