Gegendarstellung nötig

Geschrieben von franke43 am 12. September 2002 07:25:23:

Als Antwort auf: Re: Glaubst Du das immer noch ? geschrieben von Hubert am 11. September 2002 20:43:48:

Hallo lieber Hubert

Von Dir als Katholiken erwarte ich mir zunächst die Feststellung, dass unser
Herr am kreuz für alle Menschen gestorben ist, auch für die Somalier, die
bislang dem islamischen Glauben anhangen. Ihre Nachbarn, die Äthiopier,
sind schon seit langem einen grossen Schritt weiter.

>Lieber Frank,
>ich würde jeden einzelnen Deiner liebenswerten Kommentare gerne kommentieren, >aber es bringt solange nichts, solange Du den panoramatischen Blick für das >neue Zeitalter, das wir am 11. September 2001 betreten haben, nicht besitzt.

Was heisst hier wir haben betreten ? Ich habe niemals - und schon gar nicht
mit Absicht - ein neues Zeitalter betreten. Mir ist das alte lieber.

>Auch ich bin weder auf dem amerikanischen noch auf dem israelischen Auge >blind. Aber hier und jetzt geht es nicht um einzelne Macken, die wir sowohl >bei den Amerikaner also auch bei den Israelis finden, sondern um einen >(wahrscheinlich) Jahrzehnte währenden Krieg zwischen Zivilisation und Barbarei.

Die Israelis kämpfen um ihre blanke Existenz im Land ihrer Verheissung.
Wer gegen sie ist, ist gegen Gott, auch wenn sie nicht alles richtig
machen. Aber die Amerikaner kämpfen gegen die Barbarei nicht, um die
Barbarei auszurotten. Denn vieles in den real existierenden USA ist
ebenfalls Barbarei, von der nichtvorhandenen Kultur und Geschichte bis
hin zum Alltagsrassismus, der Todesstrafe und dem inhumanen Strafvollzug
("chain gangs"). Das sind nicht die geeigneten Vorkämpfer einer besseren
Welt. Cowboys und Hillbillys werden uns kaum von irgendwas erlösen.

>Die Situation, wie sie sich in Europa zur Zeit darstellt (und die von den >großen Massenmedien geflissentlich verschwiegen wird), lässt sich nicht >trefflicher als durch einen recht impressionistischen Stimmungsbericht der >italienischen Journalistin und Wahl-New-Yorkerin Oriana Fallaci wiedergeben.
>Im Sommer 1999 konnte man in Florenz dreieinhalb Monate lang ein Zelt mit >somalischen Moslems (Somalia steht mit Bin Laden auf sehr gutem Fuße)
> bewundern, mit der die Piazza del Duomo „verschandelt, besudelt und >beleidigt“ wurde.

In dem Text sehe ich hauptsächlich eine bewusste und absichtliche
Lächerlichmachung der somalischen Kultur speziell und der islamischen
ganz allgemein. Dass dort - und besonders bei den Beduinen - Zelte
oft die festen Häuser ersetzen, das ist bei allen Nomandenvölkern
Brauch, ob bei Prärieindianern, Beduinen, Mongolen oder samischen
Rentierzüchtern. Es ist keine Schande, in Zelten zu leben. Auch das
kann man würdevoll gestalten.

Was uns fremd geworden ist an der afrikanischen Gesellschaft, das ist
der starke Sippenzusammenhalt in der Grossfamilie. Aber das ist eine
stabile soziale Struktur, die eigentlich von der Kirche befürwortet
wird. Mich mutet es auch seltsam an, wenn den Somaliern ihre vielen
Kinder vorgehalten werden, wo doch die Kirche an anderer Stelle
ausdrücklich wünscht, dass Kinder geboren werden.

Wenn die Somalier heilige katholische Stätten als Abtritt benutzten,
dann sollte man mal die Frage stellen, ob denn im Nahbereich ausreichend
öffentliche Toiletten zur legalen Verrichtung der Notdurft vorhanden
waren. Normalerweise sch---t kein Mensch absichtlich undin aller
Öffentlichkeit, erst recht nicht auf alte Sakralgebäude. Auch ein
frommer muslimischer Somalier tut das nicht, es sei denn, es besteht
keine andere Möglichkeit.

Die somalische Kultur wirkt nur vor der Kulisse aus Romanik und
Renaissance lächerlich, weil sie auf einer Piazza in Florenz
entwurzelt ist. In ihrem ursprünglichen Gebiet ist die somalische
Kultur alles andere als lächerlich.

Sollte ich die Somalier kritisieren (und ihre Nachbarvölker), würde
ich das für das tun, was ich als einziges an ihrer Kultur für
wirklich barbarisch halte:

Die Verstümmelung ("Beschneidung") von Mädchen und Frauen

>Mein lieber Frank, ich bin bestimmt kein Pessimist, aber ich weiß, was in den >europäischen Hauptstädten los ist. Ich vermute, dass das, was seitens der >europäischen Regierungen offiziell verlautbart wird, die weichgespülte Version >ist und dass das wahre Ausmaß der Erkenntnisse, über die die Dienste verfügen, >erschreckend ist.

Dann zitiere ich mal einen Linken: Berthold Brecht in der Heiligen
Johanna der Schachthöfe. Johanna zu Pierpont Mauler:

Nicht der Armen Niedertracht hast Du mir gezeigt,
sondern der Armen ARMUT.

>Und um zum Forums-Thema „Prophezeiungen“ zurückzukehren: Du kennst doch sicher das Lindenlied. In einer Strophe heißt es:
>Bunter Fremdling,
>unwillkommener Gast,
>flieh die Flur,
>die du gepflügt nicht hast.

Wobei das Lindenlied durchaus nationalistische und rassistische
Züge enthält. Für den Verfasser des Lieds der Linde sind eben nicht
alle Menschen gleich viel wert, so wie für unseren Erlöser.

>Aber wenn sich die Dinge so entwickeln, wie es mir mein Gefühl sagt, dann >ehen wir Europäer wirklich beschleunigten Schrittes Bürgerkriegen entgegen, >ei denen wir in den Geschichtsbüchern lange zurückblättern müssen, um auf >ergleichbare Exzesse zu stoßen.

Auch ich halte das Risiko für vorhanden. Ob deshalb auch Recht geschieht,
ist eine ganz andere Frage.

>Herzlichst,
>Hubert

Ebenso

Franke 43



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