Frei von Ideologie und Idiotie

Geschrieben von franke43 am 04. Februar 2004 09:53:27:

Als Antwort auf: Zu Ihrem Beitrag im Archiv - ideologiefrei geschrieben von JeFra am 04. Februar 2004 05:17:14:

Herr JeFra

>Ich beziehe mich nochmal auf href="http://f23.parsimony.net/forum53379/messages/98259.htm">diesen >Beitrag und will einige ideologiefreie Kommentare dazu abgeben.
>

Es freut mich, dass Sie sich zu einer Sichtweise frei
von den ideologischen Kategorisierungen des alten
Jahrtausends aufraffen. Sie haben sich öffentlich
und hinlänglich ideologisch positioniert, das wissen
wir anderen hier mittlerweile. Ihrer ideologischen
Position entspricht auch vieles an Ihrer Wortwahl.

Ich nehme mir die Freiheit, mich gegen jede Kategorisierung
meiner Person durch Sie zu verwahren. Ich weigere mich
einem (von Ihnen so empfundenen) "gegnerischen Lager"
zuordnen zu lassen, dem ich nicht angehöre. Die Art, wie
ich meine Wahlheimat ausgesucht habe, zeigt eigentlich
deutlich, dass ich auch kein "Germanenfresser" sein kann,
was absurd wäre, da ich selber dem germanischen Kultur-
und Sprachraum angehöre. Dazu bekenne ich mich, völlig
ohne auf andere Sprach- und Kulturräume herabzublicken.
Das können Sie daran sehen, dass ich die skandinavischen
Sprachen (ausser dem sehr altertümlichen Isländisch)
spreche und mühelos lese. Schreiben kann ich jedoch
nur Schwedisch, bei den anderen Sprachen fehlt mir
die Übung. Ausserdem habe ich - ganz freiwillig - auch
Niederländisch gelernt. Ich hatte sogar mal die Vision,
alle germanischen Sprachen zu lernen, aber dafür ist
mir Isländisch schlicht zu schwer und zu wenig
verbreitet. Ich bin also eher germanophil, was wohl
nicht zu der Kategorisierung passt, die Sie für mich
und "Leute wie mich" in Ihrer "Bewegung" vorgesehen
haben. In unserer gemeinsamen germanischstämmigen
Stammeskultur und -sprachenfamilie sehe ich aber
kein "auserwähltes Volk" und keine "auserwählte Rasse",
deren Auftrag es wäre, die nichtgermanische Welt zu
"beherrschen" oder zu "befreien", unter welchem
Vorwand auch immer. Ich sehe "uns Germanen" nur als
eine gleichberechtigte Sprachenfamilie unter anderen
gleichberechtigten Sprachenfamilien an. Von einer
einheitlichen "Rasse" sprechen zu wollen - ein Begriff,
den die Genetiker für unsere Spezies bereits verworfen
haben - das erscheint mir völlig verfehlt und auch
aus historischen Gründen nicht wünschenswert.

>>Sie scheinen Archäolioge, Ethnologe, Kulturhistoriker und >>Sprachwissenschaftler in einem zu sein.
>


>Nein, ich bin nur Mathematiker.

Offenbar lässt Ihnen das Dasein als Mathematiker viel
Freiraum für "exotische" Interessen. Oder haben Sie
das typische Mathematikergehirn, für das alles
nichtmathematische ohnehin "einfach", "banal" und
"trivial" ist ? In diesem Falle begreife ich nicht,
wie Sie mit politischem Gedankengut sympathisieren
können, das intellektuell weit unter Ihrer Stufe
sein müsste. Sie haben mit indischen oder arabischen
Mathematikern mehr gemeinsam als mit den germanisch-
stämmigen Dumpfbacken, die normalerweise der von
Ihnen propagierten politischen Richtung anhängen.

>Von Archäologie verstehe ich rein gar nichts (abgesehen davon, daß ich >Glockenbecherkultur, Bandkeramik, Schnurkeramik, Streitaxtkultur etc dem Namen >nach kenne),

Nun ja, diese Begriffe kenne ich auch. Meines Wissens
hat man sie noch nicht eindeutig irgendwelchen Völkern
oder Sprachgruppen zuordnen können. Zugegeben ist man
leicht in der Versuchung, die Streitaxtkultur mit
frühen Germanenstämmen zu assoziieren, aber das liegt
wohl mehr daran, weil spätere germanische Völker im
Krieg noch die Streitaxt verwendet haben. Mein eigener
Volksstamm - die Franken - sogar ganz besonders.

