Über den Gral
Geschrieben von Elias am 07. September 2001 11:34:35:
Als Antwort auf: Re: Ja gab es ihn den nun oder nicht? geschrieben von Templar am 07. September 2001 10:12:58:
Hallo Templar
Ich unterscheide auch zwischen dem Jesus der Evangelien und dem Autor der Spruchsammlung, die zum Thomas-Evangelium wurde. Natürlich hat es diesen Autor der Sprachsammlung gegeben, sonst wäre sie ja nicht da. Wenn man nun diesen Autor der Spruchsammlung in eine weitgehend fiktive Handlung einbaut, dann vermischt sich Realität und Fiktion. Das Endergebnis ist Fiktion.
Ich sehe das mit der Fiktion aber gar nicht negativ, denn die fiktive Handlung hat einen Sinn, nämlich die abstrakte Lehre in greifbare Bilder zu kleiden. Ein gutes Gleichnis ist nicht deshalb schlecht, weil es erfunden ist. Es ist nur schlecht, wenn man das Gleichnis für die Realität hält. Es ist sogar eine hohe Kunst gute Beispiele zu erfinden. Man verpaßt der abstrakten Lehre damit eine Oberfläche, doch leider wird hinter dieser Oberfläche im real-existierenden Christentum nicht mehr die eigentliche Lehre gesehen.
Mir geht es um den Kern hinter den Oberfläche und jedes starre Festhalten an der Oberfläche (das Kleben an den Worten) versperrt den Blick auf den Kern.
Wenn man nun dem fiktiven Jesus1 der Evangelien die Worte eines wirklichen Weisheitslehrers Jesus2 in den Mund legt, über dessen Biographie man so gut wie nichts weiß, dann vermischen sich die Ebenen.
Es ist nicht schlimm, daß sich die Ebenen vermischen. Es ist nur schlimm, wenn man sich dieser Tatsache nicht bewußt ist.
ORF bekomme ich nicht rein. Die strahlen über Satellit leider nur verschlüsselt ab. Aber Danke für den Tip auf 3Sat.
Ich habe mir inzwischen Dein Forum angeschaut. Ich bin nun nicht unbedingt der Experte der Gralsmythologie, aber ich bin auf meinen Recherchen über die christliche Symbolik über die Bedeutung des Grals quasi nebenbei gestolpert.
Zwei Hinweise sind für mich entscheidend: Er enthielt den Wein beim Abendmal und das Blut bei der Kreuzigung. Mit diesen beiden Hinweisen kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen: Der Gral, das sind wir selber.
Auch in meinem Text über Dietzfelbinger habe ich schon die Dreiheit Wein-Wasser-Blut erwähnt für die emotionale Seite der Dreiheit Geist-Seele-Körper.
Der Wein enthält Alkohol. Wenn man diesen Alkohol destilliert enthält man "Geist" bzw. Weingeist, den man auch Spititus nennt. Wasser steht für Emotionen und Blut für Leid.
Beim Abendmal trennt sich Jesus vom Wein, also vom Geist und nimmt das Leid auf sich. Das habe ich im Text über Dietzfelbinger alles genau beschrieben. Also lasse ich das hier jetzt mal. Damit wird der Weg weg vom Geist in die Materie beschrieben. (die Trennung vom Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn).
In der gleichen Schale, in der vorher Wein war, ist dann das Blut aufgenommen. Also wer oder was ist nun die Schale? Der vom Geist erfüllte Mensch, der sich vom Geist trennt um in der Materie um des Geistes Willen zu lernen und der dann wieder zum Geist zurück kehrt. Obwohl er von Wein/Geist erfüllt ist, nimmt er das harte Leben in der Materie, also das Blut auf sich, bzw. in sich auf um daran zu wachsen.
Das schwierige ist also nicht, den Gral zu finden, denn wir sehen ihn jeden Morgen im Spiegel. Die Schwierigkeit liegt primär darin, zu erkennen, daß wir selbst der Gral sind und in der Bereitschaft, daß Blut aufzunehmen, sich also den Problemen zu stellen, anstatt zu beten "Herr erlöse uns".
Der "Heilige Gral" ist tatsächlich das "Königliche Blut", aber in einer anderen Bedeutung. Ich habe einmal eine mittelalterliche Darstellung gesehen von einem Balken, wo unten ein Frosch saß und oben eine Krone. Es geht um den Weg von Frosch zum König (Froschkönig!) Wenn jamand diesen Weg gegangen ist, dann wird er Herrscher über sich, also gemäß dieser Symbolik König. Wir alle sind potentielle Könige. Kennst Du die vielen Mythen, wo ein Königssohn nicht weiß, daß er ein König ist. In diesem Symbol geht es genau hierum, daß der König in uns erwacht. Hier kommt nun das Blut ins Spiel. Leidvolle Erfahrung läßt den Menschen reifen. Dieses Blut macht uns zum König.
Wenn man in der weiten Welt den Gral gesucht hat, wird man feststellen, daß man ihn immer schon gehabt hat. Aber um das zu erfahren, muß man die Erfahrung in der weiten Welt gemacht haben.
Wenn ich also jetzt hier im Internet jedem verrate, wo der Gral liegt, so kann jetzt rein theoretisch jeder in den Spiegel schauen und sagen: ich habe den Gral gefunden. Aber es wird ihm nichts nützen, denn er muß ihn selber finden. Um dieses voreilige Erfolgserlebnis zu verhinden, wurde das früher den Menschen nicht zu früh erklärt, sondern in komplexe Symboliken verschlüsselt. Wenn der Mensch so weit ist, dann wird er die Symbolik schon verstehen. Wenn er nicht so weit ist, dann wird ihm das Wissen um die Symbole eh nix nützen. Eigentlich wäre das auch alles ganz in Ordnung so, wenn sich nicht um die gleichnishaften Geschichten so ein Aberglaube entwickelt hätte, der das Finden des Gral eher erschwärt, ihn fast unmöglich macht, anstatt ihn zu erleichtern. Da kann so ein Tip vielleicht doch einigen nutzen, daß sie vielleicht auf ihn zurückkommen, wenn sich die anderen, "schöneren" Tips, die man sonst so ließt, als Sackgassen herausgestellt haben.
Ich weiß, daß es kein schöner und bequemer Weg ist, denn ich da präsentiere. Sicher werden viele lieber zuerst den schöneren und bequemeren Wegen folgen wollen. Sicher ist es bequemer zu sagen "Wenn ich getauft bin, dann bin ich ja schon erlöst." oder vergleichbares.
Früher waren die Priester "Eingeweihte". Heute werden die Priester nur noch "geweiht", weil das Wissen vergessen wurde, in das man sie einweihen könnte. Wie soll ein Priester, der das Wissen selbst nicht hat, aber einern Hilfesuchenden eine Stütze sein?
- Re: Über den Gral Templar 07.9.2001 12:44 (6)
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