zur leichenfledderei (Schauungen & Prophezeiungen)

detlef, Mittwoch, 31.05.2023, 00:17 (vor 337 Tagen) @ Ulrich (1490 Aufrufe)

'n'abend,
.

ich habs wieder getan und mich da durchgehangelt:

(ich kann das Wort Schauung nicht mehr leiden)

war fuer mich auch gewoehnungsbeduerftig. sueddeutscher dialekt. im norden hat man voraus- oder hellgesehen.
"Schau" ruft in mir immer erinnerungen an einen nasskalten winter als "schauermann" (verstauer) im hafen auf. damals in den seeligen stueckgutzeiten. auch wenn wahrschauen (warnen) schon eher passen wuerde.

1)

Bei die Alltagswahrnehmung überlagerndem "eins-zu-eins" Vorausgesehenem (ich kann das Wort Schauung nicht mehr leiden) kenne ich ausschließlich einen mehrstündigen, maximal zweitägigen zeitlichen Periskop-Effekt, aber niemals nicht Wochen oder Monate. Ich würde sogar bezweifeln, ob ich/man das nach Wochen/Monaten noch selbstkritisch genug von einem vermeintlichen Deja-Dingsda unterscheiden könnte. Was ich zeitlichen Periskop-Effekt nenne, hat hin und wieder auch seine räumliche Entsprechung, wenn man vorab sieht, wer vor der Tür eines Zimmers vorbeigehen wird, zu einer Tür hereinkommen wird oder (dies aus dritter Hand, aber analog) mit wem man, um die nächste Hausecke gehend, zusammenstoßen wird. Sowas ist zweifelsfrei von Deja-Dingsdas zu unterscheiden, weil man bis zur realen Wahrnehmung die klare Erinnerung daran hat und gewissermaßen darauf warten kann.

ich glaub, da bist du auf dem "woodway".
in mir steigt immer mehr der verdacht auf, dass die bleibende, oder verblassende deutlichkeit von schauungen hellsichten davon abhaengen, wieviel bedeutung der seher ihnen zumisst. das wuerde auch die déjà vús erklaeren. das koennten dann nie ins bewusstsein vorgedrungene, oder aus ihm verblasste schauungen sein, die dann, beim realen eintreten diesen oh, das hab ich doch schon gesehen effect hervorrufen wuerden.

Bei schemenhaft skizziertem, aber mit ausreichend markanten Merkmalen versehenen die Alltagswahrnehmung überlagernden Vorausgesehenem kenne ich Abstände von Tagen, Wochen, aber das hat dann nur einen Wiedererkennungswert von Merkmal zu Merkmal, von Szene zu Szene, und das ist niemals eins-zu-eins.

sowas kenn ich nicht. wenn bei mir ne schau ankommt, ist die klar und deutlich. wenn sie fuer mich unwichtig oder erledigt ist, dann verblasst sie. (z.b. die unfallsache wird immer undeutlicher. ist ja abgehakt) aber das kann zum teil am alter meines hirns liegen. ich geh mit der zeit immer oefter nochmal zurueck, weil ich nach ein paar schritten nicht mehr weiss, ob ich eine tuer abgeschlossen, oder nur zugezogen hab.

Ob man sich aus diesen beiden unterschiedlichen Sachverhalten die Theorie strickt, dass Ereignisse wie ein Pudding eine Garzeit benötigen, bevor sie zur wahrnehmbaren Realität gerinnen, oder ob es eine Entsprechung im Sinne von zeitlicher Kurzsichtigkeit (und Weitsichtigkeit?) gibt, das hängt dann eher davon ab, auf welche Weise man zu spinnen geneigt ist.

ich dreh das spinnrad mal vorwaerts. ich denk, der pudding kommt mundfertig auf den tisch. also, die schau ist komplett und fertig. wenn sich da noch was aendert, hat das mit der schau an sich nix zu tun. wenn sich da noch was aendert, ist dann die bewusste, oder unbewusste interpretation am werk. um beim pudding zu bleiben, dein suesser eckzahn bestellt sich schlagsahne beim unterbewusstsein. womit die schau im nachhinein beschaedigt, oder zerstoert ist.

bei dem folgenden buerstest du mich gegen den strich:

Was Du als "B-Kategorie" klassifiziert hast, was ich nicht kenne, nur aus dritter Hand, da hatte ich von jeher erhebliche Zweifel, wo die Grenze zu Tagtraum/Phantasie/Delirium genau verläuft.

Ohne irgend Jemandem auf die Füße treten zu wollen, nenne ich das mal "projektiver Schauungsfilter":

Wo Du (vorher zur See gefahren seiend, und "ich habe nur im bett und im badezimmer die waffe zwar griffbereit, aber nicht am koerper") Dich - nach der Flutkatastrophe - in verwegenen "Waterworld"-Szenen siehst, sehen sich andere mit Interessenschwerpunkt/beruflichem Schwerpunkt Katastrophenschutz in entgleisten sozialen Aufständen und/oder technischen Katastrophen, andere mit Interessenschwerpunkt/beruflichem Schwerpunkt Medizin in Pandemie-Seuchenszenarien, andere mit Interessenschwerpunkt/beruflichem
Schwerpunkt Astronomie/Kosmologie/Geologie im Umfeld von Naturkatastrophen, ein Kriegsveteran ("Damals, in den Ardennen...") sieht die Panzer wieder rollen, der Unterschichten-Fernseh-Geschädigte sieht Kampfstern Galactica und grüne Männchen, sich an den Zeitgeist anpassend, vermutlich demnächst regenbogenfarbige. Von den einschlägigen religiös verklärten Armageddon-Erwartern will ich da gar nicht mehr reden.

Mir drängt sich der Verdacht auf, dass sich da regelmäßig schemenhaft richtig gesehenes mit persönichen subjektiven Einfärbungen, die durch die eigenen Befürchtungen / Erwartungen / Wünsche gespeist werden mischt und bestenfalls vom Amtsarzt mit Biographie-Anamnese-Fragebogen noch irgendwie zu trennen ist.

mir will einfach nicht in den kopp, warum immer wieder versucht wird, das ganze thema in die psychisch angeditschte ecke zu draengeln.
ja, ich weiss, selbst hier im forum tummeln sich einige psychos. aber wir alle wissen, dass die nur ein auswuchs sind, da es ja nachgewiesenermassen das phaenomen eingetroffener schauungen gibt.

2)

wie oft haben wir/erfahren wir von trivialen schauungen?
meines wissens ist die ueberwiegende anzahl an schauungen/wahrtraeumen doch recht "bedeutungsschwanger".
wenn zukunftswissen rein zufaellig oder auch regelmaessig zurueckschwappen wuerde, duerften wir eine fifty-fifty verteilung zwischen bedeutsam und unwichtig erwarten.


ich gestehe, bei mir scheint ein ausgeprägter Filter zu vorabgesehenen Trivialitäten vorzuliegen. Möglicherweise sogar die Umkehrung zu dem, wovon Du ausgehst, so in Richtung: Das trivialste Ereignis des Tages / der Woche.

ich bin nicht sicher, ob ich meine damalige meinung noch unterschreiben kann.
mein eindruck heute ist, dass der anteil trivialer schauungen immer groesser wird.
(vielleicht liegt das daran, dass mein leben ruhiger, trivialer geworden ist? weniger moegliche ereignisse, vor denen ich gewarnt werden muss? wer weiss? hinnerk jedenfalls nicht)

3)

hmmm. ich bin ueberzeugt, spoekenkiekerei, egal welcher art, kommt ungerufen, oder garnicht.
erzwungene phaenomene sind, bestenfalls, nicht zuverlaessig, und schlimmstenfalls ne art autosuggestion.


ja, aber der Umkehrschluss gilt nicht: ungerufene spoekenkiekerei ist nicht schon dadurch zuverlässig, dass sie ungerufen kommt.

dieser meinung bin ich immer noch.
und, ja, du hast recht. allerdings nehme ich an, dass die wahrscheinlichkeit unzuverlaessig zu sein, bei erzwungenen schauungen groesser sein duerfte.

MEIN Hund apportiert mir den Hasen, der ungerufene Hund dagegen macht ihn mir ggf. streitig oder pieselt mir ans Bein.

das beispiel hinkt auf drei beinen. DEIN hund kriegt pruegel, wenn er nicht anschleppt, was du willst. versuch mal den(nicht dein) sender deiner schau zu pruegeln. (den sender einer schau pruegeln koennen nur die, die denken, das komme alles aus ihnen selbst)
zweites bein - streitig gemacht, oder zerrissen wird dein hase erst hier im forum von den interpreten.
drittes bein - wenn dir ein fremder hund ans bein pinkelt, ist er wohl der meinung, dass der geruch deiner fuesse dringend eine ansprechendere duftmarke braucht.

4), 5), 6) ...
ich plädiere dafür, Opus Detlef, 29503-02.10.2015-03:05 ( https://schauungen.de/forum/index.php?id=29503 ) angesichts der in den letzten acht Jahren gewonnenen Irrungen und Wirrungen zu reanimieren.

friedhofsschaender!
wenn wir den reanimieren, haben wir hoechstens nen zombie.
halten wir ihn in mehr oder weniger ehrfuerchtiger erinnerung und in ruhe.
wir sind genug irre, um neu zu wirren.

- Hut, Mantel, Haustuer -


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