Socrates sah das etwas anders (Antwort) (Schauungen & Prophezeiungen)

Leserzuschrift @, Donnerstag, 08.12.2011, 22:45 (vor 4529 Tagen) @ Leserzuschrift (2027 Aufrufe)

Guten Tag zusammen.

Vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten und Gedanken.
Vielleicht hatte ich mich wirklich zu kompliziert ausgedrückt.
Es ist für mich mehr als problematisch, die Denkweise der Seher nachzuvollziehen und dessen Schauungen in einer Art Dimensionstransfer von der metaphysischen auf die realphysikalische Ebene zu transformieren. Ich gebe zu, dass diese Fähigkeit bei mir wahrscheinlich unterentwickelt ist. Was aber nicht unbedingt einen Widerspruch zu meiner Sichtweise darstellen muss und ich mir einbilde, die Dinge entsprechend zuordnen zu können. Ich schließe aber ausdrücklich ein, mich irren zu können.

Zitat @DerBerliner: „… Das heißt auch, daß alle diese Entwicklungen auf tief in den Seelen bestimmter und bestimmender Menschen enthaltenen Grundmustern, Werten, Ethik-Systemen und Absichten basieren. Diese existierten dort, bevor diese Menschen inkarnierten.“

Genau.
Aber gilt das nicht für die Seher gleichermaßen? Waren/sind die nun wirklich anders? Worauf lässt sich dieser Unterschied reduzieren, wenn er überhaupt existiert?
Man darf nicht vergessen: Was haben sie gesehen, was wurde interpretiert und aufgeschrieben und vor allem, wieso verstehen wir noch immer nicht, was gemeint war! Dann wiederum könnte dem Seher genauso unterstellt werden, dass er Dinge bewusst verheimlicht hat, die schon, weil gedacht, materialisiert sind und eben deshalb eintreten werden. In dem Falle wären wirklich alle Türen zur Hölle offen! Zwar schließe ich diese Möglichkeit nicht aus, aber mit Verlaub, dies zu glauben bin ich nicht fromm genug!
Für mich stellt sich das Ganze in etwa so dar:
http://www.youtube.com/watch?v=hXX7SphkeTs&feature=related

Wenn @BB sagt, dass wir es bei den Sehern eher mit schlichten Gemütern zu tun haben, kann ich dem nicht konform gehen. Die Seher sind mindestens eine Sprache mächtig und können Gesehenes artikulieren. Dies setzt bereits ein mittleres Intelligenzpotenzial voraus und bedingt immer eine mehr oder weniger ausgeprägte Vorstellungskraft und Abstraktionsfähigkeit. Ich denke, ein Nostradamus hätte ansonsten wohl kaum so ein überaus geheimnisvolles Werk schaffen können.
Der Mann stand zu seiner Lebenszeit auch nicht außerhalb der Gesellschaft und hatte wohl wegen seiner Ansichten etliches Aushalten müssen. Damit war er in vergleichbarer Situation und konnte sich wohl kaum diesen Einflüssen entziehen, sondern musste ihnen Rechnung tragen. Sein Werk kann also genauso gut Satire sein. Schließlich ist ja immer noch offen, ab wann Satire oder Dichtung die Wirklichkeit übertrifft. Sie bedarf allerdings schon besonderer intellektueller Fähigkeiten.

Ich gehe also unbedingt davon aus, dass Seher in ihrer Zeit in einer vergleichbaren Situation waren/sind, wie Nostradamus, Lem, Orwell, Lewin und andere – und ich hole hier sogar den alten Goethe (Faust 2!!!) ins Boot.
Der Unterschied ist: Diese Personen haben ihre Schauungen – unabhängig von ihrem auslösenden Moment, SELBST dokumentiert. Und diese Menschen wussten von der Bedeutung ihrer geistigen Ergüsse.
Sahen sich die Seher, wie Irlmaier, Rill und Co. in vergleichbarer Berufung?
Da scheint es wohl doch ein paar wesentliche Unterschiede zu geben!

