DER GELBE STRICH

Geschrieben von Quergl am 02. September 2004 23:12:47:

Der Gelbe Strich

Teil I
Der Vormarsch der russischen Armeen nach Westen hatte für ein kaum vorstellbares Leid und Chaos in der Bundesrepublik gesorgt. Der Überfall kam derart überraschend und wurde von russischer Seite aus mit einer so unglaublichen Brutalität geführt, dass bereits am ersten Kriegstag Polen und der Osten der BRD praktisch überrollt wurde. Die entscheidend strategische Waffe war hierbei das Räumgerät RG23, eine Art gepanzerter gigantischer Monster-LKW, der mit einer Leermasse von 116 Tonnen von zwei der größten Gasturbinen angetrieben wurde, die jemals in der Verkehrstechnik zum Einsatz kamen. Mit seinem tonnenschweren Schiebeschild pflügte das RG23 bei einer Räumgeschwindigkeit von 130km alles von der Autobahn, was sich Ihm und den nachfolgenden Truppen in den Weg stellte. Es gab kein Landfahrzeug (von Bergbaugerät für Tagebaue einmal abgesehen) was dem RG23 einen wirklichen Widerstand entgegensetzen konnte. Durch die hohe Marschgeschwindigkeit der auf den Bundesdeutschen Autobahnen vorrückenden Truppen konnte der Russe Raum gewinnen und hatte bereits am ersten Kriegstag weit mehr als tausend Kilometer in westliche Richtung eingenommen.

Der Widerstand im Westen formierte sich nur zögerlich, was aber nicht so schlimm war, da auch der russische Vorstoß erst einmal durch Nachschubprobleme zum Erliegen gekommen war.
Zeitgleich mit der Verlangsamung des russischen Vorstoßes brachten die Roten ihre zweite strategische Waffe im westlichen Teil Deutschlands und in Frankreich zum Einsatz. Die neue nicht abfangbare Interkontinentalrakete TOPOL vom Typ PMD-5G-3. Die Rakete war durchweg mit einer neuen Art von Mehrfach-EMP-Sprengköpfen kleinster Bauart bestückt. Nicht einmal einhundert Gramm Uran sorgten für eine nukleare Primärexplosion, die von der Wirkung her aber nur wenig über der Sprengkraft einer konventionellen Aerosolbombe lag.
Doch Millisekunden, bevor die beginnende Kerndetonation den Sprengkopf vollständig atomisieren konnte, wurde die zerstörerische Druckwelle des nuklearen Plasmas in einem umgebenden MHD-Generator in einen gewaltigen Elektromagnetischen Impuls umgesetzt.
Der Fallout der Waffe war vernachlässigbar gering. Das abgestrahlte Uran, welches von den panzerbrechenden Waffen der vorangegangen Kriege der neunziger Jahre auf dem Balkan tonnenweise in die Umwelt gelangt war, wog da schlimmer. Dieser EMP-Sprengkopf konnte fast als „sauber“ bezeichnet werden. Er war das glänzende Meisterstück der russischen Physikerelite.

Fast durchweg fiel schlagartig die gesamte Elektronik in den dichter besiedelten Gebieten Westeuropas für immer aus. Über jeder Stadt ab einer Einwohnerzahl von 50.000 und über jedem Elektrizitätswerk war ein EMP-Satz gezündet worden und hatte so in einem Radius von 80km an sämtlicher Elektronik irreperable Schäden hinterlassen. Mit kastastrophaler Folge und fast flächendeckend. Während im besetzten Osten noch alles vollständig intakt war, lief in den Ballungsgebieten des Westens gar nichts mehr. Die Mischung aus fehlender Elektrizität und defekter Elektronik war tödlich. Krankenhäuser schlossen, Medikamente waren zwar im Land, konnten aber nicht mehr geliefert werden, geschweige denn wusste man, wo welches Präparat in den gigantischen Hochregallagern der ehemaligen Pharmariesen lagen. Computer waren zerstört, Fahrzeugelektronik beschädigt. Daher standen Fahrzeuge standen dort, wo sie zuletzt gefahren waren und blockierten alle Transportwege. Kein Taschenrechner, keine Kasse, keine Waage, keine Heizungsanlage, keine Wasserpumpe der Stadtwerke, keine Tankstelle, keine Kläranlage, kein Strom, keine Maschine, kein Radio, kein Fernseher, kein Funkgerät. Nichts ging mehr. Nur in den Dörfern abseits größerer Städte waren Geräte noch funktionsfähig, aber nun ohne Strom. Als erstes begannen die Funkamateure auf dem Land Ihre Stationen batteriebetrieben oder mit den Notstromaggregaten der Landwirte in Funktion zu nehmen. Die Nachrichten, welche aus dem Osten empfangen wurden waren grauenvoll. Das Militär zwang die männliche Bevölkerung mit Gewalt zum Eintritt in die russische Armee. Sämtliche wehrfähigen Männer sollten in Todeskommandos mit bloßen Händen gegen die eigene westliche Verteidigung vorgehen, um deren Kräfte und Munition zu binden.
Wer sich weigerte der russischen Armee beizutreten oder mit den Besatzern zu kooperieren wurde kurzerhand exekutiert.

Da der Nachschub aus dem Osten für die Besatzer zögerlich heranrollte und selbst Patronen in den besetzten Gebieten aufgrund der zu erwartenden massiven Kämpfe im Westen kostbar war, bedienten sie sich dazu einer Art mobiler, dieselgetriebener Köpfmaschine. Ganze Strassenzüge waren in Berlin Kreuzberg vom Blut rot gefärbt, da sich gerade die türkischen Bewohner standhaft weigerten den Russen zu Diensten zu sein. Übereinanderquellende Leiber erschwerten die Funktionsweise, so dass die Maschine mehrfach umgesetzt werden musste. Der Geruch frischen Blutes mischte sich mit dem Gestank des billigen Wodkas der Bedienungsmannschaften...

Während sich im Osten Deutschlands die Männer weitestgehend kampflos in Ihr Schicksal fügten und in die Speziellen Frontkommandos der Roten Armee (SFK´s) assimiliert wurden, was sicher der jahrzehntelangen Gehirnwäsche der Presse und des Fernsehens zuzuschreiben war, gab es im übrigen Osten aber auch aktiven Widerstand. Wie im Juni 1953 ging hier der Kampf von den tschechischen Bürgern in Prag aus. Der heldenhafte Partisanenkampf in Prag weitete sich trotz immenser Verluste innerhalb kürzester Zeit zu einer Massenbewegung innerhalb Tschechiens aus. Die Russen zogen sich am sechsten Tag überraschend aus der Stadt zurück, was mit großem Jubel in ganz Westeuropa aufgenommen wurde.
Am siebten Tag existierte Prag nicht mehr. Mehrere, von den abziehenden Truppen im Netz der Prager Metro zurückgelassenen A-Waffen hatten die Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Der Krieg hatte sich zu einem Atomaren gewandelt.



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