Re: Reichen 245 Euro im Monat zum leben?

Geschrieben von Wüstenrufer am 09. März 2005 15:39:54:

Als Antwort auf: Re: Reichen 245 Euro im Monat zum leben? geschrieben von Bonnie am 07. März 2005 12:41:53:

Hallo Bonnie!

Aber ich glaube, es bringt einen nicht weiter, dann die Schuld bei allen anderen zu suchen. Man neigt dazu, jeder hält sich für einen "guten" Menschen und es ist nicht leicht, sich einzugestehen, daß man anscheinend mal aufs falsche Pferd gesetzt hat. Man hat die falsche Ausbildung gewählt, man hat in einem entscheidenden Moment das falsche Angebot angenommen und jetzt steht man da und die Gesellschaft braucht anscheinend die Qualifikation, die man hat, nicht. Ist schwer, das einzugestehen. Aber man kommt weiter, wenn man genau daran arbeitet. Okay, ich hätte vielleicht besser das gemacht. Dann macht es eben jetzt. Was braucht die Wirtschaft ? Das macht man dann.

Was also tun? Eine neue Ausbildung? Der Ausbildungsplatz fehlt dann einem Jugendlichen. Oder falls Abitur vorhanden, ein (weiteres) Studium aufnehmen? Wer finanziert das?

In meinen Augen ist hingegen der Fehler vieler Langzeitarbeitsloser, sich nicht örtlich (!) verändern zu wollen. "Ich komme aus x-dorf, und da bleibe ich auch. Hier habe ich meine Freunde, hier kenne ich mich aus."
Sowohl innerhalb Deutschlands sollte man flexibel sein, sofern nicht ernsthafte Gründe für eine Beibehaltung des Wohnorts sprechen (z.B. Partner(in) hat dort einen guten Job), ansonsten lassen sich Umzüge auch mit Frau/Mann, kleinen Kindern oder dergleichen realisieren. Ja, und wenn man in Deutschland eben nichts findet, wofür gibt es die EU? Was hält einen davon ab, in anderen Mitgliedsstaaten auf Arbeitssuche zu gehen? Habe z.B. schon wiederholt gehört, daß arbeitslose deutsche Köche in Tirol gute Stellungen bekommen haben.
Und zumindest etwas Englisch spricht (fast) jeder, um sich erst mal in anderssprachigen Ländern über Wasser halten zu können.

Doch bleiben wir mal bei der Realität. Für einen Teil der Arbeitslosen wäre o.g. Maßnahme sicher mit Erfolg verbunden. Bei dem Gros vermutlich jedoch eher nicht.
Es ist nun mal Fakt, daß die Firmen lieber in Korea produzieren lassen, wo Löhne und Lohnnebenkosten nur ein Bruchteil von unseren sind. Dazu hat sich das Bildungsniveau in Deutschland drastisch verschoben. Hatten wir früher eine breite Schicht Hauptschüler, die anschließend Ausbildungen zu meist handwerklichen Tätigkeiten nachgingen bzw. als Arbeiter unterkamen, haben wir heute einen Haufen Abiturienten. Auf der Hauptschule sind (fast) nur noch Leute mit ernsthaften mentalen Einschränkungen oder Ausländer aus der südöstlichen Hemisphäre.
Im Gegenzug ist das Bildungsniveau an Gymnasien drastisch abgesackt (siehe PISA) - ist ja auch kein Wunder, wenn jeder Holzkopf heute mit Abitur rumläuft. Leute von der Realschule oder mit mittlerer Reife werden mitleidig belächelt. Wo soll das hinführen?


ratlose Grüße
vom
Wüstenrufer


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