Re: Militärische Kurzinfo zum Iran (speziell für Jan-Peter Behle)

Geschrieben von Swissman am 25. September 2005 07:56:34:

Als Antwort auf: Re: Militärische Kurzinfo zum Iran (speziell für Jan-Peter Behle) geschrieben von Zitrone am 23. September 2005 21:36:56:

Hallo Zitrone,

>Wenn ich hier die Zahlen der russ. Armee darstellen würde, dann wären hier auch "Militärstrategen" die sagen würden, Tschetschenien ist kein Problem für die russ. Armee.

Wahrscheinlich glaubst Du auch, dass die Sowjets im Winterkrieg gegen Finnland eine totale Niederlage erlitten hätten... Tatsächlich mag dies auf taktischer Ebene so aussehen, aber in strategischer Sicht hatte Stalin einen Sieg errungen. - Warum dem so ist, darfst Du bei Viktor Suvorov nachlesen.

Wer mit der kommunistischen Langzeitstrategie vertraut ist, bewertet die Situation in Tschetschenien völlig anders: Faktisch betreibt die russische Armee hier den grössten Waffenplatz der Welt. Die Einheiten werden im Rotationsprinzip abgelöst, und sammeln echte Kampferfahrungen. Gleichzeitig missversteht die Weltöffentlichkeit die Situation grundlegend und sieht sich dadurch in ihrer Meinung bestätigt, wonach der russische Bär nur noch als Bettvorleger tauge. - Den Machthabern in Moskau kann dies nur recht sein.

>Wenn hier ein Schreiber aussagt, der Irak ist für die Amis dumm gelaufen, widerspreche ich auch, weil man dann die Ziele des Ganzen kennen müsste.

Darf man diese Aussage so verstehen, dass George W. Bush mit Dir über seine geheimsten Ziele und Absichten spricht...? - Falls dem so ist, würde ich darum bitten, mich ihm ebenfalls vorzustellen.

>Ein militärischer Blick zeigt, dass die Vsa den Iran rundherum eingegreist hat.
>Der Iran müsste mit einem Angriff von allen seiten rechnen--die maritimen Möglichkeiten hinzugerechnet.

Wir wollen doch nicht übertreiben: Bei realistischer Betrachtung besteht diese "Einkreisung" aus den Truppen im Irak, die mehr schlecht als recht in der Lage sind, die wahhabitischen Banden zu bekämpfen.

Hinzukommen rund 20'000 Mann, die in Afghanistan Jagd auf Taliban machen und deren Aufstand auf ein akzaptables Niveau drücken. Diese Truppen sind daher strikte standortgebunden - ihre Verlegung in den Iran hätte höchstwahrscheinlich eine Offensive der Taliban zur Folge.

Zudem befindet sich in Pakistan eine nicht näher bekannte Anzahl amerikanischer Militärberater.

Beinahe hätte ich das "kampfstärkste" Glied der Kette vergessen: In Usbekistan haben die USA eine wahrhaft furchterregende Streitmacht von gut 500 Logistikern stationiert, die dort die Zwischenlandungen Lufttransporten abwickeln... *lol*

Die Idee eines amerikanischen Mehrfrontenkrieges gegen den Iran entbehrt daher, zumindest derzeit, jeden Bezuges zur Realität.

Jede Betrachtung der maritimen Möglichkeiten muss zuerst einmal die Tatsache berücksichtigen, dass die iranischen Marschflugkörper des Typs Yakhont eine Reichweite von ca. 300km haben - das bedeutet, dass jeder Punkt im Persischen Golf erreichbar ist.

>Die technologischen Fähigkeiten der Vsa werden hier total verkannt, ich gehe aber nicht näher darauf ein, aber der waffentechnologische Vorsprung beträgt mindestens 25 Jahre, auch bei den entwickleten Strahlen -und durchaus vorhandenen Wetterwaffen.

Gibt es dafür nachpüfbare, seriöse Quellen?

>Auch ein Blick auf die Nachbarn muss die Vsa nicht schrecken, die Türkei versteht sich selbst als Führungsmacht in dieser Region und fühlt sich immer schon von den Persern herausgefordert.

Nur dumm, dass die Türkei vom iranischen Kernland durch ein verkehrsmässig sehr schlecht erschlossenes Gebirge getrennt wird...

>Saudi-Arabien hat ähnliche Ambitionen in der Machtfrage,

Mag sein - aber Saudi Arabien ist militärisch, wie alle Ölemirate, keinen Schuss Pulver wert.

mfG,

Swissman


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