zweite Gegenfrage (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Freitag, 13.01.2012, 12:57 (vor 4510 Tagen) @ Walle (1400 Aufrufe)

Ich stimme Dir zu, das die Story von JvN wie sie im NT steht Humbug ist und nur in einigen Teilen mit dem historischen JvN über einstimmt.

Walle

Werter Walle, erklär mir bitte mal, woher Du Kenntnis vom "historischen JvN" hast. Das interessiert mich brennend. Mal abgesehen davon, dass ich mir nicht sicher bin, wer Deiner Meinung nach dieser "historische JvN" sein soll. Der "wahre" Jesus vielleicht? Denn so wäre es wohl doch zu verstehen, wenn Du umgekehrt das NT als "Humbug", also "dumme Fälschung" bezeichnest. Aber woher ums Himmels willen kannst Du von dem "wahren historischen JvN" wissen, wenn doch die Quellen, die wir zu ihm haben (fast) nur die Texte eben dieses Neuen Testaments sind? Oder ist er Dir etwa "erschienen"? Dann beschreib ihn bitte! Und begründe zugleich, warum Deine Erscheinung der richtige/historische/wahre Jesus ist bzw. sein soll.

[[[ Dieses Thema scheint offtopic zu sein, aber ist es vielleicht doch nicht: denn wir haben von den Dingen der Vergangenheit immer nur Relikte und Quellen, selbst Erinnerungen sind nur Relikte. Und auch von Schauungen gibt es nur "Quellen". Und die muss man immer erst verstehen und interpretieren und prüfen. Und das sollte so rational wie möglich geschehen. Wenn man eine Quelle, ohne sie verstanden zu haben, dann gleich als Humbug bezeichnet, dann sehe ich schwarz ...]]]]

Was nun das Wort Rabbi betrifft: es bedeutet (auf Basis des Alten Testaments) nichts weiter als ein "würdiger, weiser Leher". So wird zum Beispiel Mose gelegentlich "Mosche Rabbenu" genannt. In dieser Bedeutung wurde es im jüdischen Alltag vor 2000 Jahren gebraucht, oft auch bei der Anrede von Phärisäern (= jüdische Schriftgelehrte, die teilweise auch Priester bzw. pensionierte Priester waren). Aber nicht nur bei Phärisäern (zu denen Jesus gewiss nicht gehörte ...) sondern etwa auch bei den Anhängern von Sondergruppen, darunter die ersten Christen, wurde das Wort in diesem Sinn genutzt - alle diese Schulen haben ihre Führer und Lehrer wohl mit "Rabbi" angeredet. Als sich im Lauf der folgenden Jahrhunderte jüdische Gemeinden in der Fremde formierten, wurde der geistliche Gemeindevorsteher desgleichen Rabbi genannt - und so ist das noch heute.

Die ersten Jünger Jesu haben ihn selbst wohl nur anfangs mit "Meister" angeredet, sind bald aber zu dem Ausdruck "Herr" übergegangen, da er offenbar eine gewaltige Ausstrahlung hatte (sog. natürliche Autorität/Charisma). In meinem parallelen Beitrag an Detlef zitiere ich eine Stelle aus dem Johannes-Evangelium. Die Situation für die dort auftretende Maria Magdalena war eine andere: sie ist immer bei dem "Rabbuni" geblieben, was aber nur aus der Biographie der Maria Magdalena, aus ihrem Charakter und ihrer besonderen Beziehung zu Jesus zu verstehen ist.

Gruss, Gerhard


Gesamter Strang: