Re: Genau - das S y s t e m ist gemeint!

Geschrieben von DaveRave am 03. Februar 2004 12:55:49:

Als Antwort auf: Genau - das S y s t e m ist gemeint! geschrieben von Spitama am 03. Februar 2004 10:29:25:

(Obwohl ich schon gerne wissen möchte, wie es sich auf gestohlenem Grund, den Kochen und Schädeln von 8 Mio. ermordeten Indianern so leben läßt ... ohne jegliche Reue) - So. Das musste jetzt sein.
Grüße!

Zum Thema USA und Indianer möchte ich ebenfalls einen Text von Dr. Joachim Granzow zur Diskussion stellen:

"The clash of civilisations: USA und die Indianer

Es wird meist gar nicht mehr in Frage gestellt, dass die europäischen Einwanderer die amerikanischen Ureinwohner verdrängt haben. Der Fall scheint klar.

Tatsächlich wurden aber nicht die Indianer vertrieben, sondern ihre Lebensweise. Und das ist nicht ganz dasselbe.

Jahrhunderte lang hatte Amerika Platz, Arbeit und Wohlstand für alle Menschen, die bereit waren, auf dem damaligen Stand der Wirtschaft ihr Glück zu versuchen, sei es auf dem Land oder in den wachsenden Städten.

Das galt - gängigem Vorurteil zum Trotze - auch für die Indianer. Im Gegensatz zu den Schwarzen, die man in der Tat verachtete, betrachtete man die Indianer als „Edle Wilde", von denen man meinte, dass sie nach Erziehung und Ausbildung gemeinsame mit den Einwanderern in Gesellschaft und Wirtschaft zu Wohlstand kommen könnten. Speziell Jefferson war davon überzeugt, dass ein Konflikt völlig unnötig ist.

Leider sahen sich die Indianer dazu nicht imstande, sei es weil sie nicht wollten, sei es weil sie nicht konnten.

Zweifelsfrei waren die Indianer auch durch nichts dazu verpflichtet, unter Aufgabe ihrer archaischen Lebensweise die europäische Zivilisation zu übernehmen.

Es wäre allerdings ihre einzige Chance gewesen. Denn ihre eigene Lebensweise wurde nicht erst durch die Indianerkriege zerstört, sondern schon durch die bloße Begegnung und Koexistenz der Kulturen.

Die Indianer mögen über Generationen hinweg genügsam gelebt haben, ohne sich über ihre bittere Armut, fehlende Bildung und hohe Sterblichkeit zu beklagen, schon weil sie sich dessen mangels Vergleichs kaum bewusst gewesen sein dürften.

Mit dieser Zufriedenheit ist es leider schon zu Ende, sobald die eigene Situation bewusst wird:

Als die fortschrittliche Technik, Gesundheitsfürsorge, Bildung, Waffen und Bekleidung Europas bekannt wurde, wurden sich die Ureinwohner der eigenen Rückständigkeit schmerzlich bewusst und entstand das Bedürfnis, an diesen Errungenschaften der Zivilisation, seien sie gut oder schlecht, teilzuhaben.

Damit war das herkömmliche Dasein der Indianer beendet. Allenfalls gesättigte und oberflächliche Kinder des Wohlstandes empfinden ein Bedürfnis nach dem einfachen Leben, wie es die Ureinwohner einmal führten.

Mit anderen Worten: nicht erst Waffen und Eisen, sondern schon der bloße Informationsfluss durch friedlichen Kontakt machte es den Indianern de facto unmöglich, einfach so weiter zu leben wie bisher.

Die Gewaltorgien, Indianerkriege und Vertragsbrüche enthalten zweifelsfrei großes Unrecht, das kann niemand abstreiten. Doch dies sind nicht die Ursachen der jetzigen Armseligkeit, in der viele Indianer heute leben.

Selbst wenn diese Verbrechen nicht geschehen wären, hätte sich der Zustand unbefangener Zufriedenheit eines einfachen Lebens nicht aufrecht halten können.

Den Eskimos, die nie vertrieben wurden, erging es genauso: sie mögen nicht mehr, wie sie es jahrhundertelang getan haben, als Fischer und Jäger leben. Die meisten betrinken sich lieber aus Mitteln der dänischen Sozialhilfe.

Auch eine optimale Entwicklungshilfe hätte die Lebensweise der Ureinwohner nicht gerettet. Entwicklungshilfe dient ja gerade dem Zweck, den Zivilisationsstand eines Volkes anzuheben. Mir ist jedenfalls kein Projekt der Entwicklungshilfe bekannt, das darauf abzielt, den Urzustand von Kindersterblichkeit, Hungersnöten, Stammeskriegen usw. zu konservieren oder gar wieder wiederzustellen.

Eine Fortentwicklung der früheren Lebensweise durch Gesundheitsfürsorge, Sozialhilfe und andere Errungenschaften der Zivilisation ist nicht aus sich selbst heraus lebensfähig, sondern nur durch Subventionierung aus der Zivilisation denkbar. Dies wäre keine authentische Lebensform mehr, sondern würde eher einem Zoo ähneln."




Antworten: