Versuch einer Analyse (Schauungen & Prophezeiungen)

DerBerliner, Samstag, 26.11.2011, 18:56 (vor 4541 Tagen) @ Baldur (1759 Aufrufe)

Hallo Baldur,

Zuerst sei mal unterstellt, daß Du der Baldur von den Ketzern bist. Wäre es anders, würde ich einen Schreiber mit derart haßerfüllten Auswürfen einfach ignorieren, aber wir beide hatten in dieser Sache ja schon öfter die verbalen Degen gekreuzt und waren zum Ergebnis gekommen "we agree to disagree".

Sodann bitte ich um Entschuldigung, wenn es hier wohl ziemlich OT wird, aber nachdem sich die Diskussion in diese Ecke entwickelt hat, möchte ich einem ansonsten wohl von den meisten hier durchaus geschätzten Schreiber denn doch detailliert antworten.

Da Du Baldur ganz eindeutig ein massives, persönliches Problem mit Religion und Spiritualität zu haben scheinst, erlaube ich mir, mich zu wiederholen und auf die Notwendigkeit der Trennung verschiedener Aspekte hinzuweisen.

Vielleicht gelingt es Dir mal für ein paar Minuten Deine offensichtlich vorhandene, sehr persönliche und negative Prägung zu diesem Thema zu verdrängen und Deinen ansonsten wohltuend kritischen Intellekt allein und ungefiltert über dieses Thema nachdenken zu lassen:

Wie ich zufälligerweise vor ein paar Tagen hier bereits schrieb: https://schauungen.de/forum/index.php?id=14211
gibt es in jeder Religion kaum bestreitbar mindestens diese drei voneinander eigenständigen Aspekte:

1) Der Gottesglaube
2) Das Ethik-System (= Theorie)
3) Was Menschen aus der Lehre machen, vulgo Amtskirchen (= Praxis)
wozu auch das "Drumherum" gehört, das für viele Menschen nun mal wichtig ist.
Insbesondere hier gilt der Satz: "Der Herr sucht sich sein Bodenpersonal nicht aus".

Über den ersten Aspekt kann man nach meiner Überzeugung nicht diskutieren, weil hier die Betonung ganz einfach auf dem Wort "Glauben" liegt. Ich sehe dies als privates Thema und diskutiere darüber im allgemeinen überhaupt nicht. Wenn Menschen meinen, daß ein derart geniales System wie unser Universum sich einfach so aus dem Nichts quasi durch Zufall entwickeln könne ohne einen gigantisch großen Geist dahinter als Initialzündung, dann mögen sie dies glauben. Sie können weder dies beweisen, noch kann ich beweisen, daß es dafür einer gigantischen Intelligenz bedarf, daß also dahinter ein gegenüber uns kleinen Menschen gigantisch höheres Geistwesen als Schöpfer steht. Beides ist reiner Glaube und weder beweisbar, noch widerlegbar. Lassen wir das also!

Kommen wir zum Ethik-System!

Wie Du Dich sicher erinnerst und wie in Deinem Forum leicht nachzulesen ist, liegt der Schwerpunkt meiner Argumentation fast ausschließlich auf dem Ethik-System, das ich jedoch immer strikt von dem trenne, was Menschen in der Praxis daraus machen.

Genau dies hast Du - meinem Empfinden nach höchst unsachlich und im Ton böswillig - miteinander vermengt, wie es polemische Kritiker liebend gerne tun, meist weil ihnen die Argumente fehlen.

Ich halte eine solche Vermengung jedoch nicht für legitim und für sachlich in keiner Weise gerechtfertigt, denn kein zu logischem Denken fähiger Mensch wird ernsthaft behaupten wollen, daß die mißbräuchliche und gegen die Regeln verstoßende Praktizierung eines Ethik-Systems (z.B: Kreuzzüge) in irgendeiner Weise die Qualität des Ethik-Systems selbst beeinträchtigt.

Wenn das Ethik-System pauschal sagt "Du sollst nicht töten" und es die Menschen trotzdem tun, dann liegen 100% der Schuld bei den Menschen. Solltest Du anderer Meinung sein, dann lege doch mal bitte detailliert dar, was in dieser Situation der Autor des Ethik-Systems falsch gemacht hat und was du anders oder besser machen würdest. Ich bin gespannt!

