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Deutscher Instinkt (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Montag, 27.10.2008, 11:19 (vor 5661 Tagen) @ BBouvier (5520 Aufrufe)
bearbeitet von Forumsleitung, Montag, 27.10.2008, 12:44

Hallo!

Spengler erwartete für Deutschland eine Art Sozialismus, die jedoch nicht mit dem bekannten Sozialismus oder dem Nationalsozialismus zu verwechseln ist, wenngleich sie in den Grundzügen durchaus dem letzten entsprechen dürfte, wenn man Hitler mit seiner naiven Ichbezogenheit und die materialistische Rassenlehre abzieht. Darin zu leben, dürfte sich vermutlich ähnlich "anfühlen".

Der Grund liegt im Charakter oder dem Instinkt des Volkes, hier im Vergleich sind die drei herausragenden Nationen Europas:

Der englische (und somit auch US-amerikanische) Instinkt ist: "Die Macht gehört dem Einzelnen. Freier Kampf des einen gegen den andern; Triumph des Stärkeren: Liberalismus, Ungleichheit."

Das ist genau, was wir jetzt haben: Die Starken beherrschen die Schwachen, Umverteilung nach oben, Jeder gegen Jeden, da jeder nach oben will, Ellenbogengesellschaft. Das ist im Grunde gänzlich undeutsch, unkameradschaftlich.

Der französische Instinkt ist anarchisch: "Die Macht gehört niemandem. Keine Unterordnung, also keine Ordnung. Kein Staat, sondern nichts: Gleichheit aller, idealer Anarchismus, in der Praxis immer wieder (1799, 1851, 1871, 1918) durch den Despotismus von Generalen oder Präsidenten lebensfähig erhalten." (Den lasse ich im folgenden aus, weil er eigentlich keine Rolle mehr spielt.)

Der deutsche, genauer preußische Instinkt ist: "Die Macht gehört dem Ganzen. Der einzelne dient ihm. Das Ganze ist souverän. Der König ist nur der erste Diener seines Staates (Friedrich der Große). Jeder erhält seinen Platz. Es wird befohlen und gehorcht. Dies ist, seit dem 18. Jahrhundert, autoritativer Sozialismus, dem Wesen nach illiberal und antidemokratisch [...]. Es ist aber auch klar, daß der preußische Instinkt antirevolutionär ist."

Die Völker wurden dabei von ihrer jeweiligen Lage innerhalb Europas und ihrer Geschichte geprägt.
Deutschland als in der Mitte Europas gelegen und daher allzeit von allen möglichen Einflüssen betroffen mußte natürlicherweise einen Instinkt entwickeln, der auf den Zusammenhalt des Volkes und die strenge Organisation des Staates abzielt, da seine verschiedenen Teile ansonsten jeder auf sich gestellt nicht in der Lage sind, sich zu behaupten ("...wenn es stets zum Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält..."). Wie die Geschichte zeigt, war Deutschland Jahrhunderte lang ein Flickenteppich, der als Großmacht keine Rolle spielte. Erst mit der Gründung des Reiches war es dazu in der Lage und ist seitdem den wiederholten Angriffen der anderen Nationen ausgesetzt, wieder zerstückelt und zerkleinert zu werden. Der in jeder abendländischen Nation vorhandene seelische Drang zur Expansion konnte sich im deutschen Volk auf politischer Ebene nie zum Höhepunkt ausleben.
Somit, so Spengler sinngemäß, hat diese Benachteiligung im Kampf um Geltung in der Welt dafür gesorgt, daß in den Deutschen vorhandenes Potential in diese Richtung nicht ausgeschöpft wurde und daher noch immer latent vorhanden ist, während die anderen Nationen bereits Weltreiche errichtet und wieder verloren haben und nun müde und erschöpft sich auf ihre Stammländer zurückziehen, wo sie leise untergehen.
Durch den als Folge nachlassenden Druck werden sich die Deutschen erstmals in ihrer Geschichte vergleichsweise ungehindert entwickeln können. So müßte es eigentlich der deutsche Instinkt sein, der sich letztlich prägend auf die Zivilisation der Abendlandes auswirkt und zu einer endgültigen Lebensauffassung auch der anderen wird, wenn deren Kraft nachläßt.
Spengler meint, zu einem Goethe würden wir Deutschen es zwar nicht mehr bringen, aber zu einem Cäsar!

