Vader Lueck - Teil 3 von 5 (Schauungen & Prophezeiungen)

Artur, Sonntag, 22.06.2008, 23:00 (vor 5809 Tagen) @ Artur (8519 Aufrufe)

Teil 3

Und diese hier:

Nach dem Rheine marschiren Truppen es wird aber für kein Krieg gerechnet werden.


1734 - 1735 Polnischer Thronfolgekrieg;
Teilnahme von 10.000 preußischen Soldaten an dem Rheinfeldzug gegen Frankreich = Die Kriegshandlungen fanden hauptsächlich an der Rheingrenze statt

Und diese hier:

Sobald das Volck wird wieder im Lande seyn, wird man sie alsdann abdanken, und die Pferde und andre Sachen verkaufen.


Die Teile beziehungsweise die Reste der ehemals 10.000 nicht mehr benötigten preußischen Soldaten, welche am Rheinfeldzug der Polen gegen Frankreich beteiligt waren sowie deren Pferde und Geschirr.
Zu dieser Zeit unterhielt Preußen noch kein stehendes Heer, vielmehr rekrutierten sich die Soldaten aus Dienstverpflichteten und Angeworbenen für deren Dienste es nach Kriegsende erstmal keinen Bedarf mehr gab.

Und diese hier:

Nicht lange darauf wird man wider Volk haben müssen, welches wunderlich zusammen gebracht wird;

…wird man wider Volk haben müssen…

= Soldaten für den nächsten Krieg


welches wunderlich zusammen gebracht wird;

Bis etwa 1700 war das System der freien Werbung üblich gewesen. Zu der durch das Kantonsystem von Friedrich-Wilhelm I., König von Preußen im Jahr 1733 eingeführten Dienstpflicht kamen noch geworbene Ausländer, die meist nur mit Gewalt (gepresst) zum Beitritt gebracht werden konnten. Zeitweise machten sie den größten Anteil des Heeres aus.
Die in Preußen durchgeführte Zwangsverpflichtung von Rekruten wurde massiv verschärft, um sich dieser zu entziehen, flohen viele junge Männer in dieser Zeit aus ihrer Heimat. Die von Preußen unterworfenen Gebiete hatten besonders darunter zu leiden.

…. es wird ein Volck kommen, dessen Sprach man nicht wird verstehen können;

Münster, da militärisch sehr gut ausgebaut, war immer wieder Lagerstätte von durchziehenden Truppen und auch nicht frei von fremder Besatzung. Da die Bürger der Stadt verpflichtet wurden fremde sowie eigene durchziehende oder länger lagernde Truppen zu Verpflegen und ihnen Unterkunft im eigenen Heim zu stellen, hielten diese (Soldaten) sich daher auch mehr oder weniger lang in der Stadt auf (gilt selbstverständlich auch für das übrige Westfalen).

Folgende Möglichkeiten bieten sich hier an:

1. Durchzug und Lager von ausländischen Truppen oder Truppenteilen.

a)
Zum Militärdienst „geworbene“ Ausländer, die zeitweise den größten Anteil des Heeres ausmachten.
Hier: = Ins Heer gepresste Ausländer (Nationalität?)

b)
1734 - 1735 Polnischer Thronfolgekrieg;
Teilnahme von 10.000 preußischen Soldaten an dem Rheinfeldzug gegen Frankreich
Hier: = Polnische Soldaten


2. Besatzung von Münster durch ausländische Truppen und -teile im Siebenjährigen Krieg

Franzosen = 25. April 1757 bis 26. März 1758 (11 Monate)
Franzosen = 26. Juli 1759 bis 20. Nov. 1759 (4 Monate)
Preußen, Hessen, Hannoveraner/Engländer = Okt. 1758 bis 25. Juli 1759 (ca. 8 Monate)
Preußen, Hessen, Hannoveraner/Engländer = 20. Nov.1759 bis Frühjahr 1760 (ca. 4 Monate)

Anmerkung:
Der Anteil der englischen Truppen, an der von Herzog Ferdinand von Braunschweig geführten Armee im Feldzug gegen die Franzosen, nach deren Verstärkung nach Mannstärke betrug in etwa 15 %, ob dies anschließend auch die Verteilung in Münster widerspiegelt ist fraglich und somit nur als Anhaltspunkt zu werten.

3. Nicht die Einzelbetrachtung sondern die aller Fremdsprachigen ist die Aussage.
(diese Möglichkeit gilt nur für den Fall, das mit „wird ein Volck kommen“ Volk im Sinne von „Masse, Menge, Leute, Menschen“ gemeint ist. Hier bin ich mir der Deutung der damaligen Diktion nicht ganz sicher.

