Re: Reichen 245 Euro im Monat zum leben?

Geschrieben von Diana am 07. März 2005 07:19:19:

Als Antwort auf: Re: Reichen 245 Euro im Monat zum leben? geschrieben von Bonnie am 07. März 2005 00:29:15:

Hallo Bonnie,

hier muss ich trotzdem noch mal meinen Senf dazu geben...

>trotzdem kriegt er die 345.

Also absolute Zahl - ja. Dabei darf man aber auch nicht aus den Augen verlieren, dass bei vielen bereits an den Kosten der Unterkunft gekürzt wurde und wird, weil die angeblich "nicht angemessen" ist. Das heißt, die Differenz ist zusätzlich aus den 345 zu zahlen, wenn sich partout keine billigere Wohnung findet. Und hier können gerade die Arbeitslosen im Westen ein Lied singen - denn wie findet man in Großstädten wie München oder Stuttgart eine "billige" Wohnung? Und sollen denn dann alle Arbeitslosen in WGs ziehen?

>evtl. wird der Boden geebnet für noch weniger.

Ja, ganz sicher. Mehrfach wurde angedeutet, dass entsprechende Pläne längst in den Schubladen liegen. Im Gegenzug sollen die Zuverdienstmöglichkeiten verbessert werden. Solange es diese Möglichkeiten REAL auch GÄBE, wäre das ja auch in Ordnung. Was passiert aber mit denen, die keine Zuverdienstmöglichkeit finden, weil es schlicht keine gibt? Und wenn, was ist, wenn sie die nicht mehr erreichen können - weil kein Auto (mehr)? Weißt du, bei wie vielen Arbeitgebern die erste (!) Frage ist: "Haben Sie ein Auto?" Und wenn die Antwort lautet "nein", war's das.

>Man kann durchaus von dem Betrag leben, aber man muß knausern

Ja - und stell dir das mal als dauerhafte Perspektive vor... für einen Arbeitslosen über 50 zum Beispiel. Für den Rest des Lebens... denn auch die Rente wird dann wohl kaum höher.

>und sich gut ernähren. Die schlechten Kalorien (Milchschnitte und Co) sind meist prozentual teurer.

Ok - was meinst du speziell mit "sich gut ernähren"? Aber ich bin auch sicher, dass da bei vielen vieles im Argen liegt.

>Entschuldige, aber wozu braucht man Kino, wenn man 25 Kanäle im Free-TV hat ?

Sicher - womit dann wiederum das Klischee bedient wäre, die Alo's hocken eh den ganzen Tag vorm Fernseher...

>Außerdem gibt es auch in grösseren Städten Programmkino, da kann man billig ins Kino gehen. Es gibt Stadtbüchereien, man kann sich Bücher, CDs etc ausleihen.

Ja, kein Thema. Sicher das. Und was machst du mit all denen in den ländlichen Gebieten? Kein Kino. Keine Büchereien. Zum Teil schon überhaupt keinerlei Läden (mehr) vor Ort. Nichts. Und bald auch keine Post mehr... die Sparkassen schließen "unrentable" Filialen... Für alles, was zu erledigen ist, braucht man den Bus in den nächst größeren Ort.

>Ich meine schon, daß sich die finanzielle Situation von jemand, der arbeitet von der eines Menschen, der nicht arbeitet, unterscheiden sollte. Denn wenn das nicht der Fall ist, bleiben alle zuhause. Diese Situation hatten wir hier in D und ich bin mir noch nicht mal sicher, ob sie durch Hartz IV behoben ist.

Das ist vom Grundansatz her natürlich richtig - unterscheiden SOLLTE. Wenn also die Löhne irgendwann so niedrig sind, dass man davon schon kaum leben kann - wie weit drückt man das Geld für die "Nicht-Arbeitenden" dann noch? Bis null, um den Abstand zu wahren, unter allen Umständen?

Es bleiben nicht alle zuhause. Allein aus Neu-Fünf-Land pendeln Hunderttausende - auch wenn's sich's unterm Strich kaum mehr rechnet. Warum bleiben die dann nicht auch alle zuhause? Irgendwas stimmt nicht an dieser Logik.

Gar nichts ist mit Hartz IV "behoben" - es ist, wie wenn du aus einem Becken mit knietiefem Wasser, wo die "Faulen" ganz einfach nicht 'reinspringen wollten, noch 20 cm Wasser ablässt... und dich dann wunderst, wieso sie immer noch nicht 'reinspringen wollen. Du schiltst sie, sie wären ja "wasserscheu" und nur "zu faul" zum Schwimmen... und zu feige, vom 10-m-Turm zu springen... wo doch da erkennbar und ganz eindeutig WASSER da ist.

Was willst du denn mit Hartz IV beheben? Die Tatsache, dass jeden Tag weitere Tausende entlassen werden, obwohl die Unternehmen schon von allen Steuern "entlastet" wurden? Hören die Konzerne auf, die Vorstandsgehälter zu erhöhen, Leute zu entlassen und die Produktion zu verlagern - weil man den Arbeitslosen noch mal 50 oder 100 € im Monat wegnimmt?

Etwas ratlose Grüße

Diana


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