Wenn der Johannestag und der Kranzltag zusammenfallen, dann gehts los

Geschrieben von Fred Feuerstein am 01. Mai 2007 21:57:39:

Hallo,
In unserem Archiv habe ich nichts dazu gefunden,
deshalb habe ich mal recherchiert wo der folgende Ausspruch herstammt:
"Wenn der Johannestag und der Kranzltag zusammenfallen, dann gehts los."

Er findet sich zum ersten mal in dem sehr gründlich recherchierten Stormberger Buch von Dr. Reinhard Haller, 1976. Es gibt meines Erachtens kein besser recherchiertes Buch über den Starnberger, Stormberger, Sturmberger.
Im ersten Teil des Buches bringt Haller mehrere auf alte Handschriften fußende Schriften über diesen Starnberger, Stormberger, Sturmberger. Bei Gelegenheit werde ich sie hier mal posten, damit sie Taurec vllt. in seine schöne Quellensammlung einverleiben kann (sofern er das Buch nicht selbst besitzt). Haller hat versucht die unübersichtliche Quellenlage aufzudröseln, was ihm auch recht gut gelang.
Im zweiten Teil bringt er mehrere „Lebendige Prophezeiungen“. Sie stammen von zumeist älteren Menschen, die früher in ihrer Familie eine „Stormberger-Schrift“ besessen hatten. Sie konnten ihren Inhalt zum Teil noch im Wortlaut und fließend heruntersagen.
Der zweite Teil ist mit Sicherheit etwas mehr ausgeschmückt worden, bzw. Zeitgeschehnisse dazugedichtet worden, was man an einzelnen Wörtern bemerken kann: Z.B. taucht im Folgenden das Wort Zeppelin auf, welches in der breiten Masse der Bevölkerung erst um 1900 Einzug hielt. In Urschriften hieß es „ein Vogel“.
Auch Elemente des zweiten Weltkriegs sind darin zufinden, welche in den Urschriften nicht so vorkamen.
Eine chronologische Reihenfolge ist nicht gegeben.
Im Kern gehen aber sicher viele Prophezeiungen auf diesen Stormberger zurück.

Ich hätte v.a. folgende Frage an Euch:
- Ist ein Zusammenfallen von Johannestag und Kranzltag überhaupt möglich, wenn ja, schon vorgekommen, bzw. wann ist das nächste mal?


Hier der gesamte Text:
Dr. Reinhard Haller: „Der Starnberger,Stormberger,Sturmberger, 1976

"Aus dem Zwieseler Winkel
Vom Gäuboden bellt ein eiserner Hund herein in den Wald.
In Klautzenbach wird der Hof vom Hofbauern-Michl weggerissen, weil da die eiserne Straß durchgeht. In Zwiesel wird eine Kirche baut. Häuser werden gebaut wie Backöfen und Bschlösser,
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werden aber nicht lang stehen, so wachsen Brennessel für die Fenster heraus.
Reich und Arm, Männer und Weiber kennt man nicht mehr auseinander.
Auf dem Zwiesler Kirchturm werden Birken wachsen, die werden so groß wie Fahnenstangen und dann kommen sie herunter.
Eine schwarze Straß wird baut. Baut wird sie, aber nimmer fertig vor dieser Gaudi. Einer mag den ändern nimmer. Einer kann den ändern nimmer schmecken. Der Glaube wird so klein, daß du ihn mit der Droschengeißel zamhauen kannst.
Die hölzernen Stuck fangen das Schmatzen an. (Anm. Haller: Radio und Fernsehgeräte) Ein weißer Vogel fliegt über den Wald herein. Dann kommt die Zeit, wo die ganzen „Owandta" abgegraben werden. (Anm. Haller: Eingrenzungen von Feldern und Wiesen mit Findlingen)
Danach werden Wagen aufkommen ohne Deichsel, die kann kein Reiter und kein Hund nimmer derlaufen. Und wenn die Bauern Gickerl und Henner selber fressen, dann ist die Zeit nah.
Wenn die Rabentücher und die Schlipsen aufkommen und schön staad wieder abkommen, dann ist die Zeit da. Wenn die großen Häuser aufgemacht werden, hat es gefehlt.
Und wenn der Bayerische Wald ausschaut wie dem Bettelmann sein Leibi, dann kimmts. Wenn sich die Bauernleut gewanden wie die Stadtleut und die Stadtleut wie die Narren und Affen, dann ist es soweit.
Balds angeht, laufen tut alles. Die Leut werden in den Wald hineinlaufen und werden
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wieder aus dem Wald herauslaufen. Und je mehr Leut in den Wald hineinlaufen/ desto schlechter ist es. Die Roten kommen über den Falkenstein her/ aber rote Hosen haben sie nicht an.
Die Schwarzach-Mühle braucht kein Wasser mehr, weil soviel Blut daherschwimmt. Und Gott der Allmächtige schreitet ein. Kommen tuts nicht von heut auf morgen. Dauern tuts auch nicht lang.
Und ein gar strenger Herr wird ans Ruder kommen, der den armen Leuten die Haut abzieht. Er wird aber nicht lang regieren und wird wieder fort sein. Deutschland wird so klein, daß es unter einem Lindenbaum unterstehen kann.
Die Pfarrer werden sich die Hände und die Gesichter anrußen, damit man sie nicht kennt. Wer feine Hände hat, wird erschlagen. Das ist so gewiß wahr, wie es auf meiner Totenfahrt etwas gibt. Die Toten werden wir noch beneiden. Man wird sagen:
Grad ich wenn gestorben war, daß ich das nicht mehr erleben hätte müssen!"
Wer das überlebt, der muß einen eisernen Kopf aufhaben.
Und in dem Versteckungswinkel kommst du mit drei Laib Brot durch. Wenn dir einer hinunterfällt, kommst du auch mit zwei Laib durch.
Im Bayerischen Wald wird noch ein Leiterwagen voll Leut übrigbleiben.
Das Holz wird so rar wie Zucker, das Eisen so rar wie Gold.
Wenn du noch soviel Zeit hast, kannst du dich verstecken auf der Kasplatten bei Böbrach, im Bodenmaiser Berg-

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werk, im Fuchsenriegel, am Falkenstein und am Wagensonnriegel/ wennst noch hinkommst! Der Bodenmais ist sicher.
Und wenn man enterhalb der Donau noch eine Kuh findet, so soll man ihr eine silberne Glocke anhängen. Findet man ein Roß, soll man ihm ein goldenes Eisen aufnageln. Und in den Gegenden, wo die Forellenbachl sind, da hört man ab und zu noch einen Gickerl krähen. Die letzte Schlacht ist bei der Neuerner Trat. Und hinter einer Arschlingkirche, wo der Altar auf Osten schaut, unter zwei Lindenbäumen, da kommen sie zusammen, die Großen. Sie gehen einander die Hand und sagen: „Leute, was haben wir angefangen!" Und über die Straubinger Stadt da wird nach dieser Gaudi ein Roßknecht fahren. Er haut mit der Geißel hinein und sagt: „Da ist die Straubinger Stadt einmal gestanden!" Nachher sagt einer zum ändern, wenn er noch einen trifft:
„Gelobt sei Jesus Christus, weil wir das Leben noch haben!"
Dann gehts wieder von vom an. Danach wird der Glaube wieder so groß und so christlich wie noch nie. Dann kommen die Goldjahre39.
Durch den Klautzenbach muß ein Hund bellen. Der Zeppelin wird über den Wald fliegen. Um einen Goldgulden kannst dir einen schönen Bauernhof kaufen. Der Glaube wird so klein, daß er in eine Hutscheibe hineingeht.
Wennst durch den Wald gehst, wirst kein Licht mehr sehen.
Wenn die Rabensteiner Köpf ausgestorben sind, kommt ein Krieg.
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Wo das Wasser ins Meer rinnt/ ist die letzte Schlacht. Nicht viele werden sie überleben, weil es keine eisernen Köpf mehr gibt. Die Leut werden zu gescheit.
Über die Regenbrücke werden die Soldaten ins Böhm einziehen.
Wenn du ein Brot willst, muß dir zuerst der Buckel wehtun.
Der Antichrist kommt, aber niemand kennt ihn. Dann kommt eine neue Zeit. Überm Innenried steigt der erste Rauch auf. Gelobt sei Jesus Christus kommt wieder ins Haus. Die Leut lernen das Beten wieder. Reiche und Arme gibts wieder, einen Herrn und einen Knecht31.
Wenn der Johannestag und der Kranzltag zusammenfallen, dann gehts los72.
Der Stein, den du heut auf eine Kuh wirfst, wird morgen mehr wert sein, als die Kuh selbst73.


von Haller angegebene Quellen:

39 Schafhauser Franz, geboren am 21. März 1896 in Formberg, Pfarrei Stubenbach, Böhmen. Gestorben am 17. März 1976 in Zwiesel. Bauer, Holzhauer, Pferdevermittler, Schöllensammler. Als „Schollen-König" weitum bekannt geworden. Moosburg bei Zwiesel 1975. Schafhauser hatte 1913 dem alten Frisch von Rabenslein für ein Mittagessen und eine Maß Bier eine alte, handgeschriebene Prophezeiung abgehandelt. Er vergrub sie aber 1944.

72 Kraus, Eduard, geboren am 4. Juni 1904 in Zwiesel. Kaufmann und Seiler. Zwiesel 1974.

73 Waltjen, Heinz, Graphiker und Ortsheimatpfleger von Rabenstein. Ihm verdanke ich manchen Hinweis. Die Prophezeiung über den „wertvollen Stein" hat er in Lindberg gehört. Es ist ein Sagenmotiv, das übrigens auch an einigen Bergwerksorten in Bayern, Österreich und Böhmen überliefert wird. Waltjen hat auch ein „Stormberger-Archiv" angelegt, das einmal im Waldmuseum Zwiesel Platz finden soll."


mit freundlichen Grüßen
Fred


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