Ansonsten gehe ich hier, da nicht von“… es werden Völcker kommen, dessen Sprachen man nicht wird verstehen können“ die Rede ist, davon aus, das hier „ein Volck“ im Sinne von einer Volksgemeinschaft gemeint ist.

Und deshalb richte ich hier mein Augenmerk auf die „Franzosen“, die sich meiner Recherche nach, von allen in Frage kommenden, am längsten in Münster aufhielten und die sowohl sprachlich als auch völkisch die homogenste und größte Gruppe bildeten.

Und diese hier:

…aber kurz zuvor werden 3 schlechte Jahren kommen, allso dass es jämmerlich wird aussehen.

Hier ist eine Rückdatierung erforderlich,
ausgehend vom 25. April 1757
(Besetzung von Münster durch die Franzosen; den Nachweiß für dieses Datum findet sich im weiteren Textverlauf)
um =
„kurz zuvor“,
meiner Ansicht nach eher1 als 2 Monate, also auf Ende Feb./März 1757,
und
danach werden 3 schlechte Jahre kommen
also bis ca. Ende Feb./März 1760

allso dass es jämmerlich wird

wegen:
Allgemeiner Not in Folge, wie weiter oben bereits geschildert, hoher Bevölkerungverluste, Hunger, Teuerung und wirtschaftliche Depression und vor allem durch wiederholte Kriegshandlungen wie Belagerung, Besetzung, Bombardierung und Repressalien fremder Truppen bei denen die Stadtbevölkerung massiv in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Eine weitere außerordentliche Belastung für die Bevölkerung bestand in der Versorgung eigener aber auch fremder Truppen während der Dauer ihres Lagers und deren Durchzügen. Die Bewohner der betroffenen Städte mussten Sach- und Geldleistungen (Kontributionen) erbringen, ansonsten drohte ihnen schlicht die Plünderung. Sie hatten für die Einquartierung (Bürgerquartiere) und die Verpflegung (dies bei eigener angespannter Versorgungslage) der Truppen sowie deren Pferde (Fouragelieferungen) zu sorgen, des Weiteren wurden sie zu zahllosen Spanndiensten und zur Stellung von Arbeitskräften im Dienste der Armee herangezogen.

= 25. April 1757 Franzosen besetzen die Stadt bis zum Abzug am 26. März 1758
= Okt. 1758 Preußen, Hannoveraner besetzen Münster
= 25. Juli 1759 Franzosen erobern und besetzen die Stadt nach förmlicher Belagerung
durch Kapitulation des hannoverschen Stadtkommandanten
= 26. Aug. 1759 Preußen, Hessen und Hannoveraner schließen die Stadt ein und belagern
diese
= 3. Sept. 1759 Münster leidet unter schwerem Bombardement, im Martiniviertel gehen
dadurch das Lothringer Kloster, der Martiniturm und über 200 Häuser
in Flammen auf
= 20. Nov. 1759 Preußen, Hessen und Hannoveraner erobern die Stadt nach langer Belager-
ung durch Kapitulation der Franzosen. Münster wechselt abermals den
Besitzer und leidet weiter unter einer Besatzung

Nach Übernahme der Stadt am 20. Nov. 1759 richtete Herzog Ferdinand von Braunschweig das Winterquartier für seine Truppen in dieser ein, was wohl bis zum Frühjahr 1760 gedauert haben dürfte. Für die Restzeit des Siebenjährigen Krieges war Münster nicht mehr in weitere Kampfhandlungen oder Belagerungen involviert. Damit halte ich das vorgegebene Zeitfenster von „werden 3 schlechte Jahren kommen“ für plausibel erklärt.

Und diese hier:

danach wird ein Frühzeitiger May kommen, allso, dass das Horn Vieh im Anfange dieses Monats in vollem Grase gehen wird. Und dieses wird seyn dasselbe Jahr, in welchen Münster wird überfallen werden.

25. April 1757 = Überfall auf Münster durch die französische Armee mit anschl. Besetzung

Und dieses hier:

Es wird 2mal innerhalb 3mal 24 Stunden gewonnen werden

= 2mal innerhalb (von) 3mal 24 Stunden

Besatzungen von Münster im Siebenjährigen Krieg ohne vorausgehende Kampfhandlungen

25.April 1757 - Besetzung durch Franzosen
Okt. 1758 - Besetzung durch Preußen

Und diese hier:

Es wird sich zutragen, dass man vermeine, es wäre alles in guter Ruh, dass man keinen Feind mehr zu fürchten hätte.

Nach dem Aachener Frieden von 1748, der von allen involvierten Mächten anerkannt worden war, erwartete die Bevölkerung keine Kriegshandlungen mehr.


Gesamter Strang: