Änderung des Sinns (Freie Themen)

Bea, Freitag, 26.02.2021, 22:02 (vor 1170 Tagen) @ Taurec (2421 Aufrufe)

Hallo!

Es ist also nicht davon auszugehen, dass die griechische Kultur auf diesem Satz aufgebaut war.


Und wenn Du Deine meinetwegen korrektere Übersetzung des Satzes in meinen Beitrag einfügst, ändert sich dann etwas an dem von mir Ausgesagten und Gemeinten?


Nun, ich denke schon.
Eine einzelne Aussage, die sich lediglich auf ein bestimmtes Ereignis bezieht und auch noch in anderem Sinn gemeint war, lässt eben keine allgemeingültigen Rückschlüsse auf eine Kultur zu.

Vielmehr findet man heute immer mehr Hinweise darauf, dass die alten Griechen über lange Zeit unvermutete technische Fähigkeiten verfügten - siehe zB den Mechanismus von Antikythera oder die archimedische Schraube.


Ich schrieb allerdings nicht, daß die Griechen keine Technik gehabt hätten, sondern daß ihre Technik anders gewesen sei.
Du argumentierst aber davon ausgehend, ich hätte die griechische Technikfähigkeit geleugnet, wobei Du natürlich (typisch faustisch) das eigene Technikverständnis als das Non­plus­ul­t­ra betrachtest und zur "Ehrenrettung" der Griechen möglichst modern anmutende singuläre Erfindungen anführst.

Da habe ich mich wohl ungenau ausgedrückt - ich hatte nicht verstanden, dass du den Griechen Technik absprichst, sondern dass du ihrer Technik nicht den gleichen Stellenwert, wie bei uns zuordnest.
Technik hat aber überall die gleiche Funktion - sie dient dazu, den Menschen das Leben zu erleichtern und seine Ziele besser zu erreichen.

Diese Erfindungen bleiben aber nichts weiter als singuläre Einzelfälle, die geradezu glänzend bestätigen, was ich schrieb. > Während der ganzen Antike gab es zwar Erfindungen, aber keine der abendländischen vergleichbare technische Revolution, > >obwohl Griechen und Römer uns intelligenzmäßig keinesfalls unterlegen waren.
Woran mag das wohl liegen?

Die Zeit war noch nicht reif dafür.
Die Menschheit hat ihr Wissen ja nicht über Nacht erlangt, sondern nach und nach.
Und das Wissen und die Versuche und Irrtümer der Ahnen bilden das Fundament des heutigen Wissens.

Wie dem auch immer sei, Faust war sicherlich kein Erfinder, sondern ein Suchender in einem eher spirituellen Sinn.

Du hast nicht verstanden, daß es um Fausts Geisteshaltung und den faustischen Gelehrten als Typus geht, der sich in jedem > abendländischen Entdecker, gleich auf welchem Gebiete, widerspiegelt. Die abendländische Kultur ist davon trotz aller in
ihr auftretenden Variationen in ähnlicher Weise bestimmt, wie ein Werk klassischer Musik von Thema und Tonart bestimmt
werden, woraus sich Charakter und Wirkung des Stücks insgesamt ergeben.

Natürlich habe ich das verstanden, das ist ja genau mein Kritikpunkt - Faust war kein Erfinder usw.
Er repräsentiert als Archetypus eine Minderheit und ganz sicher nicht die, die den technischen Fortschritt vorangetrieben hat.

Darum glaube ich nicht, dass die abendländische Kultur wirklich als faustisch bezeichnet werden kann, wenngleich es natürlich auch in ihr immer mal wieder faustische Menschen gab und gibt.


In Wirklichkeit ist es so, daß es in jeder anderen Kultur einzelne Menschen gab und gibt, die man als faustisch bezeichnen kann. Nur die abendländische Kultur ist in ihrer Gestalt insgesamt faustisch, während es in ihr aber durchaus Menschen gibt, auf die dieser Begriff nicht zutrifft, weil in ihnen die Kultur nicht oder nur in geringem Maße in Erscheinung tritt.

Wo triffst du denn all die faustischen Menschen?

Daß die gesamte Entwicklung unseres Kulturkreises nach über 1000 Jahren in eine Situation gemündet hat, die den Wert dieser Entwicklung und den Sinn unseres Daseins insgesamt in Frage stellt, weil sie offenbar eine massive Auflehnung gegen Gott und die Natur darstellt, die scheitern muß, bildet die abgrundtiefe Tragik unserer Geschichte. Das ist als Tatsache schlicht auszuhalten und aus dem absehbaren Schiffbruch das Beste zu machen.

Na ja - mir scheint eher, unsere Kultur scheitert an einer übermäßigen Machtkonzentration.


Grüße, Bea


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