Re: erst mit dem Christentum kam Europa nach vorne!
Geschrieben von Taurec am 18. Juli 2007 11:47:05:
Als Antwort auf: Re: erst mit dem Christentum kam Europa nach vorne! geschrieben von Wizard am 18. Juli 2007 03:30:25:
Hallo!
Feudalherrschaft ist eine Herrschaftsform der Kultur, weil sich mit ihr zwangsläufig Stände entwickeln, die gleich Organen eines Lebewesens Funktionen wahrnehmen. Damit sind solche Herrschaftsformen unvermeidbar. Da hat nichts mit dem Christentum zu tun. Die Kirche hat sich da natürlich voll eingefügt und ebenfalls feudale Strukturen entwickelt, waren ihre Vertreter doch ebenfalls von Kultur beseelt.
Darüber hinaus glaube ich, daß wir ohne Christianisierung heute nicht viel anders dastehen würden. Die Religion würde ich tatsächlich der äußeren Form einer Kultur zuordnen und berührt damit nicht die darunterliegende Seele. Was die Vertreter der Kirche mit dem Christentum angestellt haben, hätten sie ebenso mit germanischen Naturglauben getan. Zu den sich ausbildenden Ständen gehört in jeder Kultur ein Priesterstand, der sich auch entsprechend gebärdet wie es die Kirche bei uns tat. In Adel und Priestertum drücken sich in der Kultur zwei grundlegende Weltauffassungen aus, die weltliche, logische auf Tatsachen beruhende und die geistliche, moralisch wertende. Das sind Urstände, die es in jeder Kultur gibt.
Seit der Aufklärung haben wir uns der Religion ohnehin grüdlich entledigt. Dabei wäre es völlig egal gewesen, ob wir an Odin oder Jesus geglaubt hätten. Dieser Schritt findet am Ende jeder Kultur statt und die seitdem stattgefundene technische "Explosion" war ebenfalls von der Art der Religion unbeeinflusst. Bis dahin, und das wurde erst langsam aufgebrochen, war die Vermittlung von Wissen nämlich an die Zugehörigkeit zu gewissen Ständen gebunden. Zudem hätten ein Bauer oder Handwerker von sich aus kaum ein Interesse gehabt, abstraktes Wissen, beispielsweise über die Bewegung von Himmelskörpern, zu erfahren. Er war doch so zufrieden wie er lebte und hatte ebenso nichts gegen Leibeigenschaft, sofern er nur genug hatte, um seine Familie zu ernähren und in seiner Umgebung in persönlicher Freiheit zu leben. Ausnahmen, wo es zu Aufständen kam, weil der Adel in seiner Funktion versagte und allzu brutal vorging, bestätigen die Regel (Stichwort "Sendlinger Mordweihnacht").
Wie Du an anderer Stelle schreibst, wollen die meisten Menschen nur geführt werden. Genauso verhält es sich auch.Gruß
Taurec
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- Re: erst mit dem Christentum kam Europa nach vorne! Eichbaum 18.07.2007 18:14 (0)