Re: Ich muss es zugeben
Geschrieben von Swissman am 14. November 2000 14:35:53:
Als Antwort auf: Ich muss es zugeben geschrieben von franke43 am 14. November 2000 10:17:21:
>Das war auch richtig. Nie zu vergessen: die arabische Welt ist riesengross.
>Mit etwas mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit hätten beide - neugebackene
>Israelis UND "alteingesessene" Palästinenser (Muslime, Christen etc.) gut
>zusammenleben können. Gut deshalb, weil der Zustrom an Wohnbevölkerung durch
>eine intensivere Kultivierung des Landes einschl. Negev im Süden für alle
>ein Gewinn gewesen wäre.
So war es ursprünglich von den Engländern auch vorgesehen: Jeder kennt die Forderung der "Balfour-Declaration", nach "Schaffung einer jüdischen Heimstätte in Palästina". Weniger bekannt ist der dazugehörige Gliedsatz: "unter Wahrung der Rechte der Araber"... Aus der Balfour-Declaration geht mithin keine Legitimierung hervor, das ganze Land Palästina in Besitz zu nehmen, und die Araber zu vertreiben, vielmehr sollten sich beide Völker das Land teilen. Dies wäre durchaus möglich gewesen, denn wie Du richtig gesagt hast, wäre das Land eigentlich gross genug für beide - auch heute noch! Es gab in Palästina nämlich grosse Gebiete, die zur Ansiedlung geignet, aber dennoch unbewohnt waren - das sogenannte "Sultansland": Unter den Sultanen des Osmanischen Reiches wurden nämlich die meisten Hügel und Anhöhen zu "Sultansland" erklärt, welches exklusiv dem Sultan zur Verfügung stehen sollte, und das daher nicht bebaut werden durfte. Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches wurde diese Vorschrift, aus jahrhundertelanger Gewohnheit, von den Arabern weiterhin befolgt. Den Engländern kam dies insofern entgegen, als sich von diesen Hügeln aus das Land bei Bedarf bestens kontrollieren liess.
Es wäre an sich naheliegend gewesen, den Arabern ihre Dörfer und Städte im Tal zu belassen, und die jüdischen Zuwanderer auf den herrenlos gewordenen Hügeln anzusiedeln. - In diesem Fall hätten die diversen Nahostkriege wohl kaum stattgefunden...
>Da existieren andere Deutungen, nach denen die Rückkehr der Juden nach
>Israel eher die von Gott gewollte und im Heilsplan vorgesehene Vorbereitung
>für das Erscheinen des Messias und für die Errichtung des messianischen
>Reiches ist.Zugegebenermassen sind die orthodoxen Juden eine Minderheit (das gibt der zitierte Rabbiner auch selbst zu): die weit überwiegende Mehrheit der Israelis dürfte liberal bis säkular denken - nicht anders als in Westeuropa auch...
>Das freut mich, auch wenn es mir dann um die Polytheisten Leid tut.Da schliesse ich mich Dir an.
>So haben sich ja lange Zeit auch die islamischen Staaten gegenüber Juden und
>Christen verhalten. D.h. also für die damaligen Massstäbe sehr anständig.Richtig. Der Anlass für die Kreuzzüge war genaugenommen ein Missverständnis: "Fortschrittliche" Historiker bestreiten zwar, dass es überhaupt zu Übergriffen gegen Christen im Heiligen Land gekommen sei, dies ist aber tatsächlich blosses Wunschdenken. In Tat und Wahrheit kam es sehr wohl zu schweren Übergriffen auf Christen: Zu der Zeit hatte nämlich eine obskure Sekte in Kairo die Macht übernommen. Diese liess die Christen, aber auch Juden und "gewöhnliche" Moslems verfolgen. Infolgedessen wurden die Sektierer recht bald vertrieben. Leider war man sich in Europa über diesen Umstand nicht bewusst, so dass die zur Vergeltung gestarteten Kreuzzüge (wie so oft in der Geschichte) die falschen trafen...
>Diese Bücher habe ich nicht. Überhaupt bin ich vom deutschen Büchermarkt
>weitgehend abgeschnitten.Versuch's mal über www.amazon.de - ich denke, die müssten auch nach Schweden liefern.
>>Vielleicht werden sogar die beiden Moscheen auf dem Haran-asch-Scharif
>>(Tempelberg) geschont, wenn man dem Forscher Glauben schenkt, der
>>herausgefunden haben will, dass die jüdischen Tempel gar nicht auf diesem
>>Berg gestanden haben sollen, sondern auf dem Berg Zion weiter südlich.
>>Dann können nämlich die Juden ihren dritten Tempel bauen, ohne vorher
>>die islamischen Heiligtümer einreissen zu müssen.Dies wäre natürlich eine elegante Lösung des Tempelbergproblems - andererseits hiesse dies, dass die Juden jahrhundertelang an der falschen Stelle gebetet haben... Es wäre also eine interessante Frage, wann sich der Fehler in die Überlieferung eingeschlichen hat.
>Die muslimischen Heiligtümer können stehenbleiben, der Tempel kann dann am
>ursprünglichen Platz wiedererrichtet werden, sobald die Bodenforschung
>irgendwie ermittelt hat, wo das Allerheiligste gelegen haben muss. Die
>Baumassnahmen können dann von Nichtjuden ausgeführt werden, damit sich
>die orthodoxen Juden nicht ständig versündigen müssen. Und am Schluss, wenn das
>Allerheiligste abgegrenzt ist, kann der Tempel eingeweiht und wieder in
>Betrieb genommen werden, wie der Prophet es befiehlt.
>Die Streitfrage lautet eher: war der Tempelberg der Tempelberg oder nicht ?Die Idee, Nichtjuden für den Bau einzusetzen, habe ich seinerzeit auch geäussert. Dies sei aber ebenfalls keine Lösung, so der Rabbiner: In diesem Falle nämlich würden diejenigen, die die Arbeiter dazu anleiten, sich insofern versündigen, als sie die Arbeiter gleichsam dazu angestiftet hätten, den Tempel zu entweihen. Zudem wäre die rituelle Reinheit nicht gegeben, wenn der Tempel nicht von Juden errichtet würde...
Das Problem wird uns wohl noch sehr lange erhalten bleiben... :-((