>und Latein werden Sie wahrscheinlich besser verstehen als ich.

Dazu liegt mein Latinum zu weit zurück. Für Caesar und
Cicero flüssig reicht´s schon lang nicht mehr.

>Sie lassen sich hier von der Tatsache blenden, daß ich einige exotische >Kenntnisse (beispielsweise des Sumerischen) habe, die aber relativ leicht zu >erwerben sind.

Immerhin haben Sie immer gleich Quellen parat, ich
leider nicht.

>Im Zusammenhang damit verstehe ich auch einige linguistische Grundbegriffe >(Ergativiät beispielsweise) und habe mich über manche Fragen der historischen >Linguistik informiert, aber auf einem rein populärwissenschaftlichen Niveau.
>

Auch ich beschäftige mich nur manchmal (selten) und auf
Laienniveau damit. Aber ich war immer sprachlich interessiert.
Sprachen hätten mir mehr gelegen als die Naturwissenschaft.
Meine mathematische Unkenntnis würden Sie wahrscheinlich
"unter aller Kanone" finden.

>>Sonderlich weit scheinen die Basken aber nicht gewandert zu sein. Noch heute >>leben sie zu beiden Seiten der Pyrenäen. Und Caesar hat ja geschrieben, dass >>die Völker in Aquitanien (Aquitani) eine andere Sprache hatten als die >>anderen gallischen Völker. Ein Hinweis auf die Basken in Südwestfrankreich?
>


>Das stimmt und soll sich auch mit den Ergebnissen humangenetischer >Untersuchungen decken. Aber wenn die Basken vor 2000 Jahren westlich der >Pyrenäen saßen, wo mögen sie dann vor 4000, 6000, 8000 Jahren gewesen sein?

Sie meinen östlich der Pyrenäen oder eigentlich nördlich.
Denn da liegt ja die Aquitaine, die seit Caesar diesen
Namen hat. Quellen für die Jungsteinzeit haben wir eben
leider nicht und werden auch wohl keine mehr finden.

>Sind die Basken aus dem Kaukasus eingewandert und mit den Georgiern verwandt, >wie es href="http://rustaveli.tripod.com/gelati/spiritualmission.html">Gamsachurdia und angeblich auch >das ETA-Gründungsmitglied Txillardegi glauben? Oder waren sie »immer >schon« in Europa? Ich denke, es geht hier um kaum jemals schlüssig zu klärende >Fragen.
¨
Wozu müssen wir diese Fragen klären ? Für die Frage,
wer im nordwestlichen Pyrenäenraum vor wem da war,
reicht eigentlich Caesars Notiz von vor über 2000
Jahren völlig aus.

>Um doch noch mal kurz auf die Ideologie zu sprechen zu kommen: Am ehesten >verstehe ich Gamsachurdia und Txillardegi, die anscheinend ihren Völkern eine >verwandtschaftliche Beziehung zu den Sumerern andichten möchten. Hier handelt >es sich um eine defensive Ideologie kleiner Völker, die es schwer haben. Aber >die Tendenz, kaum je zuverlässig zu klärende Fragen der Archäologie so >hinzudrehen, daß die Indogermanen praktisch überall, wo sie sitzen, >Eindringlinge sind, ist nun definitiv eine agressive, gegen unsere Völker >gerichtete Ideologie und stammt auch nicht von den Georgiern oder Basken, >sondern wahrscheinlich wohl von den Chasaren, die selber Eindringlinge sind >und am wenigsten das Recht haben, so etwas zu monieren.

Naja, die Statistik gibt den Chasaren Recht. Zwar haben
auch andere Völker Eroberungszüge angefangen, wie z.B.
die von Ihnen zitierten Hunnen oder später die Türken
und die Mongolen, aber es ist unglaublich, auf wie
weite Teile der Welt sich die indogermanischen Stämme
(zu denen ja auch die romanischen Spanier gehören) auf
Kosten der Ursprungsvölker verbreitet haben, besonders
seit der frühen Neuzeit.

Aufzählung wohl unnötig, jeder hat einen Atlas -oder ?

Weite Teile der bewohnbaren Landflächen sind jedenfalls
durch Angehörige des indogermanischen Sprach- und Kultur-
kreises besiedelt oder zumindest zeitenweise kolonisiert
worden.

Gruss

Franke


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