Der deutsche Instinkt hat im dritten Reich eine extreme Ausprägung erfahren, die wohl einen Ausblick bietet, womit grundsätzlich zu rechnen ist. Danach wurden wir im Westen gewaltsam in ein vom englischen Instinkt geprägtes System gezwungen. Das Machtmittel dieses Systems ist Demokratie und uns im Grunde wesensfremd. Damit sind wir selbst nicht in der Lage, diese Regierungsform für uns vorteilhaft einzusetzen. Die Demokratie führt dazu, daß wenige Reiche der zusammenhanglosen Masse ihren Willen diktieren, nämlich jene Hochfinanz, die in England und den USA die Zügel in Händen hält. Somit ist das deutsche Volk mit seiner großen Leistungsfähigkeit zum Hauptfinanzier eines Systems geworden, das ihm eher schadet.

Dieses System bricht jetzt zusammen. Aus diesen Wirren geht Deutschland oder seine Überreste am Ende auf lange Sicht mit gestärkter Position hervor.
Ich halte es daher für ziemlich wahrscheinlich, daß der Imperator Deutscher ist, nicht Franzose.
Die Schauungen geben zwar nur wenige Hinweise darauf. Was gesagt wird, scheint das aber zu bestätigen: Laut Rocco sind alle deutschen Länder vereinigt. Laut Wüstenrufer ist die Grenze dann wieder im Osten, Moskau deutsch besetzt und Deutsche geraten in Sibirien mit den Chinesen aneinander.

Das System, das wir bekommen, trägt im Idealfall womöglich folgende Züge:
Der Kaiser steht als erster unter gleichen (als erster Diener des Staates) an oberster Stelle und befördert kompetente und begabte Leute in die nächst niedrigeren Positionen, die dann von oben das gleiche tun und die jeweils darunterliegende Stufe organisieren.
Ein Aufstieg ist allein durch Leistung möglich. Rechte und Pflichten sind nicht gleichverteilt, sondern leistungsgebunden. Wer nicht arbeiten will oder mangels Begabung zu höherer Leistung nicht in der Lage ist bleibt unten. Es ist nicht mehr möglich, dem Staat auf der Tasche zu liegen. Wer nichts tut, obwohl er könnte, bekommt nichts. Jeder wird entsprechend seinen Fähigkeiten in eine passende Position gehievt. Es herrscht Treue und Pflichtbewußtsein. Niemand will mehr sein, als er ist. Man findet sich mit seiner Stellung im Ganzen ab und tut, was man kann.
Die Wirtschaft ist an die Weisungen des Staates gebunden. Anders als jetzt bestimmen nicht Interessen der Wirtschaft, wer politische Positionen einnimmt, sonder maßgebliche Posten in der Wirtschaft werden von Staatsbeamten eingenommen, während sich das Wirtschaftsleben auf ähnliche Weise wie der Staat von oben nach unten durchorganisiert. Kapitalismus gibt es nicht mehr.

Ein Problem dabei ist, wer den Kaiser bestimmt. Erbrecht wäre ungünstig. Denkbar wäre, daß schlichtweg alle eine Stufe nach oben rutschen oder daß der Kaiser bereits zu Lebzeiten einen Nachfolger bestimmt, bzw. einen entsprechenden aufbaut und ausbildet, wobei auf Mechanismen zu achten ist, die bestimmen, was passiert, wenn der Kaiser vorzeitig ablebt, um zu verhindern, daß der Staat in Bürgerkrieg versinkt.

Die Menschen werden wahrscheinlich durch einen "Kaiserkult" (den es übrigens in jeder Zivilisation gab) nach oben ausgerichtet, der allmählich pseudoreligiöse Züge annimmt. Das ist womöglich auch der Grund, warum es nachher keinen Papst und keine Kirche in der heutigen Form gibt. Es ist undenkbar, daß jemand als separate Macht neben dem Kaiser steht und ihm Schäfchen klaut. Statt dessen wird das Christentum wohl Staatsreligion in dem Sinne sein, daß der religiöse Führer zugleich Oberhaupt des Staates ist.

Allein die Frage, die sich mir dabei stellt, ist, ob solche Annahmen noch zeitgemäß sind. Spengler hat seine Bücher in den Zwanziger und Dreißiger Jahren geschrieben. Seitdem sind rund 80 Jahre vergangen, in denen die Gesellschaft weitgehend entartete. Es fragt sich, ob der deutsche Volkscharakter in der damaligen Form noch irgendwo vorhanden ist oder ob wir durch den zweiten Weltkrieg und die anschließende Umerziehung der Deutschen und die forcierte Zersetzung der Gesellschaft durch unkontrollierte Einwanderung und Vermischung mit Ausländern aus anderen Kulturen, derart seelisch ausgezehrt, geschwächt und gebrochen wurden, daß es kaum noch jemanden gibt, der sowas aus innerlicher Empfindung erstrebsam findet, so daß das Ergebnis durchaus anders aussähe, weil es nichts mehr gibt, woraus der Kaiser seine Schöpfung aufbauen kann.

Gruß
Taurec

(Literatur dazu: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Spengler,+Oswald/Politische+Schriften)


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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