Bluexit und Gustafssons Kanada-Kriege (Freie Themen)

Ranma (乱馬), Sonntag, 22.07.2018, 06:09 (vor 2106 Tagen) @ Ranma (乱馬) (1650 Aufrufe)

Hallo!

In Kalifornien wird im kommenden November gewählt und ein Gericht hat wohl schon untersagt, daß dabei über die Teilung Kaliforniens abgestimmt werden dürfe. Scheint also eine ziemlich ernste Idee zu sein. Andererseits soll es schon über zweihundert Versuche gegeben haben, Kalifornien in mehrere Staaten aufzuteilen. Also sollte man einen weiteren Versuch nicht ernstnehmen?

[image]

Beim diesjährigen Vorschlag fällt auf, daß es ein Nordkalifornien und ein Südkalifornien geben soll, die beide ungefähr gleich groß sein würden, aber der dritte Teil nur ein Rest ist, der aus Los Angeles und seinen Vorstädten besteht und den Namen Kalifornien beibehalten darf. Es geht also eigentlich darum, Los Angeles und die Wohngebiete der durch Hollywood reichen Leute aus dem Staat rauszuwerfen. Eine Begründung für die Dreiteilung ist offizjell, daß es sich bei den drei Teilen um Gebiete mit Wohlstandsunterschieden handelt und die drei Teile darum unterschiedlich besteuert werden müßten. Seltsam finde ich dabei nur, daß Südkalifornien wohl trotzdem Disneyland (gehört zu Anaheim) bekommen soll:

[image]

Es gab schon mehrere seltsame Versuche, Staaten der USA zu teilen (folgendes ist nur ein Beispiel, weil ein thumbnail in einem Link anscheinend nicht funktioniert):

[image]

Nachdem solche Versuche alle nicht geklappt haben, kann man deshalb davon ausgehen, daß sich auch die Vereinigten Staaten nicht voneinander trennen werden?

Martin Armstrong stellt fest, daß einige Staaten die Einwohner anderer Staaten abkassieren. Damit würden Leute abkassiert, die in dem Staat, der die Rechnungen ausstellt, nicht demokratisch vertreten sind. Das wiederum war auch mal bei den englischen Kolonien in Nordamerika der Fall und genau das war der Grund, warum sich die Kolonien zu den USA vereinigten und sich für unabhängig erklärten. Einige Staaten wiederholen also heute genau das, was zum Unabhängigkeitskrieg führte. Noch mehr Leute hassen einfach nur Donald Trump, die republikanische Partei, die Staaten in denen die gewählt wird, und generell das fly-over country. Darum firmiert eine mögliche Zweiteilung der USA zur Zeit als Bluexit. Der wird zur Zeit von vielen Amis diskutiert, zumindest den der demokratischen Partei Nahestehenden, aber dabei scheinen je ungefähr die Hälfte die Idee ernstzunehmen und die andere Hälfte die Idee als völligen Schwachsinn abzutun.

Manche meinen dazu, daß die Zweiteilung der USA sogar noch die friedlichste Lösung wäre:

[img]https://assets1.bigthink.com/system/tinymce_assets/8812/original/Jesse_Kelly's_Map.png?1523610699[/img]

Manche Leute bevorzugen sogar eine Fünfteilung, die müßte laut einer Umfrage so aussehen:

[image]

Als am durchdachtesten gilt eine Teilung anhand jeder Menge Subkulturen:

[image]


Das ist allerdings etwas, das kein Ami ernsthaft in Betracht zieht. Die meisten Vorschläge zum Bluexit auch nicht, nichtmal unter jenen, die den Bluexit selbst schon ernstmeinen. Der kreativste Vorschlag dürfte dieser sein:

[image]

An dem stören sich vor allem Kanadier. Übrigens auch daran, den Krieg von 1812 als kanadischen zu bezeichnen, denn Kanada wurde erst ein halbes Jahrhundert später unabhängig. Es waren englische Soldaten, die 1812 die nach Washington benannte Stadt einnahmen und dort das Kapitol und das Weiße Haus in Brand steckten.

Anton Johansson hatte seine Vision im Jahr 1907. Die Leute jener Zeit hatten noch keinerlei Vorstellung davon, was im zwanzigsten Jahrhundert passieren würde, sondern ihnen war die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts so präsent wie uns die des zwanzigsten. In Nordamerika konnten also sehr wohl Kriege stattfinden. Die USA vergrößerten sich jedoch nur noch, also schien ein weiterer Bürgerkrieg dort ausgeschlossen. Das hatten die einfach hinter sich. In der Tat kam es im zwanzigsten Jahrhundert zu keinem weiterem Bürgerkrieg in Nordamerika. Daß die Vision Johanssons noch weiter in die Zukunft reichen würde, das hatte sich wahrscheinlich auch noch mitten im zwanzigsten Jahrhundert niemand vorgestellt. Trotzdem sah Johansson kriegerische Handlungen in Nordamerika und meinte es fänden vielleicht noch fünf Kriege dort statt. Wer sollte dort also Krieg führen, es gibt dort doch nur Kanada und die USA?

Hier im Forum wurde diese Stelle der Vision schon so interpretiert, daß Russland in Nordamerika einfallen würde und darum in Nordamerika, vielleicht auf kanadischem Boden, gekämpft werden würde. Aber die USA sind inzwischen so geschwächt, daß Russland keinerlei Grund mehr für so eine Aktion hat. Russland geht solche Risiken nicht ohne verdammt guten Grund ein. Also dürfte sich das ausschließen lassen.

Wenn sich jedoch Teile von den USA abspalten, dann wird es Konflikte darum geben, wer die wahren USA sind und wer die Atomwaffen erben wird. Das dürfte kaum ohne militärische Auseinandersetzung abgehen. Sollen die fünf Konflikte kurz nacheinander erfolgen, dann sind dafür mindestens vier Parteien erforderlich. An den Vorschlägen zur Teilung, insbesondere dem zur Teilung Kaliforniens, läßt sich schon sehen, daß nach einer Zweiteilung wahrscheinlich bald der Süden wegbrechen wird. Los Angeles dürfte eine Exklave der blauen Staaten werden. Hawaii und Alaska können sich wahrscheinlich darauf verlassen von den Konfliktparteien weit genug entfernt zu sein. Möglicherweise trennen sich nach den Staaten mit vielen Latinos noch Staaten mit vielen Asiaten ab (vor allem das Silicon Valley, das aber einiges Hinterland brauchen wird, um wirtschaftlich selbstständig sein zu können). Das sollte die nordamerikanischen Kriege aus Johanssons Vision erklären, während die Interpretation als Kriege gegen Kanada von Gustafsson stammen dürfte.

Gruß,
Ranma


Gesamter Strang: