Ist unkritische Prophezeiungsgläubigkeit gewünscht?
Geschrieben von Elias am 28. Dezember 2001 10:23:06:
Als Antwort auf: Re: Experten: Hellseher auf dem Holzweg geschrieben von Johannes am 28. Dezember 2001 00:48:45:
>> Also Zeit für das Forum, sich etwas Handfesterem zuzuwenden - oder etwa nicht?
>
>Oder sich zu überlegen, ob man im richtigen Forum ist?Hallo Johannes,
wenn man sich ernsthaft mit Prophezeiungen und Visionen beschäftigt, sollte man sich doch auch mit den Schwächen der vorhandenen Interpretationen beschäftigen.
Ohne Überprüfung alter Positionen verrennt man sich sonst in eine Sackgasse.
Man kann natürlich auch alle kritischen Stimmen ausblenden, damit am Schluß nur noch übrig bleibt "Hurra, morgen geht die Welt unter".
Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken, daß ein Großteil der Prophezeiungen sich tatsächlich NICHT erfüllen und viele Zeitangaben schlichtweg völlig daneben sind. Ich hatte vor einigen Wochen ja hier mal eine Wette angeboten, aber keiner ist eingestiegen. Fakt ist, daß die wirklich relevanten und populären Ereignisse der letzten 50 Jahre in den Prophezeiungen und Visionen so gut wie keine Rolle spielten oder anhand der Quellen sicher vorhersagbar gewesen wären.
Was das Datum betrifft, bringt noch nichtmal ein Mittelwert oder Häufungspunkt (wie bei Stephan Berndt) ein brauchbares Ergebnis.
Das sage ich trotzdem, obwohl ich auch selbst immer wieder Wahrträume hatte und daher das Thema sehr ernst nehme. "Ernst" heißt aber nicht "unkritisch".
Die üblichen vorhandenen Prophezeiungen sind für die Abschätzung der zukünftigen Ereignisse ABSOLUT KEIN verläßlicher Maßstab, solange wir nicht folgende Aspekte berücksichtigt haben:
1. Welche Prophezeiungen sind nur Warnungen vor möglichen Gefahren?
2. Welche Prophezeiungen sind Warnungen vor Gefahren, die schon längst vorüber sind?
3. Welche Prophezeiungen sind nur kollektive Urängste?
4. Welche Prophezeiungen sind mißverstandene Offenbarungen über vergangene Ereignisse oder über den Aufbau der Schöpfung?
5. Welche Prophezeiungen sind Fälschungen, Rückdatierungen, Zuschreibungen, ...?
6. Wie konkret existiert überhaupt heute schon die Zukunft?
7. Wie fließt das religiöse Weltbild der Seher und der Autoren mit ein? Selektuives Zitieren, ...? Gewichtung der Quellen?
8. Rückkopplungseffekte
9. Welche Aspekte der Prophezeungen werden in den Interpretationen ausgeblendet (z.B. Offb. 1: "in Kürze")
10. Welche Punkte kann man als sichere Ausschlußkriterien nehmen, z.B. bei der Glaubwürdigkeit der Quellen
11. ... u.v.m.Ohne Berücksichtigung dieser Punkte ist das Ganze doch nur ein Rühren im Matsch. Je länger man rührt, um so matschiger wird es.
Das Forum als ganzes ist heute doch nur in einem einzigen Punkt weiter als vor 3 Jahren: Inzwischen glaubt hier keiner mehr, daß es 1999 losgeht.
Es gibt tatsächlich handfeste Themen:
Grenzen des Wachstums, Renten-Problematik, Staatsverschuldung, Expansionsdrang der USA, Religiöser Fundamentalismus, ... Die Zukunft wird also ganz sicher nicht rosig.Unter Berücksichtigung der obigen Fragen könnte man das schwammige Thema Visionen vielleicht auch etwas handfester bekommen, indem man den Sumpf mal etwas trocken legt.
- Re: Ist unkritische Prophezeiungskritik gewünscht? Johannes 28.12.2001 12:56 (1)
- Re: Ist unkritische Prophezeiungskritik gewünscht? Elias 28.12.2001 14:36 (0)
- Re: Ist unkritische Prophezeiungsgläubigkeit gewünscht? Freddie 28.12.2001 11:10 (4)
- Hausbau als Gleichnis Elias 28.12.2001 13:15 (3)
- Re: Hausbau als Gleichnis Freddie 28.12.2001 14:59 (2)
- Re: Hausbau als Gleichnis cindy 28.12.2001 22:36 (0)
- Symbole in der Realität erkennen Elias 28.12.2001 16:09 (0)