Damals und heute

Geschrieben von franke43 am 12. September 2002 12:19:06:

Als Antwort auf: Those were the days... geschrieben von Hubert am 12. September 2002 11:38:41:

Hallo Hubert

>Lieber Frank,
>ach, ich liebe den Disput mit Dir ;-)

Auch ich würde nicht mehr ohne diesen Meinungsaustausch sein wollen.

>Natürlich erkenne ich die – vor allem baulichen Leistungen – der islamischen >Kultur neidlos an. Sowie ihre „Entwicklungshilfe“ vor allem in Spanien: Es ist >völlig unstrittig, dass Spanien unter der Omajjadenherrschaft eine hohe >wirtschaftliche und kulturelle Blüte erlebte.

Wie hat man es ihnen gedankt ? Im Gefolge der Reconquista seit den Tagen
des Hidalgo El Cid Campeador wurden in den befreiten Gebieten die Juden
und die "Mozaraber" und "Mauren" verjagt. Und die grosse Moschee des
Al-Hakam in Cordoba wurde in eine Kirche verwandelt, indem man den
spätgotischen Bau mitten in die Moschee hineinsetzte.

Nicht dass ich plötzlich gegen den Bau von Kirchen wäre, aber ich
hätte die Kirche lieber NEBEN die Moschee gebaut und nicht mitten
hinein.

>Allerdings war das vor eintausend Jahren. Aber wer zum Teufel hat den >heutigen fast gesamten islamischen Raum auf ein Dasein am Rande der >Hölle festgenagelt? Ich will es Dir sagen: die Herrschaft der Ayatollahs und >Imams. Die de-facto-Omnipräsenz der islamischen Geistlichkeit hat fast den >gesamten islamischen Raum in eine einzige kulturlose Dunkelkammer verwandelt.

Da gibt es Hintergründe. Der Orient war in der Folge des Zusammenbruchs
des türkischen Reichs politisch geschwächt. Daher konnte sich keine
stabile Zivilgesellschaft entwickeln, die die Geistlichkeit zurückgehalten
hätte. In der Übergangszeit waren grosse Teile des alten orient als
"Mandatsgebiete" Teile des Britischen Empire.

>Ich gehe ebenso wenig konform mit den – aus amerikanischer Sicht >unabwendbaren – Konsequenzen der Huntington’schen Erkenntnisse wie der Papst. >Auch der ist davon überzeugt, dass es eine Lösung gibt und man den >vielbeschworenen „Clash of civilisations“ nicht hysterisch an die Wand malen >darf. Aber leider sind die Amerikaner – aus den bekannten Gründen – nicht >willens, sich im Einklang mit dem Heiligen Stuhl um die Entwicklung eines >globalen Sofortprogramm zu bemühen.

Klar, denn den Amerikanern geht es ZUERST um politische und materielle
(Öl) Vorteile und erst hernach um die Verteidigung oder Verbreitung
von Freiheit und Evangelium.

>Aber lassen wir doch – sozusagen als Kontrastprogramm zu Deinen Ausführungen – >mal wieder die zornige Lady zu Wort kommen (Seiten 91-93):

Die zornige Dame ist ganz schön einäugig und parteiisch.

>„Auch wenn ich noch so lange suche, finde ich nur Mohammed mit seinem Koran, >Averroes mit seinen Verdiensten als Gelehrter (seinen Kommentaren zu >Aristoteles etc.) und den Poeten Omar Khayyam. Arafat findet noch die Zahlen >und die Mathematik. Er schrie wieder auf mich ein und spuckte dabei, als er >mir 1972 erklärte, dass seine Kultur der meinen überlegen sei. Sehr überlegen
>(darf er das Wort ‚überlegen’ verwenden?), weil seine Ahnen die Zahlen und die >Mathematik erfunden hätten.

Der Begriff "Algorithmus", der etwa "Rechenregel" oder "Rechenansatz" bedeutet,
geht auf den arabischen Mathematiker Al-Chwarizmi zurück. Auch der Begriff
"Algebra" ist arabisch.

>Doch Arafat hat ein kurzes Gedächtnis und ist außerdem nicht sehr intelligent. >Deshalb ändert er ständig seine Meinung und widerspricht sich laufend. Mein >lieber Arafat (wenn ich das sagen darf), Ihre Ahnen haben die Zahlen nicht >erfunden: Sie haben die Schreibweise der Zahlen erfunden, die auch wir >Ungläubigen übernahmen. Und die Mathematik haben nicht sie, oder besser gesagt >nicht nur sie entwickelt. Sie wurde beinahe gleichzeitig in allen alten >Kulturen entwickelt. In Mesopotamien, in Indien, in China, in Griechenland, in >Arabien, in Ägypten, bei den Mayas... Genug der Worte: Wie man es auch dreht >und wendet, Ihre Ahnen haben uns nichts als ein paar schöne Moscheen und eine >Religion hinterlassen, die gewiss nicht zur Geistesgeschichte beigetragen hat.