Ich habe leider bis heute nicht eine authentische Tagebuchaufzeichnung, nicht einen Brief oder eine Urkunde mit Aussagen von Sehern in die Finger bekommen.
In der Regel wurden Schauungen immer durch Dritte dokumentiert und interpretiert. Echte Originale existieren meist nur in Fragmenten oder sie sind redaktionell bearbeitet, wie @Baldur nachweist und die genauso auch alle anderen Deutungen zulassen. Sie sind damit eigentlich für eine Ableitung der Zukunft aus der Schau allesamt unbrauchbar. Man darf auch nicht vergessen, dass die Ausdrucksmittel Sprache und Schrift eben dieser Menschen im Vergleich zu heute auch dem Kontext des jeweiligen Entwicklungsstandes der Gesellschaft zugeordnet werden muss, wie es hier schon mehr oder weniger erfolgreich durchgeführt wurde. Das hatte ich schon in meinem anderen Beitrag erklärt.

Die neuzeitlichen Seher können nun Dank Medien und Internet ihre Schauungen lückenlos und zeitnah dokumentieren. Das schaffen sie aber nur, wenn sie auch über ein Minimum an Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit verfügen. Es besteht erneut das gleiche Problem: Sie können sich der manipulierten Denkweise des Zeitgeistes nicht entziehen!
Vielleicht etwas provokativ: Sie müssen für Ihre Schauungen - Dank an die Herren Clear, Copy und Paste, für Ihre Irrtümer auch nicht gerade stehen, für den Fall, dass ihre Schauungen keine waren, sondern aus chaotischen Träumen entsprungen waren. Bei Letzteren kennen wir uns seit LSD schon ziemlich gut aus.

Auch das ist nicht schlimm und besagt natürlich gar nichts.
Man muss vielmehr die Frage stellen - und die zieht sich nach meiner Beobachtung wie ein roter Faden durch das Forum hier und beschreibt das Dilemma sehr eindrucksvoll – was habe diese Personen gesehen, gesagt und gemeint, was haben sie ausgedrückt und was haben sie ausdrücken wollen und vor allem: Was hat der Empfänger der Botschaft (der Protokollant) davon verstanden? (Mir fällt da immer der alte Militärwitz von der „Sonnenfinsternis, die in der Turnhalle stattfindet“ ein.)
Niemand kann je nachprüfen, ob ALLE ereignisrelevanten Quantitäten geschaut wurden und wenn ja, was ich durchaus anzunehmen bereit bin, hat diese der Seher auch vollständig beschrieben oder hat er sie unbewusst vorsortiert und gefiltert und inwieweit unterlag das seinem Willen?
Nach 150 Jahren kann es da schon zu interessanten Einsichten kommen. Das kriegt man auch nach 6.000 Jahren noch hin. Ich habe so meine Zweifel, dass die heutigen Analysen mit der ursprünglichen Schauung korrelieren.
Aber wie sahen denn die Zwischenetappen aus? Hatten die etwa keinen Einfluss auf heutige Erkenntnisse? Ist aus dieser Sicht eine Schauung dann noch glaubwürdig? Oder besser, was genau bleibt von der Schauung übrig, wenn diese vom Seher ein zweites, ein drittes Mal formuliert und dadurch formatiert wird und damit das Gesehene insgesamt immer unschärfer wird, aber andere Details hervortreten lässt?
Es liegt in der Natur des menschlichen Gehirns und seiner effektiven Arbeitsweise, der sich auch ein Seher nicht entziehen kann, dass er nur eben die FÜR IHN wichtigen Aspekte kundtat, die in seinem gesellschaftlichen Kontext relevant waren bzw. sind und andere, deren Wichtigkeit wir erst in der heutigen Zeit bewerten können, einfach wegließen. Siehe o. a. Kurzvideo.
Eine Schauung kann also auch vom Seher niemals vollständig wiedergegeben werden. Es sei denn, er gehört zu einer weiterentwickelten humanoiden Spezies, die sich dem eingangs zitierten Grundmuster entzieht.

