Stärke und Wahrheit vereint (Schauungen & Prophezeiungen)

grumpf, Sonntag, 19.01.2014, 12:50 (vor 3756 Tagen) @ Baldur (3822 Aufrufe)
bearbeitet von grumpf, Sonntag, 19.01.2014, 13:20

Hallo,

es geht ja nicht darum, emotional als "Gutmensch" durch die Gegend zu laufen und passive Unterwürfigkeit zu zeigen, um dann nach Strich und Faden ausgenützt zu werden.
Wie Du richtig sagst, Baldur, würde hier nur das titanische Gesetz der brutalen Stärke greifen: Fressen oder Gefressenwerden. Und der liebe, brave Gutmensch würde irgendwann mal unter schwersten Depressionen leiden, weil all seine Liebes-Philosophien nicht wahr werden. Warum nicht? Weil er seine angebliche Liebe nur ein Deckmaltel für eigene Schwäche, vielleicht sogar Feigheit war.
Genauso fatal wäre ein titanenhaftes Umsich-Schlagen, nur um alles Im-Weg-Stehende zur Seite zu räumen, wie es im kleinen Gefängnis (= Knast) und im großen Gefängnis** (= sogenannte Zivilisation) oft bis meist der Fall ist.


Wer echte Liebe und aufrechte Selbstlosigkeit praktizieren will, also die Tugenden des alten Rittertums als Lebens-Ritus zelebrieren möchte, dessen Wahrhaftigkeit und Selbst-Disziplin muß so hoch sein, daß er extreme Persönlichkeits-Stärke/Durchsetzungsvermögen und aufrechte Herzens-Liebe ( ich meine nicht emotionale Liebes-Duseleien damit !!) vereinen muß.
Denn das Herz-Bewußtsein alleine ist schwächlich und zaghaft. Es kann zertreten werden.
Kraft und Stärke alleine sind roh und führen nur zur Gier nach Macht, Geld, Ansehen etc. - eben zum großen Fehler unserer Zeit.
Vereine jedoch den Aspekt der Kraft und Macht (über sich selbst!) mit dem Aspekt der gebenden Liebe, und es passieren wahrlich wunderbare Dinge im Leben.
In Indien verkörpert die Göttin Kali gleichzeitig den Aspekt der höchsten Liebe mit dem Aspekt der Kraft, des Krieges und der Zerstörung (aller alten Strukturen, um dem Neuen Platz zu schaffen). Eine wunderbaaree Symbolik, wie ich meine.

Ich spreche nicht als Theoretiker. Kampfkunst ist ein wesentlicher Faktor in meinem Leben, woraus aber erst wirkliche Liebes-Fähigkeit erblühte, aber nicht aus Unterwürfigkeit, sondern weil ich bereit war, für das Wirken der Liebeskraft auch beherzt einzutreten und zu kämpfen. Das hat mit Wangehinhalten wahrlich nicht viel zu tun.

Weil in diesem Faden Religiöses zur Sprache kam: Steht nicht eindeutig in den Evangelien: "Ich bin nicht gekommen, um Friede zu bringen, sondern das Schwert!"
Für mich bedeutet das auch die Aufforderung, für seine eigene Wahrhaftigkeit und das beherzte Wirken der eigenen gebenden Liebe auch zu kämpfen.
Und diese Liebe ist seltenst sanft und weich.
Ich habe weiter oben ja einen kleinen Witz eingebracht:
https://schauungen.de/forum/index.php?id=23893
Die liebe, brava Mama aus diesem Witz hat ihrem Söhnchen wohl kaum geholfen. Sohnemann wäre verweichlicht geworden. Doch der Psychologe, der ihm die Ohrfeige wohl heftigst verpaßt hätte, hat ihm geholfen.

Wer von den beiden verkörpert nun die wirklich helfende Liebe ?

Wir hatten in den nordischen Mysterien um die Gottheit Thor eine wunderbare Allegorie, die zur Verschmelzung des weiblichen und männlichen Seins (Liebes-Kraft und Stärke) in einem wirklich erwachten, lebensfähigen Menscheh hinweist.
Thor (der Aspekt der Stärke und der Unbeugsamkeit) wurde von einem Riesen seines Hammers Mjølnir beraubt. Um den Hammer wiederzuerlangen, riet ihm Loki, er müsse sich als die Göttin Freya verkleiden, so maskiert nach Jotunheimen (Land der Riesen) reisen, um dem Riesenkönig den Hammer (Symbol für den Phallus) wieder abzujagen. Das tat Thor auch - und die Sache klappte. Was steckt aber dahinter: Er, der Aspekt des Mutes und des Kampfes konnte seine symbolhafte, phallische Kampfkraft erst (wieder)erlangen, indem er sich mit dem weiblichen Aspekt Freyas (= Liebe und Herzenswärme) kleidete. Sehr lehrreich.

Ich gehe sogar so weit und behaupte: wie will ich für etwas wirklich kämpfen, wenn ich den Feind (das Im-Wege-Stehende) nicht lieben kann? Nur durch Liebe kann ich es auch verwandeln.
Mein Jagdlehrer sagte mit einmal während der Ausbildung: "Töte niemals ein Tier, das du nicht auch lieben kannst."
Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen...

Schönen Sonntag !
grumpf

** Warum "großes Gefängnis" ? Nun, der Irrsinn schlägt Eskapaden, siehe z.B.:
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/neue-gadgets-e-skateboard-onewheel-trewgrip-keyboard-a-943933.html
Mit Liebe-Friede-Eierkuchen-Verhalten, würde der einzelne Mensch nur noch zum willenlosen Rädchen in diesem Getriebe. Ist ja nichts Neues...


Doch Schweigen ist dann angebracht,
fatal die Plapperei.
Die ritterliche Hohe Wacht,
ist keine Narretei,

sondern sei damit getarnt,
daß keine Augen ruh'n
auf des Narren Wahrheits-Pfad
und seinem stillen Tun.


Gesamter Strang: