Re: Über den Gral

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Geschrieben von Templar am 07. September 2001 12:44:04:

Als Antwort auf: Über den Gral geschrieben von Elias am 07. September 2001 11:34:35:

Lieber Elias

>Früher waren die Priester "Eingeweihte". Heute werden die Priester nur noch "geweiht", weil das Wissen vergessen wurde, in das man sie einweihen könnte. Wie soll ein Priester, der das Wissen selbst nicht hat, aber einern Hilfesuchenden eine Stütze sein?

Er kann keine sein, er ist brutal ausgedrückt "nutzlos", denn er wird mit grosser Wahrscheinlichkeit dem Suchenden seine eigene Schulung, seine eigenen Dogmas und seine eigenen Überzeugungen "verkaufen" wollen. Ich schätzte damit sind wir beim wichtigsten Punkt für den Niedergang der ofiziellen christlichen Religionen anbelangt. Bei den Protestanten fehlt vielen Menschen die mystische Opulenz, die schönen Bilder und Gesänge. Die Katholiken verschrecken die meisten Interessierten mit ihren Dogmen, die keinerlei Hilfe mehr für spirituelle Nöte sein können. Eine wahre Stütze für einen Suchenden ist der- oder diejenige Person, die den Suchenden dazu ermuntert, in sich selbst nach den Antworten zu suchen, denn letztlich haben wir alles was wir brauchen dabei. Nur ist dieses Wissen so gut geschützt, dass es sich jedem halt erst erschliesst, wenn er den Weg durch sich selbst, seine Vorstellungen, Ängste, Aggressionen, Hoffnungen und Wünsche gegangen ist. Nicht umsonst heisst es dass sich die Mysterien selber schützen. Wer sie erkannt, nicht intellektuell sondern mit ganzem Herzen, mit seinem ganzen Sein verstanden hat, wird erkennen, dass es eine höchst individuelle Erkenntnis ist. Stundenlang kannman versuchen anderen Menschen das Thema zu erklären, man kann ihnen soagr schildern worum es geht, was die Konsequenzen sind. Doch dies wird alles nichts nützen, den reines intellektuelles Verstehen der Zusammenhänge hilft wenig, leben, erleben und durchleben ist der einzige Weg zur wahren Erkenntnis.


>Ich sehe das mit der Fiktion aber gar nicht negativ, denn die fiktive Handlung hat einen Sinn, nämlich die abstrakte Lehre in greifbare Bilder zu kleiden. Ein gutes Gleichnis ist nicht deshalb schlecht, weil es erfunden ist. Es ist nur schlecht, wenn man das Gleichnis für die Realität hält. Es ist sogar eine hohe Kunst gute Beispiele zu erfinden. Man verpaßt der abstrakten Lehre damit eine Oberfläche, doch leider wird hinter dieser Oberfläche im real-existierenden Christentum nicht mehr die eigentliche Lehre gesehen.
>Mir geht es um den Kern hinter den Oberfläche und jedes starre Festhalten an der Oberfläche (das Kleben an den Worten) versperrt den Blick auf den Kern. >Wenn man nun dem fiktiven Jesus1 der Evangelien die Worte eines wirklichen Weisheitslehrers Jesus2 in den Mund legt, über dessen Biographie man so gut wie nichts weiß, dann vermischen sich die Ebenen. >Es ist nicht schlimm, daß sich die Ebenen vermischen. Es ist nur schlimm, wenn man sich dieser Tatsache nicht bewußt ist.

Da sagst du etwas absolut wahres und zugleich ziemlich tiefsinniges. Auch aus dem schlechtesten Buch, den verdrehtesten Informationen kann eine Information enthalten sein, die einem Suchenden noch gefehlt hat...und sei es nur ein Satz, oder ein Gedankengang. Das Problem liegt wie du schon ansprichst darin, dass die Menschen die Tendenz haben, einmal gemachte Erkenntnisse (und damit dann auch Bücher, Autoren) zum Mass aller Dinge zu erheben. Tatsächlich ist jedoch alles Wissen immer nur Stückwerk, ein grossartiges Puzzle. Wieviel vergibt man sich doch, wenn man sich mit dem Vervollständigen der unteren linken Ecke zufriedengibt, ohne auch nur den Gesamtrahmen des ganzen Puzzles hinzukriegen.


>Ich habe mir inzwischen Dein Forum angeschaut. Ich bin nun nicht unbedingt der Experte der Gralsmythologie, aber ich bin auf meinen Recherchen über die christliche Symbolik über die Bedeutung des Grals quasi nebenbei gestolpert.
>Zwei Hinweise sind für mich entscheidend: Er enthielt den Wein beim Abendmal und das Blut bei der Kreuzigung. Mit diesen beiden Hinweisen kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen: Der Gral, das sind wir selber.

Was soll ich nun sagen....dir gratulieren, dich loben...ich sage dir einfach, dass du schon viel mehr erkennt hast, als hochkarätige Honorationen in ihrem Leben begriffen haben. Tatsächlich ist der Gral wirklich ziemlich mehrdimensional und die eine INterpretation (Schale und/oder Blutlinie) schliesst die andere nicht aus. Mit dem "Weg zum Heiligen Gral" bezeichneten die Katharer ihren Einweihungsweg, was nichts anderes Bedeutete als den Weg zu sich selber. Deine Analysen bezüglich Wein/Geist und Blut sind wirklich genial, einfach deshalb weil du dir diese Erkenntnis selber erarbeitet hast. Mir ist diese Erkenntnis, die sich tatsächlich nur sehr schwer vermitteln lässt, auch erst im letzten Jahr entgültig gekommen, auch wenn ich zuvor schon einiges dazu gewusst habe. aber eben, wie oben erwähnt. Manche Erkenntnisse sind eine Frage des Bewusstseins und nicht des Intellekts.