Es stellt sich ein weiteres Problem dar, das @BB hier beispielhaft und eindrucksvoll aufzeigte. Ihm ist die Schauung seines Crashs in Chemnitz BEWUSST geworden, NACHDEM er eintrat. Seine zurückliegende Schauung in der 5. Dimension hätte wegen der Unvollständigkeit dazu führen müssen, nie wieder mit einem Auto zu fahren oder eben bei vollständiger Schauung dieses Ereignis voraussehen müssen. Nun, das konnte er aber nicht in die 3. Dimension übertragen und folglich keinem konkreten Ereignis zuordnen und hat es deshalb vorher verworfen. Aber sie war da, wurde gedacht und ist folglich materialisiert. Damit existiert auch die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens, solange die Quantität Auto für BB besteht. Alle Quantitäten waren erst in Chemnitz vorhanden und damit der Ereignishorizont zum Zeitpunkt t=0 seiner Zukunft (4. Dimension) realisiert. Genau dieses Schema kann ich mir für andere Schauungen ebenfalls vorstellen. Aber es hat die Zukunft von Taurec, DerBerliner mich und alle anderen nicht betroffen!
Es scheint mir deshalb der Versuch geschaute Ereignisse einer konkreten Situation in der Zukunft zuzuordnen als möglich und wahrscheinlich. Die Eintrittswahrscheinlich ist aber Null oder nahe Null, sobald sich diese außerhalb des individuellen Horizontes des Sehers befindet. Der Umkehrschluss liegt Nahe, dass es so etwas wie eine kollektive Schauung geben muss, für Ereignisse, die die Natur oder ihre Gesellschaft betreffen. Versuche dies zu tun gibt es ja eine ganze Reihe mit allen Einschränkungen, die ich versuchte hier darzustellen.

Ich will sagen, dass in der Zukunft liegende Ereignisse ganz sicher eintreten werden - und zwar ausnahmslos für alle gesehenen oder gedachten. Nur kann der Zeitpunkt nicht definiert werden, solange nicht alle Quantitäten angehäuft sind, die zu dem jeweiligen Startzeitpunkt zum Umschlagen in eine neue Qualität notwendig sind. Dies gilt allgemein, als auch individuell - sowohl im positiven, als auch negativen Sinne.

Wie schon oben geschrieben, kann ich mich auch fundamental irren, wenn ich mir erlaube zu unterstellen, dass wir alle, wie wir hier lesen und schreiben und diskutieren, eben deshalb außerstande sind, diesen Ereignishorizont zu erfassen, weil wir diesen nicht (er)kennen können, ebenso wenig, wie die Menge der notwendigen Quantitäten. Wir sind nun mal bis auf Weiteres unserer irdischen dreidimensionalen Existenz und Denkweise untrennbar verhaftet.

Deshalb ist für mich @BBs Ameisenanalogon zwar sehr anschaulich, aber deutlich zu kurz gefasst, weil es die Verbindungen nur bis zur dritten Dimensionen beschreibt, die selbstverständlich auch für die Ameise gilt, in jeder höheren Dimension aber versagt, weil sich alles darüber hinausgehende der menschlichen (ameisenlichen) Vorstellungskraft entzieht.
Felge und Nabe haben eine materielle Verbindung (einen InformationsTRÄGER) zum zeitlosen Raum unterstellt. Die Zeitebene ist aber immateriell, kann also nicht gleichzeitig Informationsträger sein. Es gibt folglich zwischen den Dimensionen keine Verbindung, aber sehr wohl eine Bindung - vielleicht ähnlich eines Spiegelbildes. Diese Zusammenhänge hatte Hans Bender in seinen Versuchen zur Präkognition schon vor 60 Jahren nachgewiesen und im Zusammenhang mit Rill näher erläutert. „Schrödingers Katze“ liegt mir da schon etwas näher.

Ich glaube nicht, dass sich ein Socrates geirrt hat, als er die Existenz einer so genannten höheren Gewalt postulierte, die sich logischerweise in einer anderen Dimension manifestieren muss.
Etwas weniger wissenschaftlich, aber sehr anschaulich ist das hier dargestellt:
http://www.youtube.com/watch?NR=1&feature=endscreen&v=cMeWkON11oM
mit der Konsequenz, dass es ein „zurück“ nicht gibt.

Ja @DerBerliner, auch ich vertraue sehr der Entwicklung, die Mitte der Achtziger begann. Ich habe auch eine Enkelin, die mit Ihren 7 Monaten über einen Wortschatz, Kommunikationsfähigkeiten und eine Motorik verfügt, die nur Erstaunen hervorrufen kann. Und ich werde ihre ungestörte Entwicklung beschützen, so lange es nur geht und ich die Kraft dazu habe.

Grüße an alle und alle guten Wünsche
von Nullmark

P.S. Ich bitte um Entschuldigung – Ich kann nicht kürzer. ;-)


Benutzerkonto für Leserzuschriften

E-Mail an:
[image]

Einzustellenden Text und Beitragstitel angeben!


Gesamter Strang: