@Bine: Karakoç, Atatürk und Hablemitogu

Geschrieben von JeFra am 26. Mai 2004 20:52:04:

Als Antwort auf: Karakoc @JeFra geschrieben von Bine am 23. Mai 2004 18:53:41:

Leider habe ich im Augenblick oft nicht die Zeit, längere Texte zu schreiben. Deshalb bringe ich die Antwort erst jetzt.


Sollte es sich bei dem von Ihnen genannten Karakoc um den Dichter Sezai Karakoc handeln, ... (wobei ich das Buch nicht gelesen habe, wenn Sie mir den Link noch einmal geben könnte, wäre ich Ihnen sehr verbunden)

Der Name des Autors ist Erkan Karakoç. Vielleicht ist es ein Sohn des von Ihnen erwähnten islamistischen Dichters.


Ich hatte vergessen, den Link zu yenisayfa.com in meinem letzten Beitrag zu dieser Frage zu bringen. Ich habe das hiermit nachgeholt. Ob es sich lohnt, das Buch zu erwerben, sei dahingestellt. Vielleicht hat es ja einer Ihrer Bekannten in der Türkei.


Man sollte das eher in dem Sinne sehen, daß die Türkei offen sei für alle Turkvölker, insbesondere auch gerade zu der Zeit, als Atatürk den Ausspruch getabn hatte und ein Großteil des türkischen Volkes aus Frauen und Kindern bestand.....

Das kann schon sein, aber warum sollte Deutschland nicht eine ähnliche Politik verfolgen und z. B. Buren, die es in Südafrika nicht mehr aushalten, Zuflucht gewähren. Bis jetzt scheint man in dieser Frage überall im Westen eine Art antigermansichen Rassismus zu praktizieren. Oder überhaupt erstmal eine intensivere Zusammenarbeit mit verwandten Völkern anstreben, statt die EU ins Uferlose zu erweitern. Oder glauben Sie, Atatürk hätte es akzeptiert, wenn sich einfach mal 15 Millionen Perser und Araber in Anatolien ansiedeln?

Also kann man sich vorstellen, in welchem Lichte der Autor Kemal Atatürk darstellen wollte, wenn auch nur unterschwellig...

Die Frage ist aber, ob er sich zu Unrecht Atatürk beruft. Mir erscheint eine moderne Spielart dieser Politik (Rußland in die Ecke drängen, über ein Bündnis mit den zentralasiatischen Turkvölkern, dabei auf die Kooperation USraels setzend, das ja den russischen Einfluß in Zentralasien begrenzen will) aus türkischer Sicht nur folgerichtig. Ich halte es also einmal für wahrscheinlich, daß diese Politik die Oberhand in der Türkei gewinnen wird, auch wenn man jetzt noch nicht die Katze aus dem Sack läßt. Es ist einfach deswegen wahrscheinlich, weil es sich mit der derzeitigen amerikanischen Politik gegenüber Rußland deckt, die wahrscheinlich das Placet Israels hat. Und daß Atatürk eine vergleichsweise russenfeindliche Politik verfolgt hat, kann ich mir schon vorstellen.

Wie ich bereits bemerkt habe missbrauchte auch Professor Hablemitoglu die Aussprüche Atatürks dazu, den Westen und hier insbesondere Deutschland, zu verunglimpfen.

Auch da wäre die Frage, welche Atatürk-Äußerungen er zitiert und ob er sich zu Recht auf Atatürk beruft. Meinen Sie, daß Atatürk die Einmischung irgendwelcher deutscher Ökologen in innere Angelegenheiten der Türkei geduldet hätte? Ich könnte mir schon vorstellen, daß die Hablemitogus legitime Schüler Atatürks sind, auch wenn sie vielleicht radikaler sind als dieser. So, wie es ja auch Linkshegelianer und Rechtshegelianer gab. Und ich halte mittel- bis langfristig die Hablemitogus für stärker als die Islamisten und die moderaten Atatürk-Anhänger. Die derzeitigen Wahlergebnisse würde ich nicht überbewerten, sondern als Ausdruck der Furcht vor möglichen Konsequenzen (kein EU-Beitritt sehen), so wie die derzeitigen Ergebnisse rechter Parteien auch nicht unbedingt das Zustimmungspotential für die Politik widerspiegeln. Sie müssen sich doch nur mal vorstellen, was passiert, wenn die Türkei in die EU eintritt und Deutschland, das den ganzen Rutsch bezahlen soll, finanziell zusammenbricht. Zuvor hat es natürlich massivste Einmischungen Brüssels in die Wirtschaftspolitik der Türkei gegeben, und für alles wird man Deutschland die Schuld geben, wie es ja jetzt schon passiert. Und das alles mit vielleicht 10 Millionen aufgeputschten, aggressiven Zuwanderern aus der Gegend, die von unserer eigenen volksfeindlichen Systempresse sogar noch zum Haß auf alle Deutschen angestachelt werden. Kein deutscher Patriot kann meiner Meinung nach eine EU-Beitritt der Türkei gutheißen.

Sie haben im Übrigen ein großes Talent für Sprachen, das Türkische scheint Ihnen zu liegen *gg*

Danke für das Kompliment, aber es geht mir durchaus um die Sache und nicht um das Einheimsen von Lob für meine türkischen Übersetzungskünste. Außerdem habe ich noch erhebliche Schwierigkeiten, muß extrem viel im Wörterbuch blättern und ertrinke in einem regelrechten See von Genitiv- und Possesivsuffixen, die ich nicht richtig verbinden kann, sowie von Partizipien, deren regierte Wortgruppe ich nicht richtig eingrenzen kann. Ich habe beispielsweise erhebliche Probleme, den Absatz mit dem Atatürk-Zitat zu übersetzen:

Anavatan olarak bizlere Orta Asya'yı, yani Türkistan'ı gösteren, bütün Türklerin oralardan nasıl yayıldıklarını, nasıl kardeş olduğunu anlatan, "Oguz, Kırgız, Tatar, Özbek, Kazak ve Yakut yok, yalnız Türk vardır" diye resmen bu işin öncülüğün yapan ilk Türk lideri Atatürk olmuştur.

Ich nehme mal an, daß gösteren, anlatan und yapan Aktivpartizipien sind, die sich auf Atatürk beziehen. Und daß yayıldıklarını (als Substantiv gebrauch mit -larini, geht das?) und olduğunu in der deutschen Übersetzung in einem Relativsatz innerhalb eines Relativsatzes stehen, wobei mir nasıl ... nasıl nicht klar ist, ich rate einfach mal und übersetze es mit einer Art `sowohl ... als auch'. Resmen übersetzt das Langenscheidt-Wörterbuch nur als Ajektiv mit `offiziell' oder `förmlich' (oder kann man es irgendwie aus resim herleiten), und mir ist nicht klar, ob `bu' zwischen Adjektiv und zugehörigem Substantiv stehen darf. Auch der Akkusativ bei lideri ist mir nicht klar. Wenn ich alle diese Schwierigkeiten (die vielleicht keine sind) ignoriere, komme ich auf: Der auf das uns Heimat seiende Mittelasien, nämlich Türkistan, hingewiesen hat, sowohl die Verstreuung aller Türken über dieses Gebiet als auch, daß sie Brüder und Schwestern sind, festgestellt hat, und der «Ogusen, Kirgisen, Tartaren, Usbeken, Kasachen und Jakuten gibt es nicht, allein Türken gibt es sehr wohl» sagend den förmlichen [?] Anfang dieser Arbeit [welche Arbeit? die Russen in die Ecke drängen? ] gemacht hat, ist der erste türkische Führer Atatürk gewesen.


MfG
JeFra



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