Erfurt ...

Geschrieben von Descartes am 29. April 2002 18:49:59:

Bonsoir!

Offenbar sind manche Leute über sich selbst entsetzt, daß sie die ganze Sache relativ unberührt gelassen hat.

Dazu besteht absolut kein Grund! Es ist ein ganz natürliches Regulans, daß man sich gegen Unangenehmes entweder schon von vornherein abschottet oder es bald wieder vergißt. Logischerweise besteht ja auch überhaupt kein Unterschied zwischen einem Bus- oder Flugzeugunglück, einem Erdbeben oder Bombenanschlag oder eben einem Amoklauf. Dazu kommt natürlich noch der "Gewöhnungseffekt" durch die ziemlich zeitnahe Nachrichtenübermittlung nebst Bildern via TV, die es in dieser Form ja erst seit wenigen Jahrzehnten gibt.

Für die Angehörigen der Opfer ist es natürlich tragisch, doch auch für sie geht das Leben weiter. Würde der Mensch (es gibt etliche dermaßen Bedauernswerte, die dies nicht können und sich überall verantwortlich fühlen) an allem und jedem Anteil nehmen, müßte er alsbald selbst daran zerbrechen.

Nicht umsonst wird auch alles Negative wesentlich schneller vergessen als das Positive! Das führt zwar zum sentimentalen Nachtrauern nach der "guten alten Zeit" (die übrigens erst im nachinein zu dieser geworden ist, weil ja hauptsächlich die angenehmen Aspekte und Geschehnisse in Erinnerung bleiben), bewahrt aber den Menschen davor, Zeit seines restlichen Lebens negative Bilder vor Augen haben zu müssen.

Was an einem Schulverweis für einen Verhaltensgestörten so Verwerfliches sein sollte, ist leider auch nur über die einseitige Wahrnehmung solcher erklärbar, die selbst stark an Realitätsverlust leiden. Aus der Schule geworfen zu werden mußten schon Millionen hinnehmen und werden dies noch mindestens ebensoviele müssen - ohne deswegen durchzudrehen!

Allerdings gibt es genug labile Charaktere allerorten - auch in diesem Forum sieht man deutlich, daß der Herrgott (so es denn einen gibt) einen verdammt großen Tiergarten hat.

Wird man beleidigt, so geht es für normale Leute um die Wahl der adäquaten Gegenmittel - auch schreibt die Gesellschaft vor, was man (bei sonstiger strafrechtlicher Verfolgung) tunlichst zu unterlassen hat. Einem dämlichen Nachbarn kann ich also nur eine rechte Gerade verpassen, wenn er weder Schwergewichtler noch Schwarzgurtträger ist - aber vor allem nur dann, wenn ich ihn einmal allein ohne Zeugen erwische.

Bei Differenzen im Büro oder anderswo muß ich eben auch mit kleineren oder größeren Gemeinheiten kontern; das hat mE sogar sportliche Aspekte. "Hand anlegen" darf ich selbstverständlich auch nur dann, wenn s. oben.

Steht ein uneingeladener Fremder nächtens in meinem Wohnzimmer, werde ich ihm allerdings ohne größere Warnung den Schädel wegblasen - obwohl mir jetzt schon eine etwaige Rechtfertigung der Überschreitung der Notwehr etliches Kopfzerbrechen macht!

Macht euch weniger Gedanken über andere und schaut auf euch selbst, Freunde!
Man lebt schließlich nur einmal!



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