Re: Habe Atatürk primär immer als einen Bekämpfer Religion im Int. der Freimaurerei

Geschrieben von JeFra am 27. Mai 2004 15:25:41:

Als Antwort auf: Habe Atatürk primär immer als einen Bekämpfer Religion im Int. der Freimaurerei geschrieben von Georg am 27. Mai 2004 12:30:34:


Der Nationalismus ist also offenbar sehrwohl erlaubt, zumindest dann, wenn er mit den Interessen von USrael kompatibel ist.

Das versteht sich von selbst, sonst wäre ja der israelische Nationalismus verwerflich, und die Israelis müßten darüber nachdenken, was sie im Zusammenleben mit den Palästinensern falsch gemacht haben, statt die Führer des Palästinenser-Terros zu erschießen.

als pantürkischen Nationalisten habe ich Atatürk noch nicht gekannt

Ja, das Atatürk-Zitat war

Oguz, Kırgız, Tatar, Özbek, Kazak ve Yakut yok, yalnız Türk vardır

Oghusen, Kirgisen, Tataren, Usbeken, Kasachen und [ ve ] Jakuten gibt es nicht [ yok ], allein [ yalnız ] Türken gibt es [ var ] sehr wohl [ -dır als Verstärkung des var- ]. Das habe ich mal in einer Diskussion im Politikforum gefunden, wo es einer der Teilnehmer als Motto gebraucht und Atatürk zugeschrieben hat. Wie mir Bine vor einigen Tagen geantwortet hat, scheint es sich tatsächlich um einen Ausspruch Atatürks zu handeln. Sie will das ganze anscheinend vor allem als eine Art Plädoyer für die Niederlassungsfreiheit der Angehörigen dieser Turkvölker auffassen, die ja von den Turbulenzen der Gründung der SU erfaßt wurden. Auf der anderen Seite scheint `Oghusen' nur noch ein historischer Volksname zu sein, es gibt also anscheinend heute niemanden mehr, der sich selbst als Oghusen betrachten würde. Wenn das stimmt, wäre es ein Indiz dafür, daß der obige Ausspruch durchaus auch ideologisch gemeint ist und nicht nur die praktische Frage der Niederlassungsfreiheit für Usbeken und Tadschiken betrifft. Ein anderes Indiz ist vielleicht die Natur der Sprachreformen, die unter Atatürk eingesetzt haben. Einmal wurde das Schriftsystem europäisiert, anscheinend ganz bewußt mit dem Ziel, die kulturelle Kontinuität mit dem Osmanischen Reich zu unterbrechen. Es wurden aber auch bewußt arabische und persische Lehnworte aus dem Wortschatz entfernt, wobei man sich meines Wissens vor allem auch aus dem Wortschatz anderer Turksprachen bedient hat (abgesehen von Indogermanismen für viele Worte des modernen Lebens wie lider, gazete, filim, fotoğraf etc.). Ich kann leider im Augenblick keine Quelle für diese Behauptung angeben, glaube aber, das irgendwo gelesen zu haben. Wenn es stimmt, wäre es ein weiteres Indiz dafür, daß zum Atatürkismus durchaus von Anfang an der pantürkische Nationalismus dazugehörte.


Im Augenblick deckt sich der pantürkische Nationalismus wenigstens teilweise mit den USraelischen Interessen. Es gibt interessanterweise eine Art Pan-Ural-Altaiismus, der bis ins 19. Jhdt zurückgeht und auch bei Ungarn (im Unterschied zu professionellen Linguisten, die nicht mal mehr richtig an eine Altai-Familie glauben und an die Ural-Altai-Familie erst recht nicht, siehe hier) auf Akzeptanz stößt, und viele der intelligenteren Türken in Deutschland (und auch einige Ungarn, wie gesagt) scheinen dieser Idee aufgeschlossen gegenüberzustehen. Es ist also zu erwarten, daß wir uns mit einem EU-Beitritt der Türkei einen pantürkischen Nationalismus mit daraus resultierendem Konfliktpotential mit Rußland einhandeln, einmal in der Türkei selbst, aber auch mit starkem Einfluß in Deutschland und anderen von der türkischen Völkerwanderung besonders stark betroffenen Ländern sowie eventuell auch in Ungarn, auf Grund einer rein autochthonen Tradition. Leider ist Livniyak nicht mehr im Forum, der die ungarische Situation wahrscheinlich ziemlich gut kennt.


Habe Atatürk primär immer als einen Bekämpfer Religion im Int. der Freimaurerei gesehen.

Ich habe Atatürk primär als einen türkischen Nationalisten gesehen, religiös relativ neutral (Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum), aber nicht eigentlich religionsfeindlich. Die Umwandlung der Hagia Sophia in ein Museum ist eigentlich der einzige Schritt, den man als stärker antiislamisch werten kann. Alle anderen Reformen müssen, soweit ich sehe, nicht radikaler gewesen sein als ähnliche Erscheinungen in christlichen Ländern, wo man ja auch nicht mehr die als besonders rückstänig empfundenen religiösen Gepflogenheiten des Mittelalters mit Mundkommunion, Geislerzügen, Kniefall vor dem Priester auf der Straße, Zerschnipseln der Heiligen in ganz kleine Teile etc. beachtet. Jedenfalls habe ich noch nie davon gehört, daß irgendjemand die sterblichen Überreste des Opus Dei-Gründers in ihre Bestandteile zerlegt hat und jetzt jeder Finger in einer anderen Kirche aufbewahrt wird, was im Mittelalter durchaus eine gebräuchliche Art des Umgangs mit Heiligen war.


Ich sehe die Reformen generell als Übernahme von Elementen der europäischen Aufklärung, um als Volk zu überleben, aber nur mit sehr eingeschränkter Übernahme anderer Elemente der europäischen Kultur. Die ersten Entwicklungen dieser Art war meiner Meinung nach die sogenannte (oberfläch gesehen in der Tat sehr weitgehende) Judenassimilation seit der Zeit der Aufklärung) und die Modernisierung Japans nach dem Ende der Tokugawa-Ära.


Ob Atatürk Freimaurer gewesen sein könnte, ist eine schwierige Frage. Meiner Meinung nach ist die Freimaurerei ab einem gewissen Grad ein rein jüdisches Phänomen ohne jegliche eigenständige Bedeutung, also nur eine von mehreren Organisationen, mit denen die Juden die Unterstützung europäischer Völker für ihre Politik organisieren, die sie im Zuge nüchtern kalkulierter Interessenspolitik schwerlich bekämen. Da sich die Atatürk-Reformen ohnehin mit den jüdischen Interessen gedeckt haben dürften, erübrigt sich eigentlich die Frage, ob Atatürk ein Freimaurer war. Interessant ist lediglich, daß es ein Atatürk-Mausoleum gibt. Ich weiß nicht, ob Atatürk dort zu besichtigen ist wie früher Lenin in Moskau und ob Atatürk das selber wollte. Wenn ja, hätte er die Begräbnisgepflogenheiten einiger kommunistischer Führer (Lenin, Stalin, Dimitroff) übernommen.


MfG
JeFra



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