@gurban (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Freitag, 27.10.2023, 21:46 (vor 182 Tagen) @ gurban (965 Aufrufe)

Hallo Gregor,

Danke für den Link und die Überstzung.

Swami Durch-Ananda erzählt:

Die Mundaka-Upanishad gibt ein wunderbares Beispiel einer Spinne, die aus Material, das sie in ihrem eigenen Körper findet, ein Netz erschafft.
Die Spinne ist sowohl Schöpfer als auch Material für ihr Netz, und Ishvara ist sowohl Schöpfer als auch Material für das Universum.

Er bezieht sich auf diesen Vers:

Wie eine Spinne ausläßt und einzieht [den Faden],
Wie auf der Erde sprießen die Gewächse,
Wie auf Haupt und Leib des Menschen, der lebt, die Haare,
So aus dem Unvergänglichen alles, was hier ist.

(Übersetzung: Paul Deussen (Kiel 1897/19052)

Als erbauliche Lyrik ist nichts dagegen zu sagen, seit Loriots "Melusine":
"Kraweel! Kraweel!/ Taubtrüber Ginst am Musenhain,/ trübtauber Hain am Musenginst./ Kraweel! Kraweel!"

Aber als Schöpfungsmythos ist das noch nicht mal halb zu Ende gedacht und wirft die Frage auf: Was macht Ishvara in seinem Alltag, wenn er nicht träumt?

Was soll das denn für eine Analogie sein, die drei Beispiele verwendet, um daraus eine Schlussfolgerung zu ziehen, die in krassem Gegensatz zur Schnittmenge aller drei Beispiele steht?

Das Material, aus dem die Spinne ihr Netz spinnt, stammt räumlich gesehen zweifellos "aus ihr selbst", aber ohne Nahrung, die im Fressen ANDERER Insekten besteht, wirds nix mit dem Netz.
Die Gewächse auf der Erde sprießen, so lange sie mit ausreichend mineralischen und organischen Nährstoffen versorgt sind, für deren Aufbereitung und Bereitstellung ein ganzes Heer ANDERER Organismus sorgt, ohne den die "Gewächse" aufgeschmissen wären.
Für die haarsträubende Haar-"Analogie" gilt selbiges. Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass "Alles eins ist"? :rotfl:

Dies sind einige der erhabensten Lehren des Advaita Vedanta, und sie sind oft schwer zu verstehen.

Glücklicherweise kann die Traummetapher einen Großteil dieser Schwierigkeit beseitigen.

Wenn das "einige der erhabensten Lehren des Advaita Vedanta" sind, dann ist das armselig.
Mir ist klar, dass der Advaita Vedanta in ähnlich misslicher Lage ist wie der Katholizismus, die als "reine Lehre" angesehenen "Wahrheiten", die jedoch tatsächlich Dogmen sind, gegen Trittbrettfahrer zu verteidigen, wofür die Vertreter des traditionellen Advaita Vedanta den Begriff "Neo-Advaita" erfunden haben, gegen den sie sich vehement abzugrenzen suchen ("Neo-Advaita Recovery Zone" https://www.neo-advaita.org )
Aber was hilft das, die Konformität zur traditionellen "reinen Lehre" zu pflegen (was Swami Dingsda unbestritten tut), wenn deren eigene Grundlagen auf so dünnem Eis stehen wie in obigem Beispiel?

Die Grenze zwischen "erhabenem" Advaita Vedanta und kommerziellem "Neo-Advaita" sind dann so überflüssig wie die Unterscheidung zwischen Monty Pythons "Volksfront von Judäa" und der "Judäischen Volksfront".

Da kann man nur sagen: Träum weiter...

Zur Immunisierung und ggf. zur Rekonvaleszenz nach Infektion empfehle ich: "Erleuchtet, aber keine Ahnung" von Matthias Pöhm.
https://www.poehm.com/buch-erleuchtet-aber-keine-ahnung

Einige Kostproben des Unsinns, den Ramana Maharshi (in dessen Tradition Swami Durch-Ananda steht) unters Volk streute, finden sich hier:
https://www.spiritueller-blog.com/irrtuemer-kritik-an-ramana-maharshi

Gruß
Ulrich, heute unversöhnlich, weil schlecht geträumt


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