>In der gleichen Schale, in der vorher Wein war, ist dann das Blut aufgenommen. Also wer oder was ist nun die Schale? Der vom Geist erfüllte Mensch, der sich vom Geist trennt um in der Materie um des Geistes Willen zu lernen und der dann wieder zum Geist zurück kehrt. Obwohl er von Wein/Geist erfüllt ist, nimmt er das harte Leben in der Materie, also das Blut auf sich, bzw. in sich auf um daran zu wachsen.
>Das schwierige ist also nicht, den Gral zu finden, denn wir sehen ihn jeden Morgen im Spiegel. Die Schwierigkeit liegt primär darin, zu erkennen, daß wir selbst der Gral sind und in der Bereitschaft, daß Blut aufzunehmen, sich also den Problemen zu stellen, anstatt zu beten "Herr erlöse uns".
>Der "Heilige Gral" ist tatsächlich das "Königliche Blut", aber in einer anderen Bedeutung. Ich habe einmal eine mittelalterliche Darstellung gesehen von einem Balken, wo unten ein Frosch saß und oben eine Krone. Es geht um den Weg von Frosch zum König (Froschkönig!) Wenn jamand diesen Weg gegangen ist, dann wird er Herrscher über sich, also gemäß dieser Symbolik König. Wir alle sind potentielle Könige. Kennst Du die vielen Mythen, wo ein Königssohn nicht weiß, daß er ein König ist. In diesem Symbol geht es genau hierum, daß der König in uns erwacht. Hier kommt nun das Blut ins Spiel. Leidvolle Erfahrung läßt den Menschen reifen. Dieses Blut macht uns zum König.

Ja genau. Kennst du zufällig den Film "Excalibur" von John Boorman (1981)? Am Schluss seiner Suche steht Parzival (er ist am Ertrinken, sein Körper unter Wasser gefangen, sein Bewusstsein ist schon mit dem Ätherleib verbunden (was übrigens auch der tiefere Sinn hinter der Taufe ist, sofern sie wirklich mit Untertauchen einher geht) ), also auf jeden Fall hat er eine Art Out-of-Body-Erfahrung. Er steht zum zweiten Mal in der Gralsburg, das Bild eines Kelchs schwebt aus dem nebel zu ihm herunter und erneut ertönt die Frage: "Wem dient der Gral"....endlich weiss Prazival die richtige Antwort: "Dir mein König"...und es ist klar dass damit eigentlich nicht der kranke Artus (der Fischerkönig) gemeint ist.

>Wenn man in der weiten Welt den Gral gesucht hat, wird man feststellen, daß man ihn immer schon gehabt hat. Aber um das zu erfahren, muß man die Erfahrung in der weiten Welt gemacht haben.


Völlig korrekt, weshalb sich das Mysterium des Grals eigentlich auch nicht wirklich vermitteln lässt.


>Wenn ich also jetzt hier im Internet jedem verrate, wo der Gral liegt, so kann jetzt rein theoretisch jeder in den Spiegel schauen und sagen: ich habe den Gral gefunden. Aber es wird ihm nichts nützen, denn er muß ihn selber finden. Um dieses voreilige Erfolgserlebnis zu verhinden, wurde das früher den Menschen nicht zu früh erklärt, sondern in komplexe Symboliken verschlüsselt. Wenn der Mensch so weit ist, dann wird er die Symbolik schon verstehen. Wenn er nicht so weit ist, dann wird ihm das Wissen um die Symbole eh nix nützen. Eigentlich wäre das auch alles ganz in Ordnung so, wenn sich nicht um die gleichnishaften Geschichten so ein Aberglaube entwickelt hätte, der das Finden des Gral eher erschwärt, ihn fast unmöglich macht, anstatt ihn zu erleichtern. Da kann so ein Tip vielleicht doch einigen nutzen, daß sie vielleicht auf ihn zurückkommen, wenn sich die anderen, "schöneren" Tips, die man sonst so ließt, als Sackgassen herausgestellt haben.
>Ich weiß, daß es kein schöner und bequemer Weg ist, denn ich da präsentiere. Sicher werden viele lieber zuerst den schöneren und bequemeren Wegen folgen wollen. Sicher ist es bequemer zu sagen "Wenn ich getauft bin, dann bin ich ja schon erlöst." oder vergleichbares.

Gewiss ist es ein unbequemer Weg, heute mehr denn je, da den Menschen der Sinn für derlei "Seelenschulung" so ziemlich abhandengekommen ist. So gesehen hast du auch recht, womit wir uns in meinem Forum befassen, sind eigentlich Nebenschauplätze. Eine Art historische Detektivarbeit. Ich habe mich lange gefragt, ob ich sowas Ähnliches wie deine Interpretation auch zur Diskussion stellen soll, habe aber mehrfach schlechte Erfahrungen damit gemacht, einfach weil das niemanden interessiert hat. So gesehen sind die ganzen Geschichten, Abhandlungen, Vermutungen zu dem Thema nichts anderes als ein riesiger Urwald aus wuchernden Thesen, Geschichten, Begründungen, Propaganda, Heilslehren und Verirrungen. Und doch beweist die seit Jahrhunderten anhaltende Aktualität des Themas, dass (zum Glück) viel mehr Menschen unterbewusst oder sehr bewusst auf dem Weg zum Heiligen Gral sind....eine Suche die nie ein Ende haben wird.

Eine schöne und friedliche Zeit dir noch Elias...und Guten Appettit

Templar



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