Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen
Geschrieben von Swissman am 23. Dezember 2003 00:12:27:
Als Antwort auf: Re: Dein Zerrbild :-)) geschrieben von JeFra am 22. Dezember 2003 15:51:44:
Hallo JeFra,
Sie übersehen einen entscheidenden Faktor: Die Einführung der Nuklearwaffe! - In der vornuklearen Welt, da gebe ich Ihnen Recht, hätte der Ostblock dem Westen wohl bereits vor langer Zeit den Gnadenstoss versetzt.
Mit der Verfügbarkeit von Massenvernichtungswaffen, worunter in erster Linie Nuklearwaffen zu verstehen sind, sind die Dinge erheblich komplizierter geworden: Eine noch so grosse konventionelle Übermacht ist im Falle eines Konflikts mit einer Nuklearmacht völlig wertlos. Ebenso kann eine hochmoderne, leistungsfähige Volkswirtschaft mittels Nuklearwaffen binnen weniger Minuten eingeäschert und auf die Stufe Frühmittelalter zurückgeworfen werden.
Nuklearwaffen sind daher, solange in genügend grosser Zahl vorhanden, als der grosse Gleichmacher anzusehen. - Die Planung eines Krieges zwischen zwei Atommächten ist daher um ein vielfaches schwieriger, als die eines herkömmlichen Krieges, aber selbstverständlich nicht unmöglich. Es ist dabei von entscheidender Bedeutung, dass der Angreifer die Zweitschlagskapazität des Verteidigers bereits mit der ersten Salve wenn möglich vollständig ausschaltet, zumindest aber muss sein Arsenal soweit reduziert werden, dass die dadurch zu erwartenden Verluste ein akzeptables Mass nicht überschreiten (in sowjetischen Lehrbüchern geht man übrigens davon aus, dass der Verlust von 20 Mio Einwohnern durchaus akzeptabel ist!).
In der Praxis bedeutet dies, dass der Eröffnungsschlag zumindest teilweise mit Atomwaffen geführt werden muss. Entgegen anderslautender linker Propaganda ist ein "Atomkrieg" (sowjetische Lehrbücher bevorzugen den Begriff "Atomschlacht", da nach einem erfolgreichen Erstschlag der restliche Feldzug im wesentlichen, von einzelnen taktischen Gefechtsköpfen abgesehen, konventionell geführt werden kann) sehr wohl führbar, überlebbar und auch zu gewinnen - bei entsprechend gründlicher Vorbereitung wird der Sieg in der Regel dem Angreifer zufallen. - Im Grunde ist die westliche Zweitschlagsdoktrin Wahnsinn...
Mit fortschreitender Entwicklung und Indienststellung effizienter ABM-Systeme werden Nuklearwaffen meiner Meinung nach aalmählich an Bedeutung verlieren, wodurch rein konventionelle Kriege zwischen Grossmächten früher oder später wieder möglich werden sollten...
Wenn Sie sich für dieses Thema interessieren, empfehle ich ihnen "Origins of the fourth world war", von J. R. Nyquist. Der Verfasser entwickelt darin eine "Soziologie der Massenvernichtungswaffen". - Leider ist das Buch (bislang) nur auf Englisch erhältlich.
mfG,
Swissman
- Re: Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen JeFra 23.12.2003 07:12 (6)
- Re: Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen Swissman 24.12.2003 02:39 (5)
- Re: Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen JeFra 24.12.2003 23:43 (2)
- Re: Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen Swissman 26.12.2003 03:39 (1)
- Re: Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen JeFra 30.12.2003 05:57 (0)
- Re: Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen BBouvier 24.12.2003 15:17 (1)
- Re: Der entscheidende Faktor: Massenvernichtungswaffen Otto 24.12.2003 17:48 (0)