Re: So gehen die Islamisten mit Gefangenen um.

Geschrieben von Hubert am 13. Mai 2004 11:18:13:

Als Antwort auf: So gehen die Islamisten mit Gefangenen um. geschrieben von sf am 12. Mai 2004 19:31:43:

Hallo sf,

der Araber neigt immer zu symbolischen Gesten – der kann gar nicht normal hinrichten. Leute mit der Axt zerhacken, am Kran aufhängen oder ihnen langsam den Kopf abschneiden – für die arabische Welt ist das ja nichts Anormales. Insofern kann ich die westlichen Emotionen, ehrlich gesagt, nicht nachvollziehen.

Was allerdings jetzt deutlich wird – und ich werde nicht müde darauf hinzuweisen, daß der Heilige Vater seinerzeit alles aufgeboten hat, um diesen Krieg zu verhindern – wie wahnsinnig das US-amerikanische Abenteuer im Nahen Osten letztlich ist. Der ganze Nahe Osten ist ein einziger Saustall. Da kann man hingucken, wohin man will.

Das, was den Amerikanern im Irak augenblicklich widerfährt, beweist m. E. nur, daß die Amerikaner die Folgen komplett falsch eingeschätzt haben. Entweder sind Bush und Rumsfeld wirklich so blöd, wie hier im Forum ohnehin alle glauben, oder die Mafia – die einzigen Profiteure in diesem Spiel – hat ihre Leute bereits direkt im Oval Office sitzen.

Der ganze Nahe Osten ist ein Faß ohne Boden. Und es gibt absolut keinen außenpolitischen Ansatz, um an dieser Situation etwas zu ändern. Demokratie, freie Wahlen – alles nebelhafte Worthülsen für eine Bevölkerung, die auch nicht im Ansatz kapieren kann, was das ist.

Wenn überhaupt, dann muß man den ganzen Nahen Osten Israel überlassen – dem einzigen Bollwerk, das wir gegen die Wahnsinnigen dort unten haben. Aber über den großen Teich den großen Knüppel schwingen, bringt gar nichts. Im Gegenteil: Die Erfahrung lehrt uns, daß die Amerikaner nur gegen normale Menschen in normaler Uniform kämpfen können. Aber im Kampf gegen Leute, die unrasiert in Bettlaken rumlaufen und sich Geschirrspültücher um den Kopf wickeln, sind sie aufgrund ihrer durchstrukturierten Ausbildung fast zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Das amerikanische Militär war hierfür zu keinem Zeitpunkt richtig ausgebildet.

Und einfach nur jeden Tag fünfzig Terroristen umlegen, bringt gar nichts. Die sickern dort aus jedem Erdloch wieder nach. Das kann man bis zum Abwinken treiben – das Ergebnis ist immer Null.

Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist: Wir müssen den Irak sich selbst überlassen. In Afrika haben wir es ja auch so gemacht: Die Tür zumachen und die Leute sich gegenseitig auffressen lassen. Die Iraker werden sich sowieso die nächsten zwanzig Jahre gegenseitig zerfleischen. Es fragt sich nur, wie lange es dauert, bis auch die Amerikaner zu dieser Einsicht gelangen. Man kann die Leute nicht in zwei, drei Jahren von der Steinzeit ins Jahr 2004 bringen. Solche Denkansätze sind einfach tiefkrank.

Wenn die amerikanische Rüstungsindustrie nun mal regelmäßig ihren Krieg braucht, dann hätte man sich wenigstens den Iran krallen sollen. Immerhin ist der Iran ein hochgerüsteter und durchstrukturierter Laden – die eigentliche tickende Zeitbombe da unten. Aber die Chance ist vergeigt worden, weil da ein einzelner Irrer im Pentagon rumläuft, der von außenpolitischen Zusammenhängen nichts versteht und leider Gottes mehr Macht hat als der amerikanische Außenminister. Der einzige, der in der Bush-Administration nämlich noch bei Verstand ist, ist m. E. Powell – aber der hat nichts zu vermelden. Und die Domina von Bush – Condoleezza – ist auch nicht besser als Rumsfeld. Ist für mich sowieso nach wie vor völlig schleierhaft, wie die Dame einst eine Professur erlangen konnte.

Die nächste Gefahr, die ich bei der gegenwärtigen US-Politik sehe, ist, daß derzeit viele andere hochproblematische Staaten ganz aus dem Blickfeld geraten, weil alle Welt nur auf den Irak starrt. Indien z. B. lötet weiterhin fleißig an seinen Atombomben, und kein Schwein kümmert sich darum, weil alles in Richtung Naher Osten schielt. Dabei müßte die CIA eigentlich schon längst zwei Wohncontainer vor deren Tür stehen haben.

Das einzige, was uns der Irak lehrt, ist: Man muß Diktatoren an ihrem Platz lassen und dann versuchen, sie in die richtige Richtung zu bewegen. Änderungen kann man immer nur von oben nach unten durchsetzen. Bei der Beseitigung des Kommunismus hat man es ja auch richtig gemacht. Man hat Gorbi im Amt belassen, ist ihm in jeder Hinsicht entgegengekommen und hat ihn dabei vorsichtig in die richtige Richtung gedreht.

Aber im Irak hat man die oberste Nase abgesägt. Und nun wundert man sich über die Folgen.

Aber ich denke mal, die Amerikaner haben ihren groben Fehler mittlerweile eingesehen. Und sie rätseln jetzt nur noch herum, wie sie aus dem ganzen Schlamassel, den ihnen der Heilige Vater rechtzeitig prophezeit hat, halbwegs heile wieder rauskommen. Jedenfalls deutet die gegenwärtige Gaddafi-Nummer massiv darauf hin, daß sie künftig geschickter vorgehen werden. Die CIA hat endlich wieder einen richtigen Tummelplatz. An der Spitze des Landes steht ein Diktator, der weder weiß, wo Mekka liegt noch was ein Gebetsteppich ist – aber behauptet, Moslem zu sein –, der ganz im Sinne des Westens lebt, nach unseren Vorstellungen denkt und bei dem man nun wirklich keine Angst haben muß, daß dort mal zufällig ein westliches Kamerateam auftaucht und die falschen Aufnahmen macht.

Die würden dann nämlich zufällig in der Wüste verdursten.

Herzlichst,
Hubert



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