generell (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Sonntag, 14.11.2010, 07:42 (vor 4922 Tagen) @ WG (3916 Aufrufe)

Hallo und guten Morgen!

Die Diskussion zu Johansson empfinde ich als interessant und danke deshalb Taurec und WG für die Beteiligung. Man wird gezwungen, die Texte wieder einmal gründlich zu lesen. Zu einem wirklichen Ergebnis kommt man am Ende aber doch nicht, Umrisse und Optionen müssen einem genügen.

Johansson war ganz sicher ein exzellenter Seher, einer der wenigen auch, die offenbar richtige Zeitangaben machen konnten. Bei einem literarischen, quellengestützten Nachweis für die Faktizität von Prophezeiungen gehört er meines Erachtens in die erste Reihe. Auch ist sein Detailwissen sehr bemerkenswert.

Beispielsweise wird erwähnt, dass die Amerikaner mehr Tote durch Krankheit haben werden als durch Kämpfe an der Front. Das war tatsächlich so im ersten Weltkrieg, und es stimmt auch, dass es deswegen in den USA schnell zu Diskussion kam, den Einsatz in Europa abzubrechen.

Richtigehend kurios ist die Erwähnung einer „großen Kanone“, die die Deutschen im ersten Weltkrieg nutzen würden (Absatz 152). Bei solchen Schauungen frage ich mich immer, warum aus den Abermilliarden „schaubarer“ Einzelereignisse auf all den Kriegsschauplätzen gerade solch ein Faktum ausgewählt wurde. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass diese „große Kanone“ damals ein nachhaltige psychologische Wirkung auf die Bevölkerung in Frankreich hatte – was aber heute völlig vergessen ist.

Es handelt es sich um die „Dicke Berta“ (siehe Wikipedia), im Speziellen um das sog. Parisgeschütz/Wilhelmgeschütz, mit dem man über 130 km hinweg Paris beschossen hatte (via einer Aufstiegshöhe von 40 km, weshalb sogar die Erdkrümmung und verschiedene Luftdichten in der Atmosphäre mit einberechnet werden mussten):

http://www.suite101.de/content/kriegsjahr-1918--deutsche-fernkampfgeschuetze-beschiessen-paris-a80866

(ich empfehle die Lektüre auch, weil sie ein Beispiel deutscher Ingenieurskunst bietet – wenn auch in verwerflichem Zusammenhang).

Es ist schade, dass die Angaben von Johansson zu den Erdbeben, Seebeben und Orkanen wie auch zu einem vermutlich weiteren Krieg im Norden nicht richtig verwertet werden können. Könnte es sein, dass Schauungen, die sehr weit in der Zukunft liegen (von der Gegenwart des Sehers aus gesehen mehrere Jahrzehnte entfernt) unbestimmter, unschärfer, ortloser, zusammenhangsloser, punktueller werden? Was ist die zeitlich weitreichendste Schauung, die je gemacht und wirklich bestätigt wurde - von Nostradamus 1999 einmal abgesehen?

Als ich in den 80iger Jahren in der Münchener Staatsbibliothek selbst mal angefangen hatte, nach alten Prophezeiungstexten zu graben, stieß ich eines Tages auf einen Druck, in dem erwähnte wurde, dass der „große Marx“ zwar aufsteigen, aber auch wieder fallen würde. Ich hatte mich sehr über das „Marx“ gewundert und dachte erst, es sei vielleicht eine falsch geschriebene Abkürzung von MAX (=Maximilian), aber der Ausdruck kam zwei oder drei Male so vor. Der Druck war aus dem 17. Jahrhundert. Leider habe ich meine Kopien von damals alle weggeworfen. Es wäre eine Schauung über 300 Jahre hinweg gewesen. Man müßte aber prüfen, ob der Name nicht schon damals gebräuchlich war und es nicht etwa einen General, Heerführer oder eine andere politisch wichtige Person dieses Namens gab - und solche Nachweisarbeiten sind sehr mühsam.

Einen schönen Sonntag wünscht Gerhard


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