Re: Unsere Bestimmung - selbstgemacht

Geschrieben von Badland Warrior am 24. Oktober 2002 08:52:18:

Als Antwort auf: Unsere Bestimmung - selbstgemacht geschrieben von mica am 24. Oktober 2002 08:03:18:

Ja wat denn nu?

Also, Mica, der Artikel ist ja ein wenig dürftig. Wie alles auf Cyberspaceorbit. Es ist eine Binsenweisheit, dass Prophezeiungen oder gesichte durch einen Filter geschehen, nämlich dem des Glaubenssystems. Jeder Seher oder Prophet hat die Möglichkeit, die Dinge im Rahmen seiner Realitätslandkarte zu interpretieren, bzw. so gezeigt zu bekommen, dass er sie begreift. Und manche Sachen werde eben so wiedergegeben, wie man sie begreift. Da werden dann halt aus Jets, die Napalm abwerfen "Fliegende Schiffe, die Gift und feurige Pfeile abwerfen.", bei mittelalterlichen Sehern.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass zukünftige Ereignisse gesehen werden, die eintreffen können aber nicht müssen (bei Propheten) und solche, die unumstößlich eintreffen WERDEN (bei Sehern). Das hat nichts mit "erschaffe deine eigene Zukunft!" zu tun, sondern mit filtereinstellungen, wie bei einer Kamera. Natürlich habe ich persönlich die freie Entscheidung, ob ich mit den Nachbarn zusammen schön Tass Kaff und Kuchen zu mir nehme i gemütlicher Runde, oder ob ich sie mal kurz mit der Axt dezimiere. Das ist das eine. Aber es ist nun mal so, dass es NICHT möglich ist, durch "Heile heile Gänschen" die Menschheit von heute auf morgen in ein herzbärchenland zu torpedieren.
Das, was Erasco da schrieb, von wegen Vergangenheit plus Gegenwart gleich Zukunft hat schon etwas für sich. Es sind zwar einige Variablen dabei, welche irgendwie da noch mit einbezogen werden müssen, aber man kann da nicht einfach nur indem man sich die Welt schönlügt (das hatten wir hier ja auch schon bis zum Abwinken) logische Entwicklungen innerhalb eines vernetzten Systems kappen. Wenn ich einen Ball hochwerfe, wird dieser sich nicht durch positives Denken oder die Suggestion, er existiere nicht, auflösen, sondern er wird, gemäß Newton, wieder herunter fallen.

Wie schon einmal gesagt: Es ist nicht möglich, dass innerhalb der selben Koordinaten von Zeit und Raum gleichzeitig die russischen Panzer über den Prater donnern und es gleichzeitig NICHT tun. Niemand lebt für sich allein, noch nicht mal Eremiten und Autisten. Alles andere wäre Solipsismus, die Vorstellung, nur man selbst wäre real und alle s andere entspränge der Vorstellungskraft. Eine Bekannte von mir hing dieser Auffassung an und wird in der Psychiatrie inzwischen schon mit Namen begrüßt, wenn sie mal wieder eingeliefert wird.

Was ich aber für möglich halte, obwohl es keinerlei Nutzen hat, ist die Möglichkit, dass sich aus jeder Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit ein neues paralleles Universum bildet. Von der Variante, dass eine Amöbe statt links entlang zu dümpeln, rechts entlang dümpelte, bis zu sehr abweichenden Variablen, wo Napoleon Europa besetzte und die Franzmänner immer noch am Ruder sind bis zu Variablen, wo die Kubakrise eskalierte (und selbst davon unendlich viele Varianten). Doch was nutzt es mir, zu wissen, dass ich in einem Paralleluniversum Milliardär bin oder schon lange unter dem Rasen liege? Nichts.
Hinzu kommt, dass damit auch unendlich oft andere Schicksale betroffen sind. Es gibt Paralleluniversen, wo dieses Forum von Parsimony durch Spock und Konsorten zerstört oder von Parsimony aufgelöst wurde, andere, in denen Johannes vom Laster überrollt wurde oder du auf einer farm irgendwo lebst. Selbst, wenn wir alles tun, was möglich wäre, würden nicht nur wir in andere Wahrscheinlichkeiten geraten, sondern alle Leute, die wir kennen.
Also, wenn du dir vorstellst, dass Friede, Freude, Eierkuchen ist, dann würdest theoretisch du eine neue Wahrscheinlichkeit erschaffen, in der auch wir existieren und FFE erleben. Ebenso aber existierst du in der Wahrscheinlichkeit, wo die Prophs noch übertroffen werden und wir alle schließlich an nuklearer Verseuchung krepieren. Eben, weil auch die Wahrscheinlichkeit besteht. Und auch die größten Fiedenstäubchen hier werden in der Wahrscheinlichkeit vorkommen, in der die Prophs und gesichte eintreffen und diese Zivilisation in Schutt und Asche fällt, damit einige Überlebende etwas Neues daraus aufbauen können.
Es gibt also kein Entkommen. Und was mein Ich in der anderen Variablen erlebt, geht mir ehrlich gesagt, ziemlich am Arsch vorbei. Wichtig ist, dass ich jetzt und hier meine Sachen gebacken bekomme, irgendwie. Nur merken wir es nie, wenn eine Variable auftaucht, außer in gravierenden Situationen wie "Spring ich jetzt von der Brücke oder nicht?" oder "Lasse ich mich jetzt scheiden oder nicht?" Da ist auch Nichthandeln eine Form des Handelns, wie der gute alte Lao tse sagen würde. In der einen Variablen erlebst du halt weiter die Hölle auf Erden in deiner beziehung, in der anderen nicht, und selbst davon gibt es unendlich viele Abweichungen, ob der Teller nun rechts oder links fliegt, und in der einen Wahrscheinlichkeit überlebst du den Sprung, in der anderen nicht, all dies mit unendlich vielen Abweichungen. Nur, was nutzt es? Wir sind jetzt in dieser Variablen, wo ich dir in dieser Form auf dein Posting antwortete, und du es gelesen hast. Man kann sich nämlich nicht einfach "aus dem Staub machen", so oder so. Sondern muss durchkommen. Da hilft auch Cyberspaceorbit nicht weiter und auch kein sich schönlügen der Welt. Praktisch denken, anpacken und vorsorge treffen ist wichtig. Man weiß ja nie, in welcher Wahrscheinlichkeit man bewußt landet. Und was nur die variablen sind, und wo die anderen Ausgaben von dir, mir, Johannes, Ahlfi, Erasco oder sonstwem landen. Dort wirst du es wissen, hier nicht. Also mach das Beste draus.

Badland Warrior (der heute eine Menge sehr weltlicher Dinge erldigen wird, weil "wat mutt dat mutt"!)




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