irrige Erwartungen

Geschrieben von BBouvier am 17. Juli 2007 11:48:43:

Der gemeine Mensch,
- von der Forderung der französischen Revolution ausgehend:
alle Menschen sollten doch bitte gleich sein,
(und das gründlich missverstehend) -
vermeint, dann wären sie es wohl auch.
Und Jeder könne mit der rechten Anleitung und
dem rechten Wollen auch alles das,
was Andere vermöchten.
Man müsse ihm nur rechte Gelegenheit dazu geben.

Ergebnisse der Zwillingsforschung
widerlegen diese Hypothese.

Aber die Angelegenheit ist noch viel komplexer:
Hinzutreten zur persönlichen Fähigkeit,
die offenbar eine rein „physikalische“ ist,
muss ein breites seelisches(!) Umfeld
des Kulturellen treten, um gewisse Sonderleistungen zu erzielen.

Um das zu verdeutlichen, wähle ich das Feld der Musik,
der Komposition.
In Erwartung von Einsprüchen nämlich:
Mexikanische Kinderfrauen, tibetanische Lastenträger,
arabische Eseltreiber, peruanische Taxifahrer,
US-Drogendealer, sie alle könnten
auf dem Gebiet z.B. der Physik auch erstaunlich-einmaliges leisten,
man liesse sie nur nicht...

Wer hindert heute einen
der obig Aufgezählten Milliarden Menschen denn daran,
nur einen einzigen Satz Musik ähnlich Mendelssohn zu schreiben,
nur ein kleines Stückchen „Klavier“ wie Mozart,
nur eine kurze Einganssequenz eines Opus, wie Beethoven?
Unglaublicher Ruhm, gefolgt von finanziellem Segen wäre ihm sicher.
Nichts da:
Es geht eben nicht! (mehr)

Heutige "Musik" ist bereits verkommen, zu kakaphonischem
Rumgestotter sich entblössender Horrorgestalten.
Noch in meiner Jugend summte die Strasse billige Schlager:
Vorbei.

Und genauso wenig können sie alle
– selbst bei intensivster Ausbildung –
etwas völlig Neues auf anderen Gebieten sich erdenken.

Alle grossartigen physikalischen Durchbrüche
und geistigen Sonderleistungen konzentrieren
sich auf Europa
(beziehungsweise auf europäische Nachkommen auf anderen Kontinenten)
und auf „unsere“ Epoche seit Karl dem Grossen.

Nach dem künftigen Ende der europäischen Zivilisation
beginnt einst ein neuer Kulturkreis:
Und dieser ist über Jahrhunderte hinweg per se frei von „Technik“.
Denn „Technik“ gehört zur Zivilisation!
Und „Zivilisation“ ist die Epoche,
die sich an „Kultur“ anschliesst!

Viele andere Kulturkreise hat die Welt gesehen.
Gegen Ende – in der Phase „Zivilisation“ -
hatte eine jede eine Zeit der „Technik“.
Die Kreise sind zu Staub zerfallen,
ohne „technisch“ je etwas mit „heute“
auch nur annähernd vergleichbares hinterlassen zu haben.

Und da ist auch nie je ein einziger „Mendelssohn“ aufgetreten.
Nie ein Leonardo.
Nie ein Siemens.
Nie ein Daimler.
Nie ein Liebig.
Nie ein Tesla.

Man soll sich da nichts vormachen:
"Europa" lässt sich nicht wiederholen.

BB



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