Malachias (Schauungen & Prophezeiungen)

Eyspfeil, Vorort Stuttgart, Mittwoch, 13.08.2008, 00:15 (vor 5745 Tagen) @ Taurec (7395 Aufrufe)
bearbeitet von Eyspfeil, Mittwoch, 13.08.2008, 00:24

Hallo Taurec!

"Demnach ist die Prophezeiung im 16. Jahrhundert zur Unterstützung eines Papstkandidaten erfunden worden. Dazu passt, daß die Mottos nie eindeutig auf den jeweiligen Papst bezogen werden können, bzw. sie recht kryptisch sind und damit leicht hinzubiegen."
Das Original soll sich seit dem 11.Jahrhundert in der Bibliothek des
Vatikan befinden, aber ich bezweifel, ob im öffentlich zugänglichen Teil.
Diese Aussage hab ich zwar irgendwo gelesen, aber letztendlich ist es
eine Glaubenssache, wie alles innerhalb des Universums der Kirche.
Da müßte man zumindest im Vatikan eine Anfrage machen, vielleicht gibt's
ein Faksimile dazu.

Ich meine, es ist tatsächlich so, wie es in Dienem Zitat steht: Das Konklave
richtet sich nach dem Vaticinum.
Die Abstimmung ist im Konklave kaum völlig frei und demokratisch, sondern
es wird ein Kandidat bestimmt, der dem Vaticinum entspricht.
Und auch der dann gewählte Papst richtet sich dann voll und ganz nach
seinem Vaticinum aus, ist dann quasi Erfüllungsgehilfe.
Das sind Dinge, die natürlich der Öffentlichkeit vorenthalten werden.
Merkwürdig ist eben schon, daß zu beinahe jedem Papst bestimmte Elemente
gefunden werden, die zu seinem Vaticinum passen.
Ob nun das sein Familienwappen ist, seine Heimatstadt, oder ob sein
Vater Kaufmann war, als simple Beispiele.
Wenn das Motto war: 'Hirt und Seefahrer', dann hat der Hirte seine Schafe
durch eine schwierige Zeit oder einen Krieg geführt.
'Flos Florum', natürlich ist dann eine Blume im Wappen bei Paul VI.
'Drangsal der Sonne', JPII wurde während einer Sonnenfinsternis geboren.
Ich selbst habe eine Abhandlung des Malachias von Manfred Böckl, der
findet wirklich zu jedem Papst-Motto seit 1590 eine Entsprechung.

In gewisser Weise kann man das self fulfilling prophecy nennen.
Die Kardinäle kennen den Malachias und können so den geeignetsten
Kandidaten in aller Ruhe suchen.
Im Vorfeld wird auf die Kardinäle dann schon sanft eingewirkt: 'Der-
jenige hier (z.B. 2005 Ratzinger) ist doch bitteschön der beste, ja?'
*tuschel* 'Glorie des Ölbaums'=> er studierte in Benediktbeuren,
ist zwar konkret kein Benediktiner, fühlte sich im mentalen Sinne
aber schon immer als ein solcher.

Der finale Satz ist allerdings nicht Teil des Originals vom Mittelalter,
er wurde garantiert erst nach 1590 eingefügt.
Die Nummer "112" für diesen Petrus Romanus oder Petrus II wurde erst
im 19.Jahrhundert fabuliert.
Deshalb ist es auch mehr als fraglich, ob nach B-XVI PR/P-II regiert.
Merkwürdig ist allerdigs, daß die Ereignisse im nächsten Jahrzehnt,
also der 3.WK und die Glaubensverfolgung, schon zum Sinnspruch des
nächsten Papstes passen, wenigstens teilweise.
Die Siebenhügelstadt wird nicht zerstört, bekommt aber schon ein
paar Dellen ab.

Es geht die Sage um, daß überhaupt alles erfunden wurde (um 1590 herum),
weil das letzte Vaticinum ein Benediktiner ist, 'von der Glorie des Ölbaums', ein wichtiges Symbol der Benediktiner.
Die Benediktiner wollten, daß der letzte Papst einer der 'ihren' wäre.
Denn die Zeit um 1590 war noch von Glaubenskämpfen erschüttert, und die
Mönche damals übten noch eine gewaltige politische Kraft aus.

Mein Fazit mal vorab: Das merkwürdige ist eigentlich nicht die Prophezeiung,
von wem auch immer sie stammt, und wer sie hinterher zurechtgebogen hat,
sondern der Umstand, daß die kryptischen Mottos vom Konklave - also der
Regierung des Vatikans - bewußt in Szene gesetzt werden in der Suche eines
neuen Papstes, d.h. Staatsoberhauptes.

Grüße,
Eyspfeil


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