Re: Reichen 245 Euro im Monat zum leben?

Geschrieben von werner am 08. März 2005 12:08:

Als Antwort auf: Re: Reichen 245 Euro im Monat zum leben? geschrieben von Diana am 08. März 2005 09:59:39:

>Auch Moin :o)
>>>Wer bereit ist, zu den angebotenen Löhnen zu arbeiten, findet stets genug Arbeit, um sich ausgelastet zu fühlen.
>>>Und wer Frauen hinterherzieht, der kann auch der Arbeit hinterherziehen.
>>>Geht auch im Wohnmobil und alles was lieb, teuer und sperrig ist, bleibt im Haus.
>>... aber das ist, höflich ausgedrückt, Unfug.
>Ich wollt's nicht so unhöflich sagen - ich hätte höchstens gefragt, WAS er unter "angebotenen Löhnen" versteht... So um die ein Euro bis Eins-fuffzig vielleicht...?
>>Klar, die Leute die noch Arbeit haben sollen am Besten 50 Stunden klotzen und der Rest gar nicht oder für 1 Euro als Sklave.
>Vor ein paar Jahren hieß es - die Arbeitszeit muss verkürzt werden, da würden Arbeitsplätze geschaffen. Jetzt heißt es, die Arbeitszeit müsse verlängert werden... weil: da werden Arbeitsplätze geschaffen! *kopfkratz*
>Viele Grüße
>Diana


Hallo Diana und die anderen

In den alten abhängigen Strukturen kann man in D natürlich nicht für 1,,5 € Effektivlohn arbeiten.
Da würde man keinesfalls in 24 Stunden die Miete für 24 Stunden reinarbeiten können.
Solche Gedanken halte ICH also für Unsinn.
Wenn ein Unternehmer Leute findet, die zu solchem Lohn arbeitet, weiß er natürlich, daß er Verlorene vor sich hat, denen er ALLES antun kann.
Dann sind wir gleich bei 14 Stunden mit 15 min Pinkelpause nach 7 Stunden.

Die neuen Strukturen sind längst da, nur noch nicht durchgängig installiert.
Ein Großteil existierender Firmen arbeitet schon mit stundenweise angeheuerten Selbsständigen.
Entweder in Teilbereichen, etwa nur die Betriebsschlosserei ,
oder in der kompletten Produktion und Planung.
Normalerweise sind dann nur noch Teile der Verwaltung konventionell abhängig beschäftigt.


Das sind erstmal erschreckende Verhältnisse.
Alles soziale und unternehmerische Risiko ist auf den Arbeiter selbst abgewälzt.
Zudem bekommen der nur Geld, wenn er auch eine Rechnung stellt.
Die wird auch noch aufwendig und kritisch geprüft.
Zahlungsfristen von 45 Tagen sind Durchschnitt.
Ist also nichts mit >8 Stunden Arbeit, für 8 Stunden Arbeit Geld auf dem Konto<.
Ist man nach der Arbeit müde und erledigt das Schriftliche nicht, geht man automatisch trotz harter Arbeit in Schulden unter, spätestens nach der Schätzung des Finanzamts.

Genau in der Selbstständigkeit des "Arbeitssklaven" liegt aber hier die Chance.

Da gibt's so viele Facetten, würde ein Roman werden.


Nur kurz , was mich angeht:

erwarte höflichen Umgang, denn kein Vertrag hindert mich am Gehen.

kann mir, wenn ich nicht vergesse, danach zu fragen, die Arbeiten herauspicken, die mir besonders liegen - für die übrigen steht sicherlich ein anderer Hiwi in der Schlange, der froh ist, wenn er was abbekommt.

wenn ich in etw. nicht gut bin und trotzdem Geld brauche, biete ich mich für wenig Lohn an, dann habe ich wenigstens etwas und keiner meckert rum, weil ich bin wenigstens nicht teuer.

bin ich in etwas gut, verlange ich mehr Geld. Klappt sicher dann, wenn es sich nicht um Sachen handelt, die ohnehin jeder kann.

habe es alleine selbst in der Hand, solches Preis/Leistungsverhältnis abzuliefern, daß sich der zuständige "Arbeitsverteiler" nächstens wieder an mich erinnert.

Von dem, was ich mir von solchen Jobs sparen kann, baue ich mir stückweise eine eigene Werkzeugausstattung in meiner Kernkompetenz auf, so daß sich meine Möglichkeiten schrittweise vergrößern.

bemerke einen interessanten Effekt: Die Kunden meiner "Arbeitgeber" springen ab, wenn dieser die Arbeit an ZU billige Hiwis abgibt. Es existiert eine vom Umgebungsniveau diktierte Grenze, unter der "gute" Arbeit nicht gebucht werden kann.
Wer reindrängt mit Billigstundensatz, ist entweder schlecht oder er erhöht nach wenigen Aufträgen.
Oder die Prokektleiter reißen sich auf der Baustelle die Haare aus, wenn sie ZU billige Leute gebucht haben und "entsprechende" Leistung dafür bekommen.

So ist der freie Fall der Löhne an eine den örtlichen Lebenshaltungskosten entsprechende Grenze gekommen, die sich weitgehend selbst reguliert -niedrigstes Niveau natürlich.

Werde nie behaupten, dies ist ein bequemes Leben.
Irgendwie stehe ich immer am Abgrund.

Aber ich war 10 Jahre lang schwer krank, unter anderem deshalb, weil ich das aussichtslose Gefangensein in einem muffigen, giftigem Handwerksbetrieb alter Schule mit grantigem Chef bei zwar regelmäßigem, aber niedrigem Lohn auch nicht auf Dauer vertragen habe.

Btw: Ich habe meine Vorschläge selbst gelebt und wenn sie Unfug wären, hätte ich's nicht geschrieben.

Nicht jedem paßt alles, aber Chancen gibt's im Zusammenbruch mehr als im Festgefügten, sobald die Schreckstarre nachläßt.

Gruß
werner




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