Der Nahostkrieg wäre auch unser Krieg

Geschrieben von franke43 am 10. November 2000 10:40:58:

Als Antwort auf: Der Krieg im nahen Osten beginnt nächsten Mittwoch geschrieben von Stefan am 10. November 2000 09:44:29:

Hallo Stefan

Von geschichtlicher Verantwortung unseres Landes gegenüber Israel
hältst Du anscheinend nichts.

>Am 15. Oktober werden die Palästinenser wohl endgültig ihren Staat mit der Hauptstadt Jerusalem ausrufen.

Eben. O dass sie auf Jerusalem verzichten könnten ! Dann hätten
die ihren Staat schon lange. Ist eigentlich Hebron, Jericho
oder Ramallah völlig ungeeignet als Hauptstadt ? Hebron und
Jericho sind genauso alt wie Jreusalem.

>Die USA haben ihre letzte Glaubwürdigkeit als Vermittler im Nahen Osten durch die einseitige Parteinahme für Israel verspielt. Die Rücksichtnahme auf die wahlentscheidenden jüdischen Wähler war das Motiv. Wieder einmal hatte in den USA die Innenpolitik Priorität vor der Außenpolitik.

Vielleicht ist es ja nicht nur die Rücksichtnahme auf die jüdischen Wähler.
Vielleicht erkennen sich die amerikanischen Politiker in den westlich
auftretenden Israelis eher wieder als in den steineschleudernden Chaoten
der Gegenseite.

>Überall in der Welt außerhalb Israels und der USA wächst der Zorn auf die arrogante und überhebliche Haltung Israels und die Unverhältnismäßigkeit mit der die israelischen "Sicherheitskräfte" die Palästinenser niedermetzeln.

Wo ist das Gemetzel ? Ja, es gibt Tote, auf beiden Seiten. Ja, die Toten
sind ungleich verteilt. Aber ein Gemetzel: die Landnahme des Volks in
Kanaan, so wie sie im Buch Josua beschrieben ist, das war ein Gemetzel.
Verglichen damit sind die heutigen Ereignisse kleine Kindergartenspielchen.
Und: wer mit Steinen wirft, muss mit einer Reaktion rechnen. Sollen sie
doch mit der Werferei aufhören, dann kann man zivilisiert miteinander
reden. Aber solange die Mullahs beim Freitagsgebet (heute schon wieder !)
den heiligen Krieg predigen statt Frieden und Aussöhnung, wird es nicht
besser werden. Und solange Nichtmuslime nur "Ungläubige" sind, die man
entweder bekehrt oder verjagt oder gar abmurxt, ist diese militante
Deutung des Islam nicht zu einer friedlichen Koexistenz fähig, weil
nicht willens.

>Arafat will den Konflikt endgültig internationalisieren und setzt darauf, daß Israel durch seine Reaktion auf die Ausrufung des Staates Palestina seinen letzten Kredit in der internationalen Gemeinschaft verspielt.

Ja, und damit trägt er selbstverständlich in Deinen Augen KEINE Mitschuld
für das Fortschreiten des Konflikts. Jedesmal, wenn man Arafat ein
praktikables Angebot macht, verlangt er Jerusalem.

>Baraks diplomatische Gegenoffensive läuft schon, in einem Brief an alle Staatschefs der Welt schrieb Barak: "Wir stehen an einem kritischen Scheideweg mit zwei möglichen Entwicklungen. Wir könnten wieder Verhandlungen aufnehmen, die - basierend auf den Ideen von Camp David - zur Schaffung eines lebensfähigen palästinensischen Staates führen." Der Ministerpräsident warnte aber zugleich vor einer einseitigen Ausrufung eines Palästinenserstaates. Diese zweite Möglichkeit könne "die politische Stabilität in der Region gefährden", heißt es in dem Schreiben. Israel werde in diesem Fall gezwungen sein, "Maßnahmen zum Schutz seiner Bürger und seiner lebenswichtigen Interessen zu ergreifen".


