Avatar

Kausale Theorien (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Mittwoch, 20.02.2013, 12:35 (vor 4093 Tagen) @ Eyspfeil (4824 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Mittwoch, 20.02.2013, 12:51

Hallo!

Zu Verschwörungstheorien paßt vielleicht, was ich im Gelben vor ein paar Tagen schrieb.

Wer heute in eine führende Stellung gelangt, teilt natürlich dieselbe Weltsicht mit seinesgleichen und arbeitet mit diesen auf dieselben Ziele hin.

„Verschwörungstheoretiker“ nenne ich solche, die eine Behauptung aufstellen, z. B. eine Gruppe und ihre Ziele benennen und tendenziell geneigt sind, die ganze Geschichte oder zumindest wesentliche Ereignisse sowie allerhand gegenwärtige merkwürdige Geschehnisse auf Aktionen dieser Gruppe zurückzuführen. Das ganze wird mehr oder weniger (eher weniger) gut mit meist zweifelhaften Quellen belegt.

Das sind monokausale Welterklärungen und nur eine andere Form der Religion, die scheinbar vernünftig daherkommt, weil sie mit aufklärerischem Anspruch auftritt. Mit scheint, es werden hauptsächlich solche Geister davon gefangen, die sich zuvor von einer Religion losgesagt haben, ohne daß sich die Art ihres Denkens und Fühlens verändert hätte, d. h. ohne neue Erkenntnis, so daß sie ihren alten Fehler in neuem Gewande nur wiederholen und glauben, nun hätten sie die Wahrheit erkannt, die man glauben darf. Fürderhin geht man mit der für Religionsschafe typischen, eingeschränkten Verstandestätigkeit reduktionistisch, d. h. monokausal vor. Damit ist natürlich nichts gegen Religionen an sich gesagt, sondern gegen die Schafsmentalität.

Daß ich dagegen auftrete, heißt nicht, daß ich Verschwörungen (= Pläne ohne Wissen der Meisten) leugne. Der heutige kaputte Zustand der Welt ist gewollt und wurde über Jahrhunderte gezielt herbeigeführt - zwar nicht nach einem großangelegten Plan, sondern dynamisch mit wechselnden Akteuren von ähnlicher Gesinnung.

Jedoch ist die Sache komplizierter. Es war nur deswegen möglich, weil die gegenwärtige Epoche im Lebenslauf unseres Kulturkreises, der sich über den ganzen Planeten ausgebreitet hat, diesen Akteuren die Arena geebnet hat.
Wie auch jeder lebende Mensch in seinem Körper die Bakterien trägt, die einst zu seiner Zersetzung beitragen werden, sind die minderwertigen, zersetzenden Elemente schon in der Kultur vorhanden gewesen und verrichteten ihre Tätigkeit, jedoch in Maßen und von der organischen Struktur und Hierarchie der Gesellschaft gehemmt. Wie jedes Lebewesen erneuerte sich die Kultur beständig selbst, für die Fresszellen eine Sisyphusarbeit. Erst mit dem Tode der Kultur konnten sie ihre niedere Tätigkeit ungehindert ausüben und die gewachsene, hierarchische, organische Struktur auflösen.

Heute sehen wir an den Spitzen überall Aasfresser, die sich die Beute teilen und deren Dasein von einer höheren Warte allerdings durchaus Sinn hat und notwendig ist. Freilich haben sie deswegen nicht weniger die totale Verachtung verdient, denn das Niedere ist ihr Element, der Tod das Prinzip ihres Lebens, während sie von wahrem Leben keine Ahnung haben.
Notwendig sind sie, weil sie durch Zersetzung des Toten den Humus für den Wiederaufstieg neuen Lebens - nach der Katastrophe - schaffen, ein Leben, innerhalb dessen sie von natürlichen Antikörpern wieder beschränkt sein werden.

Übrigens sind kausalistische Erklärungsmuster ebenfalls eine Ausprägung des Todesprinzips. Metaphysisch betrachtet ist Kausalität eine Eigenschaft des Mechanischen, d. h. des Physikalischen und damit der monotonen, toten Bewegung, die mit gegebenen Ursachen ohne Beeinflussung eines Willens zu einem berechenbaren Endziel führt. Dagegen, bzw. „quer“ dazu steht das Schicksalsprinzip, das Erfüllen der Eigenschaften eines Lebens, bzw. einer Seele im Lebenslauf. Das Empfinden hierfür war in der lebendigen Kultur wohl noch vorhanden. In der toten Zivilisation scheinen die Menschen dessen zunehmend zu gebrechen und suchen statt nach der Erfüllung ihrer Bestimmung nach der einen Ursache, die ihr Leben und die Welt erklärt. Naturgemäß ist die Bestimmung nach innen, auf einen selbst gerichtet, die Suche nach der Ursache hingegen ist rein äußerlich. Dem entspricht nicht nur die Konstruktion eines Verschwörungsplanes, nach dem die Geschichte abläuft, sondern auch die verbreitete Neigung, die Schuld für alles in der Umwelt zu suchen, die Umkehrung des Täter-Opfer-Verhältnisses, demnach Verbrecher nur ein Produkt ihrer schlechten Kindheit seien, die Auffassung, daß der Mensch als unbeschriebenes Blatt auf die Welt käme und völlig von seiner Umwelt geprägt werden würde usw.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


Gesamter Strang: