OT: Heute trat ich aus der Kirche aus

Geschrieben von katzenhai2 am 25. Dezember 2003 06:39:03:

Hallo miteinander und Frohe Weihnachten allen Christen.

Am Heiligabend saßen meine Mutter und ich "besinnlich" in der Küche zusammen. Das Thema waren diese kitschigen Sendungen im Fernsehen zu Weihnachten: Weihnachtslieder wurden gesungen, im Hintergrund rieselte Kunstschnee hinter den Fenstern des aus Pappmaschee hergerichteten Stalles in einem Fernsehstudio herab.

Mir kam das alles so grotesk vor, als sei ich in einem falschen Film. Jedes Jahr dieselben Lieder ohne Inhalt, weil man sie bereits auswendig seit der Kindheit kennt. Die Wörter mag man vernehmen, aber ihr Sinn geht einem nicht auf, weil man nie darauf hörte. Sie wurden einem als Kind vorgesungen und man sang mit, der Inhalt war nicht wichtig.
Daneben Tiere: Ein Lamm, ein Esel, ein paar Zwegkanickel huppten durchs Bild. Diese glotzten nur dumm als wüßten sie gar nicht was hier eigentlich los ist (was wohl auch der Wahrheit entspricht).

Meine Mutter regte sich über die Menschen auf, die das ganze Jahr über nie in die Kirche gehen, aber am heiligen Abend scheinbar aus purer Langeweile dorthin müssen.
Ich sagte daraufhin zu meiner Mutter, daß ich nicht an einen Gott glaube. Ein Gott ist mir nie begegnet, dafür aber mein höheres Selbst, daß ganz bestimmten Regeln folgt und wenn man diese Regeln kennt, man EINS mit sich selbst ist; glücklich und zufrieden. Daß ich real erlebt habe, außerhalb meines Körpers zu sein (OBE/Astralprojektion): Ein Gott ist dabei weder mir noch irgendeinem anderen OBEler je begegnet. Auch nicht den tausend anderen indianischen Schamanen vor mir, die über Jahrtausende die Technik der Außerkörperlichkeit beherrschten. Dafür aber erkannten diese Schamanen die Regeln, die hinter der Welt stehen; wie sie aufgebaut ist, wie wir sie wahrnehmen. Alles reines Wissen durch Erfahrung gewonnen, nicht nur ein Glaube. Sie schafften es an das Ende der Welt zu gehen, an das Ende ihres Bewußtseins. Aber kein Engel, kein Jesus, keine Maria und kein Gott waren je dabei anwesend. Nur die Unendlichkeit blieb übrig, die durch sich selbst das Zahnrad der Welt ist.
Sie erwiderte, daß sie selber ja auch nie in die Kirche ginge und eigentlich könne man ja dann gleich aus der Kirche austreten. Sie sagte, daß sie im Prinzip auch nicht an einen Gott glaube, aber weil das alles so gesellschaftlich "normal" ist, daß man deshalb ein schlechtes Gewissen habe wenn man austrete und Gott einen dafür bestrafe.
Ich sagte, daß das dann lediglich anerzogene Werte und Normen der Gesellschaft sind, die da in ihrem Gefühl auftauchten, aber kein Glaube. Sie war derselben Ansicht.
An diesem Abend beschlossen wir, gemeinsam aus der Kirche (evangelisch) auszutreten.


Aus der Kirche raus...Man denkt meist nie darüber nach, weil das ja so "normal" ist. Da sind dann Argumente wie "Kannste nicht heiraten und bei der Beerdigung bekommste auch
Probleme". Aber will ich wirklich in einer Kirche heiraten, wo ich doch an keinen Gott glaube?
Wenn man einen besonderen Tag braucht, der einmalig in einer Ehe sein soll, dann kann ich auch etwas anderes machen an diesem Tag, auf daß er genauso einzigartig wird wie der Tag einer kirchlichen Hochzeit. :-)
Zum Glück gibts ja diese kirchlichen Feiertage, die heutzutage mit soviel Gedöhns veranstaltet werden (Kommerzrausch), an denen man zur "Besinnung" ;-) kommen kann.
Warum sollte ich etwas unterstützen, dessen Sichtweise ich nicht (auf diese Weise) teile? Dasselbe bei einer Beerdigung:
Alle latschen hin, ziehen sich einen Gottesdienst rein und dann gehts ab ans Grab, wo dann noch besinnliche Worte gesagt werden und jeder eine Schüppe Erde auf den Sarg donnert. Und alle trotten dahin, hinter dem Sarg her und schüppen die Erde auf den Sarg, als wenns ihnen einprogrammiert worden wäre. Danach gehts, wie nach Protokoll, zum Leichenschmaus, weil: "Ist ja so Tradition".
Kann man machen, aber wieso muß immer alles nach Schema F ablaufen? Wo ist da das Leben? Wie kann man aus einem vorgefertigten Protokoll etwas lernen? Ich hatte gedacht, daß Leben wäre zum leben und zum lernen dar und nicht um wie ein Computer von Punkt A nach B zu gehen und die Routine C auszuführen.
Was wäre das bloß für eine Schmach, einem Toten zu Gedenken indem man "Protokolle" ausführt?? Das ist ja makaber!!

