dasselbe besser formatiert

Geschrieben von schlumpf am 19. Mai 2006 11:33:27:

Als Antwort auf: tausend Jahre Frieden in der Offenbarung des Johannes? geschrieben von schlumpf am 19. Mai 2006 11:07:25:

Hallo.... ein kurzer Exkurs zu den tausend Jahren Frieden in der Offenbarung des Johannes.

Wie wir wissen, entstand die Offenbarung des Johannes in einer Zeit, da die beginnende christliche
Gemeinde nicht mehr als jüdische Gruppe galt (und dem Kaiser nicht opfern musste, wie die Juden,
die das Privileg hatten, dem Kaiser als Gott nicht opfern zu müssen) und somit den Ritus
der Kaiserverehrung mit Kopf und Hand vollziehen musste (DAS ZEICHEN DES TIERES).
In der damaligen jüdischen Apokalyptik (das alte Testament entstand als Folge der Auseinandersetzung
mit den imperialen Mächten der damaligen Zeit, Assur, Babylon, Ägypten, Persien,
Seleukiden und zuletzt Rom) hatte Rom als Inkarnantion des Satans gegolten,
weil Rom als das mächtigste und am meisten durchkapitalisierte Imperium dem
Satan selber unterstand. Jetzt, nach 70, war der Tempel untergegangen, und Römische
Truppen hatten (Modell Tschetschenien, nur blutiger und im Foltern enthemmter) Israel
in einem Antiterrorkrieg besetzt und praktischerweise einen guten Teil der Bevölkerung gekreuzigt.

Jetzt wird also in der Offenbarung die Geschichte von dem Ende der Macht erzählt, dem Untergang der imperialen Welt,
dem Krieg, dem Einschlag eines Kometen, der Zerstörung der am Wasser liegenden Handelsmetropole als Untergang
des merkantilen Kapitalismus, Seuchen, Hunger... also die alte Welt zerbricht, in den Tagen des Zornes.

Die Offenbarung des Johannes chronologisch zu lesen (erst passiert A, dann B, dann C etc.) ist sicher
falsch und verwirrend, sondern sie muss wie ein Traum gelesen werden, in dem immer und immer
wieder dieselbe Handlung von anderen Blickwinkeln betrachtet wird
( das Tor wird passiert, A beschreibt den Weg, B beschreibt den Torbogen, C. die Empfindungen...).

Und jetzt, das ist der Clou dabei, spielt sich alles auf zwei Ebenen ab, die eine Ebene ist die reale Ebene,
die Apokalypse und die andere Ebene ist die innere Wandlung. Weil die Macht und die Imperien vorläufig
sind und zerstört werden, können sich einige der Macht entsagen und sich sozusagen bereits als ”neue“
Menschen verhalten: In ihnen stirbt bereits die Macht und sie werden, laut Text, noch vor der Apokalypse
bereits mit Christus herrschen (Off 20ff). Also sind in der Zeit vor der Apokalypse bereits beide Welten
parallel, die vorläufige der Macht und die andere der kommenden Welt.

Wo ist denn dann das tausendjährige Reich des Friedens? Tja, die Antwort ist, wer suchet, der findet
(man könnte das natürlich auch auf die Kirche beziehen, wie sie es teilweise gemacht hat,
das lasse ich hier aber lieber, ist doch etwas plump)
Nun zu Gog und Magog, die am Ende des tausendjährigen Reiches die eschatologische Schlacht
führen werden (Off 20.7). Das ist die Paralle zu Ezechiel 38ff, der letzten Schlacht am Berge Meggido
(Armaggedon auf hebräisch). Der liest sich spannend: nicht nur dass in Ez 36 und 37 die
Rückkehr der Juden nach Israel angekündigt wird (wusste Ezechiel von der Vertreibung der Juden
aus Palästina im Jahre 110?) sondern wohl auch den Holocaust in 37.1? Wie in der Offenbarung endet
Ezechiel mit dem neuen Tempel, neuen Jerusalem, der oder das nach dem Krieg mit Gog und Magog errichtet wird.

Also: von einem tausendjährigen Reich des Friedens als das Ergebnis einer Apokalypse steht da nix.
Oder irre ich mich da?

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