Ich bewundere Baraks Geduld. Er bekommt nämlich keinen Lohn für die
Zurückhaltung, nur noch mehr Kritik. Je mehr der Mann den Frieden
will, desto mehr Krieg bekommt er aufgebürdet. Den Plästinensern ist
völlig fremd, wie weit ein friedensbewegter israelischer Politiker
gehen kann und darf, ohne selber von seinen Leuten aufgehängt zu
werden. Was ja dem Frieden auch nichts nützen würde.

">Kühle Athmosphäre beim Treffen von Arafat und Clinton dürfte neben der proisraelischen Verweigerungshaltung der USA hinsichtlich einer internationalen Schutztruppe auch die Ursache darin gehabt haben, daß die Amerikaner Arafat nicht von seinem Plan der Ausrufung des Staates Palestine abbringen konnten. Zu oft hat er dies schon verschoben, als das er seinem Volk einen weiteren Aufschub zumuten könnte. Und wie gesagt, die Situation ist aus palästinensischer Sicht günstig. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wer wird denn Soldaten für eine Schutztruppe dort hinschicken ?
Deutschland etwa ? Von denen kommt keiner wieder. Wer sich zwischen
die Mühlsteine begibt, der wird zermahlen.

>Das Arafat in letzter Zeit immer öfter den südafrikanischen Expräsidenten und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela ins Spiel bringt hat sicher auch den Grund die Welt darauf hinzuweisen, daß der Druck der internationale Gemeinschaft auf Pretoria seinerzeit die Unterdrückung der schwarzen Südafrikaner beendet hat. Der gleiche Druck muß heute aus Sicht der Palästinenser die israelische Apartheid beenden.

Und wer hat das moralische Recht, um diesen Druck auszuüben ?

>Ich meine Europa muß Israel jetzt mit aller Deutlichkeit klar machen, daß wir Israel für wesentlich mitverantwortlich für die jetzige Situation halten und umfangreiche Sanktionen, für den Fall von weiteren Kriegshandlungen gegen das palästinensische Volk, androhen.

Sag mal, Du bist doch im falschen Film. Willst Du wirklich, dass Israel
als Retourkutsche ganz Europa daran erinnert, dass kein einziges europäisches
Land in den zahllosen Judenpogromen der letzten 15 Jahrhunderte bis hin
zur grossen Schoah unter Hitler dem jüdischen Volk gegenüber ein
reines Gewissen bewahrt hat ? Alle waren beim Judenhetzen mit dabei.
Manche (etwa unsere Landsleute vor 55-65 Jahren) waren aktiver dabei
als andere, aber alle haben mitgemacht. Israel wird uns Europäer
deutlich daran erinnern, dass nur wegen der nicht endenwollenden
Judenpogrome die Neugründung des israelischen Staates unausweichlich
geworden war. Mit dem Nahostkonflikt als unvermeidbarem Nebeneffekt.

>Dies wird Israel in seiner paranoiden Arroganz zwar nicht sofort zum Einlenken bewegen, sondern Möglicherweise sogar Trotzreaktionen hervorrufen.

Begründung siehe oben.

>Aber eine Totale Wirtschaftsblockade der EU und ihrer assozierten Staaten, ein totales Verbot von Flügen von und nach Israel, dies wird Israel mürbe machen und einen innenpolitischen Prozeß in Gang setzen, in dem sich die friedensbereite Mehrheit der Israelis gegen ihre Extremisten durchsetzten wird um sich aus ihrer Geiselsituation zu befreien. Was wollen sie schon mit ihren wasserverschlingenden Kibbuz-Farmen, wenn sie die Früchte nicht mehr nach Europa verkaufen können? Auch der junge aber kräftig wachsende israelische Softwareindustrie wird durch die Wirtschaftsblockade einen harten Dämpfer versetzt bekommen. Europa ist mit Abstandt der wichtigste Handelspartner Israels. Sollen die Israelis doch einmal fühlen was Massenarbeitslosigkeit ist, vielleicht verbessert das ihr Einfühlvermögen für die Palestinenser.

Wegen der kollektiven Verstrickung aller europäischen Länder in die
Judenhetze der Vergangenheit wird ein solcher Boykott nicht politisch
durchsetzbar sein.

>Stefan

Franke

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