Ich glaube schon, daß Jesus einmal gelebt hat und ich denke auch daß er (zumindest einige) Wunder getan hat, die man sich über ihn erzählt.
Aber jeder Mensch ist zu solchen Wundern fähig, denn Jesus selbst hat seinen Jüngern dies gezeigt. Wenn diese Jünger dazu fähig waren, für kurze Sekunden auf dem Wasser zu stehen und kranke Menschen zu heilen (so wie es im Neuen Testament steht), dann kann auch jeder nach dem Tode auferstehen, dann gibt es für niemanden eine Begrenzung.
Wie die Christen diesen Widerspruch vor sich selbst erklären, indem sie sich selber vormachen nur Jesus bliebe diese Möglichkeit der Auferstehung, wo doch die anderen Jünger dieselben Wunder zu tun vermochten, bleibt mir ein Rätsel.
Und wenn nun jeder ein Messias ist, was soll dann an dem einen Messias "Jesus" noch so besonderes sein? Dankbar, daß er es uns zeigte: Ja.
Aber rechtfertigt das, ihn Gottgleich zu machen: Nein.
Denn dann wären wir alle Götter.

Man sieht sehr schnell, daß ein Gott nur derjenige ist, der gesellschaftlich mehr drauf hat. Egal ob der nun Wunder tun kann, ein Popstar ist oder ein Land regiert: Alle diese Menschen werden vergöttert, ihnen werden mehr Rechte zugestanden als anderen und das nur, weil sie wenige sind die eine Fähigkeit oder eine Position haben, die die Masse nicht hat bzw. nicht glaubt zu haben.
Wenn man es wirklich objektiv betrachtet, so sehe ich nicht warum ein Mensch mehr wert sein soll, nur weil er über das Wasser laufen kann. Warum soll sein Wort mehr Wert haben als das anderer Menschen, nur weil er kranke heilen kann? Wo ist da die Verbindung? Wo ist die Verbindung zwischen Wasserlaufen und Wahrheit sprechen??
Diesen grotesken Umstand habe ich bis heute nicht verstanden.
Am Ende bleibt nur eine Möglichkeit: Es selbst herauszufinden und nicht nur zu glauben. Genau das hat Jesus gelehrt, nicht mehr und nicht weniger. Er wollte nicht vergöttert werden, sehe nirgends das er das verlangt hat.
Und wegen dieser Vergöttertung gibt jeder Gläubiger seine Möglichkeiten, dieselben Wunder zu tun, ab die er tun könnte weil er sich auf andere verlassen will die ihm sagen was er tun soll. Er gibt sein ganzes Potenzial auf um anderen wie programmiert zu gehorchen.
Natürlich wird dies kein Christ wahrhaben wollen, genau wie es die Pharisäer damals nicht wahrhaben wollten. Stattdessen wird man auch heute noch (zum Glück nur noch symbolisch) gesteinigt oder ans Kreuz genagelt von den Gläubigen und gesellschaftlich ausgeschlossen wenn man dies sagt.
Nix kapiert und dafür 2000 wertvolle Jahre in den Sand gesetzt. *kopfschüttel*

Das ist für mich Grund genug (gesetzlich) aus der Kirche auszutreten, da ich gedanklich niemals drin war.
Jesus war für mich nur ein Mensch, nicht mehr und nicht weniger. Er war ein Beispiel, nicht mehr und nicht weniger. Mensch sein bedeutet auch fehlerhaft zu sein und das war Jesus. Erleuchtet war er nicht, sonst hätte er viele Dinge nicht getan, die er getan hat und viele Dinge nicht gesagt, die er gesagt hat.
Naja, ist doch ein toller Schlußsatz: Nobody is perfect.



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