Nordkorea hat Atombombe gezündet

Geschrieben von Thorshammer am 09. Oktober 2006 09:13:15:

Quelle:20min

Nordkorea hat Atombombe gezündet

Allen internationalen Appellen zum Trotz hat Nordkorea am Morgen eine Atombombe mit einer Sprengkraft von 550 000 Kilo TNT gezündet. Russland hat den nordkoreanischen Atombombentest bestätigt: «Es ist hundert Prozent sicher, dass es eine unterirdische Atomexplosion war.»

Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA sprach von einem grossen Erfolg. Aus dem Versuchsgelände sei keine Radioaktivität ausgetreten. «Der Atomwaffentest ist ein historisches Ereignis, das unser Militär und unser Volk glücklich macht», hiess es bei KCNA. «Der Atomwaffentest wird dazu beitragen, den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel und in der umliegenden Region zu erhalten.» Nordkorea habe sich stets eine so mächtige und zuverlässige Waffe zur Selbstverteidigung gewünscht. Offenbar wurde die chinesische Regierung 20 Minuten vor dem Test gewarnt.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf Verteidigungsexperten, das Experiment habe um 10.36 Uhr Ortszeit (03.36 Uhr MESZ) in Hwaderi nahe der Stadt Kilju stattgefunden. Ein Beamter der Behörde zur seismischen Überwachung der Region bestätigte im AP-Gespräch, dass um diese Zeit eine Erderschütterung mit einer Stärke von 3,6 auf der Moment-Magnitude registriert worden sei. Der nordkoreanische Atomtest hatte eine Sprengkraft von 550 Tonnen TNT, erklärte ein Sprecher des staatlichen Koreanischen Instituts für Geowissenschaften, Park Chang Soo.

Russland hat den nordkoreanischen Atombombentest bestätigt. Die russischen Überwachungssysteme haben «den Test einer Atomwaffe in Nordkorea entdeckt», zitierte die Nachrichtenagentur Itar-Tass Generalleutnant Wladimir Werchowzew aus dem Verteidigungsministerium.

Die USA wollten einen Atomtest zunächst noch nicht bestätigen. Das amerikanische Amt für geologische Beobachtungen hat in Nordkorea eine Erderschütterung der Stärke 4,2 auf der Moment-Magnitude registriert. Diese habe sich zum Zeitpunkt des von Pjöngjang gemeldeten Atomwaffentests ereignet, erklärte ein Sprecher des Instituts in Colorado am Montag. Vorerst sei es allerdings unmöglich zu bestätigen, ob es sich wirklich um einen unterirdischen Waffentest oder um ein Erdbeben gehandelt habe.

Südkorea warnte das nördliche Nachbarland vor einer nuklearen Aufrüstung. «Unsere Regierung wird auf ernste Weise reagieren, in Übereinstimmung mit dem Prinzip, dass es kein Nordkorea duldet, das über die Atombombe verfügt», erklärte Präsidentensprecher Yoon Tae Young in Seoul.

Das Verhalten Nordkoreas sei eine «schwere Bedrohung des Friedens und der Stabilität nicht nur auf der koreanischen Halbinsel, sondern auch in Nordostasien», sagte Yoon. Pjöngjang trample auf der Erwartung der internationalen Gemeinschaft herum, den Atomstreit auf friedliche Weise durch einen Dialog beizulegen.

«Unser Militär, basiert auf dem Bündnis mit den USA, ist vollständig auf jegliche Provokation Nordkoreas eingestellt», erklärte der Sprecher weiter.

Im Fernen Osten wurde am Montag nach Behördenangaben keine erhöhte Strahlung festgestellt. «Es gibt keine Bedrohung für die Bevölkerung», erklärte der regionale Zivilschutz in der Hafenstadt Wladiwostok. Eine politische Reaktion Russlands auf den Atomtest steht noch aus.

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe, der sich am Montag zu Gesprächen mit Präsident Roh in Südkorea aufhielt, erklärte, man müsse sich zunächst noch vergewissern, ob der nordkoreanische Atomwaffentest auch tatsächlich stattgefunden habe. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete, setzte die Regierung aber sofort einen Sonderausschuss ein, um eine angemessene Reaktion zu erarbeiten. Japan hat schon in der vergangenen Woche angekündigt, man werde sich für harte Sanktionen einsetzen, falls die Regierung in Pjöngjang die Appelle der internationalen Staatengemeinschaft ignoriere.

USA wollen Resolution

US-Regierungsbeamte kündigten an, sie wollten sich im UNO-Sicherheitsrat für eine «extrem starke» Nordkorea-Resolution einsetzen. Danach soll es allen UNO-Mitgliedern verboten werden, Raketentechnologien für Nordkoreas Atomwaffenprogramm zu liefern. Die USA wollten ausserdem auf harte Strafmassnahmen im Handelsbereich dringen, dabei aber Öllieferungen ausnehmen.

Die Vereinigten Staaten erklärten, mehrere Expertengremium seien zurzeit damit beschäftigt, die Meldung aus Nordkorea zu verifizieren. Erst dann werde eine offizielle Stellungnahme erfolgen, verlautete aus Regierungskreisen in Washington.

Nordkorea hat in der vergangenen Woche bekannt gegeben, es werde «zur Abschreckung einer möglichen Invasion der Vereinigten Staaten» erstmals eine Atomwaffe testen. Die Ankündigung löste weltweit Besorgnis aus. Neben zahlreichen Staats- und Regierungschefs forderte auch der UN-Sicherheitsrat die Regierung in Pjöngjang auf, auf den Test zu verzichten.

Südkorea und Japan appellierten besonders intensiv an Nordkorea, keinen Atomwaffentest durchzuführen. Beim Besuch des japanischen Ministerpräsident Shinzo Abe in Peking bekräftigten Japan und China am Wochenende diesen Appell noch einmal. Von Peking aus reiste Abe nach Seoul weiter.

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