Die Moscheen kann man jedenfalls den Kirchen in Florenz an die Seite
stellen.

>Und die in ihren akzeptabelsten Aspekten ein Plagiat der christlichen und der >jüdischen Religion und sogar der hellenistischen Philosophie ist.

Darf man Gutes nicht nachmachen ? Auch das Richtige auswählen und kopieren
ist eine Kulturleistung. Ohne diese Fähigkeit wären die alten Römer nie
über das Forum Boarium hinausgekommen.

>Und nachdem wir das geklärt haben, wollen wir mal sehen, welche Vorzüge man >diesem Koran abgewinnen kann, den die Luxuszikaden mehr achten als Das >Kapital und die Evangelien. Vorzüge? Seit dem 11. September 2001 tun die >Islam-Experten nichts anderes, als Mohammeds Loblied zu singen: Sie erzählen >mir, dass der Koran Frieden und Brüderlichkeit und Gerechtigkeit predigt.
>(Auch Bush sagt das, armer Bush. Um die vierundzwanzig Millionen arabisch->moslemischer Amerikaner bei Laune zu halten, wiederholt er immerzu die drei >Worte, wie die Franzosen während der Revolution ‚Freiheit-Gleichheit->Brüderlichkeit’ wiederholten.) Aber im Namen der Logik: Wenn der Koran so >gerecht und brüderlich und friedlich ist, was sagt uns dann Auge-um-Auge-und >Zahn-und-Zahn?

Das ist ja wohl die Höhe: dem Koran ein Zitat aus dem Alten Testament
vorzuwerfen. Der Text Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn war ein Versuch, die
Blutrache zu institutionalisieren und ihre Schäden zu begrenzen, indem
man "Höchststrafen" festsetzte.

>Was hat es auf sich mit der Burkah, das heißt dem die Sinne täuschenden Laken, >mit dem Millionen unglücklicher moslemischer Frauen ihr Gesicht und ihren >Körper verhüllen, was sie zwingt, die Welt durch ein kleines, dichtes Netz vor >ihren Augen zu betrachten?

Die Burkah existiert nur in wenigen Muslimischen Ländern, und auch
dort betonen die Mullahs, dass sie sich nicht vom Koran ableitet.
Der Koran schreibt den Frauen nur vor, sich in der Öffentlichkeit
"anständig" zu kleiden.

>Was hat es auf sich mit der schändlichen Polygamie und dem Grundsatz, dass >Frauen weniger wert sind als Kamele; warum dürfen sie nicht zur Schule gehen, >nicht die Sonne genießen, sich nicht fotografieren lassen und so weiter und so >weiter, amen?

Die Polygamie gab es z.B. auch im alten Israel und sogar im alten Rom.
Bei den Römern nannte man es Konkubinat.

>Was hat es auf sich mit dem Alkoholverbot und der Todesstrafe für diejenigen, >die Alkoholika trinken?

Todesstrafe für Alkohol ? Meines Wissens nur Prügelstrafe.

>Was hat es auf sich mit den Ehebrecherinnen, die gesteinigt oder enthauptet >werden? (Dem mitverantwortlichen Mann geschieht nichts.)

Wie war das im Neuen Testament, als Jesus der Ehebrecherin das Leben
gerettet hat, während die Volksmasse die Schuldige nach dem Gesetz des
Mose steinigen wollte ?

>Was hat es auf sich mit den Dieben, denen in Saudi-Arabien die Hand abgehackt >wird, beim ersten Diebstahl die Linke, beim zweiten die Rechte und beim >dritten ein Fuß und dann, wer weiß was?

Matth. 5, 29-30:

"Wenn dich aber dein rechtes Auge zur Sünde verführt, so reiss es aus
und wirf es von dir; denn es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder
verlorengeht und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zur Sünde verführt, so haue sie ab und
wirf sie von dir; denn es ist besser für dich, wenn eins deiner Glieder
verlorengeht und nicht dein ganzer Leib in die Hölle kommt."

>Steht das auch in dem Heiligen Buch, ja oder nein?!? Mir kommt das nicht sehr >gerecht vor. Und auch nicht sehr brüderlich und sehr friedlich. Nicht einmal >intelligent kommt es mir vor.“

Im AT war es genauso. Und auch in vielen Gesetzbüchern im christlichen
Mittelalter in Europa.

>Herzlichst,
>Hubert

Gruss

Franke 43


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