So ähnlich sehe ich´s auch

Geschrieben von franke43 am 24. April 2003 07:49:25:

Als Antwort auf: Nostradamus allgemein geschrieben von Artemis am 23. April 2003 18:38:06:

Hallo Jagdgöttin

>Zu Nostradamus nun einige Gedanken von mir als Laie: die Verse des Nostradamus >verstehen zu wollen erfordert nicht nur Kenntnisse in Französisch und Latein. >Die Geschichte des 16. Jahrhundert, Astrologie, Hermetik, Kabbalistik, griech. >und römische Mythologie, Steganographie etc. sollten einem gleichermaßen in >Grundzügen vertraut sein. Nostradamus selbst gibt uns zu verstehen dass seine >Verse verschlüsselt und durcheinandergewürfelt sind (ihre Reihenfolge also >nicht stimmt).

Nostradamus als sehr gebildeter Mann hatte offenbar umfassende
Kenntnisse von alledem.

Dazu kommt noch, dass sein Französisch nicht nur von seiner
Zeit (alte Formen, uneinheitliche Rechtschreibung) geprägt
war, sondern auch von südfranzösischen Dialekten, die wieder
vom Altprovencalischen abstammen.

>Eine Entschlüsselung gefolgt von einer korrekten Übersetzung der Verse kann >man m.E. nur mit obigen Voraussetzungen versuchen. Wobei die Reihenfolge wie >folgt aussieht: Entschlüsselung, Übersetzung - nicht umgekehrt, denn die teils >in Altfranzösisch und Latein verfassten Centurien sind ohnehin schon eine >Herausforderung an den Übersetzer.

Eben:
Genau wie unser Deutsch ist auch das Französische heute nicht
mehr dasselbe wie zur Nostradamuszeit. Wir sprechen auch nicht
mehr wie Luther, und vor allem schreiben wir nicht mehr so.

>Wie auch immer, speziell an so mancher englischer Übersetzung sieht man welch >ein "Eiertanz" uns bevorstünde, wollten wir die Centurien in ihrer jetzigen
>(unverschlüsselten) Form zu verstehen suchen. Noch ein hübsches Beispiel >wäre: "dans mon estomach intercluse" im Englischen geradezu haarsträubend >mit "locked inside my heart" wiedergegeben. Naja, soviel zu den anatomischen >Kenntnissen des Übersetzers...andererseits, Innereien sind Innereien - ob Herz >oder Magen scheint bei manchen Leuten keine allzugroße Rolle zu spielen ;-)

Bekanntlich geht ja bei vielen die Liebe durch den Magen.

>Was die Rechtschreibung der Centurien betrifft: möglich dass Nostradamus hier >den einen oder anderen Wink für uns eingebaut hat - andererseits, im >Frankreich des 16. Jahrhunderts war man sich noch gar nicht wirklich einig >über die Rechtschreibung. So muss man sich nicht allzusehr darüber ereifern >dass ein Wort mal so und mal so geschrieben wurde. Beispiel hierzu: man findet >in den Versen unzählige Worte, die mit Accent Circonflex (hoffe dass ich das >so richtig geschrieben habe...) versehen wurden um ein "n" zu sparen, an >anderer Stelle jedoch ohne den Accent dafür aber mit "n". Im Brief an >Caesar "mô long temps" und an anderer Stelle im selben Brief "dans mon >estomach". Möglicherweise bedeutet es etwas - möglicherweise aber auch nicht.

Wahrscheinlich bedeuten diese willkürlichen Schreibweisen gar
nichts. Sie sind zeittypisch. In Deutschland war die Recht-
schreibung in der Lutherzeit noch viel chaotischer als in
Frankreich. Da muss man nur mal alte Texte in der Original-
schreibung lesen. Vieles war einfach die Willkür der Setzer
beim Druck. Wir philosophieren rum, und vielleicht hatte
der Setzer gerade ein Zeichen zu wenig und machte stattdessen
einen Circonflex, um die Weglassung anzudeuten. In der deutschen
Rechtschreibung derselben Zeit kam das massenweise vor. Der
Circonflex ist ein Auslassungszeichen. Er bedeutet: nach
denm Buchstaben, über dem er steht, fehlt einer. Mal ist
es ein "m" oder "n", mal ein "s", mal eine Konsonant-
verdoppelung, die nicht ausgeschrieben und durch den
Circonflex ersetzt wurde. In deutschen Texten der Luther-
zeit kommt das wirklich ständig vor.

>Vielleicht wurde dieser "Kunstgriff" eingesetzt um im Endeffekt bei einer >bestimmten Anzahl Buchstaben zu landen...wer weiß.

Oder der Setzer wollte, dass alles gut in die Zeile passt.

>Interessant finde ich persönlich die Ansätze den Centurien mittels >Kabbalistik "zu Leibe" zu rücken. Schade hierbei ist, dass Nostradamusforscher >ihre Ergebnisse und vor allem die Vorgehensweise nicht nachvollziehbar >erläutern. So scheinen die "Kenner" des Propheten geradezu eifersüchtig über >ihrem vermeintlichen Schlüssel zu wachen - sei es um zu verhehlen dass es >letztlich doch nur wieder eine Sackgasse war, die sie entdeckten oder um zu >verhindern dass die Allgemeinheit von den Früchten ihrer Arbeit mitprofitiert.

Noch viel interessanter ist, wie unsauber oft zitiert wird.
Grundsätzlich sollte immer der französische Urtext möglichst
mit unveränderter Schreibweise angegeben werden. Wobei sich
bereits da die Frage stellt: nach welcher Druckausgabe ?

>Vielleicht ist unsere Gesellschaft ja auch noch garnicht reif für die >Prophezeiungen des Nostradamus?

Jedenfalls kann sie keinen praktischen Nutzen daraus ziehen.

>So stehe ich nun hier, als Leserin und Laie, rätsel rum, verfolge Theorien und >hoffe, dass wir eines Tages doch noch in den Genuss von Nostradamus' wahren >Prophezeiungen kommen. Ob das noch jemand hinbekommt bis 2009? ;-)

Mir wäre daran gelegen, wenn man die Voraussagen von
Nostradamus für seine Vorbereitungen auf das Kommende
nutzen könnte.

Es wäre schon viel geholfen, wenn mal jemand systematische
versuchen würde, bereits erfüllte Prophezeiungen auszu-
sortieren und mit genauen Kommentaren zu versehen, wann
und auf welche Art sie sich erfüllt haben. Denn in den
fast 450 Jahren seit dem ersten Erscheinen der Centurien
müsste doch schon vieles in Erfüllung gegangen sein.

Ich habe das mal mit einem einzigen Vers versucht. Es ist
der, in dem die Jahreszahl 1700 vorkommt. Aber auch zwei
der ominösen "Hister"verse könnte man als eindeutige
Vorhersagen der Hitlerdiktatur identifizieren.

>Gruß,
>Artemis

Gruss

Franke


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