Anders ausgedrückt: Wer als einziges Argument behauptet, eine Regel sei allein und per se deshalb schlecht, weil früher mal oder auch heute noch gegen sie verstoßen wurde/wird, den kann ich nicht ernstnehmen!

Es ist völlig normal und wurde und wird immer und überall geschehen, daß Menschen gegen Regeln verstoßen, die ihnen gegeben wurden, egal ob von anderen Menschen oder von höheren Entitäten, an die man natürlich nicht glauben muß.

Ganz abgesehen davon, ist Deine Darstellung der Verfehlungen von Menschen, die sich als Christen empfanden, maßlos übertrieben ("katholisch gleichbedeutend mit Blutvergiessen, Qual und Seelennot"). Das ist billigste Polemik und in keiner Weise belegbar.

Wäre es denn Deinerseits der Versuch einer redlichen Argumentation gewesen, dann hättest du mindestens berücksichtigt, daß in den von Dir kritisierten Fällen die betreffenden Menschen gegen die eigenen Regeln verstoßen haben, während im Vergleich dazu in anderen Ethik-Systemen genau diese von Dir kritisierten Verfehlungen wesentliche Teile des anderen Ethik-Systems sind wie z.B. im Islam ("Tötet die Ungläubigen wo Ihr sie trefft!" oder die totale Unterdrückung der Frau und der weiblichen Sexualität) oder wenn anderswo wichtige Regeln nur extrem rassistisch gegenüber Menschen anderer Herkünfte bzw Völker gelten, nicht aber gegenüber den eigenen "Volksgenossen".

Kein Wort von Dir dazu!

Sondern lediglich völlig einseitige und maßlos übertriebene Polemik mit pauschaler Schuldzuweisung an das System, gegen dessen ausdrückliche Regeln in Einzelfällen verstoßen wurde. Das ist - pardon - billig, dumm und Deiner nicht würdig!

Nach meinem Empfinden wäre das menschlich entschuldbar, wenn eine solche Differenzierung den Intellekt des Betreffenden übersteigt. Das würde ich in Deinem Falle jedoch niemals zu behaupten wagen! Einen solchen Anspruch auf Verständnis wegen mangelnder Intelligenz kann ein Baldur wohl kaum erheben!

Soweit mein - ich fürchte im Ergebnis sinnloser - Versuch, Dir Deine gelinde gesagt unsachliche und mehr noch unlogische Argumentation vor Augen zu führen.

Mit den besten Wünschen dafür, daß Du die Gründe für Deinen tiefen Haß und Deine daraus resultierende Polemik erkennen und zumindest in Teilen beheben und lindern kannst. Noch eine gutgemeinte und persönliche Anmerkung: vielleicht sind die Gründe für diese Deine Einstellung dieselben, die auch für Deinen höchst ausgeprägten, generellen Defätismus verantwortlich sind, der aus vielen Deiner Beiträge besonders in Deinem Forum klar erkennbar ist und den ich dort früher schon öfters kritisiert hatte. Ich vermute es mal.

Eine solche negative Lebenseinstellung kann schnell und leicht ebensolche negativen Auswirkungen auf die Gesundheit haben, denn der Geist kontrolliert den Körper.

Mit den besten Wünschen
DerBerliner


P.S. Wie Du weißt oder in vielen meiner früheren Beiträge nachlesen kannst, habe ich auf mehreren katholischen Schulen, die ich besuchen durfte, in keinem Falle "Angst, Schrecken, Unterwürfigkeit und Denkverbote" (Zitat Baldur) auch nur ansatzweise erlebt und noch weniger in meiner eigenen, ausnahmslos katholischen Familie, sondern ich wurde vor allem von den Jesuiten zu einem gegenüber allem und jedem und vor allem sich selbst kritischen Geist erzogen. Niemand sollte deshalb das eigene Erleben zur Regel erheben und das impliziert, daß ich durchaus unterstelle, daß Dir das widerfahren ist, was Du nun leider als systemimmanent zu Regel erklärst. Weder das ist legitim, noch wäre es dies, wenn ich mein Erleben zur Regel erklärte. Ich weiß aus eigenem Erleben, daß z. B. die katholische Kirche im liberalen Berlin völlig anders ist als irgendwo im tiefsten Bayern und auch die katholische Praxis zum Beispiel aus Frankreich kenne ich aus eigener Erfahrung, und die ist wieder anders.


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