Vader Lueck - Teil 2 von 5 (Schauungen & Prophezeiungen)

Artur, Sonntag, 22.06.2008, 22:49 (vor 5809 Tagen) @ Artur (13914 Aufrufe)

Teil 2

Und auch diese:

Vor der Domdechaney werden Lindenbäume gepflanzt werden; Wann diese ein Pferd angebunden halten können, wird es nicht lange dauren, dass die Stadt Münster wird überfallen werden,

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann der Domhof einheitlich gestaltet wobei wohl Planungen von…. Johann Conrad Schlauns umgewandelt zur Ausführung kamen. Die 1748 datierte Planung Schlauns sah neben der regelmäßigen Pflanzung von mehr als 200 Linden und Ulmen ..... im 19. und frühen 20. Jahrhundert angefertigte Stadtpläne zeigen jeden falls den Domplatz in ein dichtes Netz aus regelmäßigen Baumpflanzungen eingebunden.
Zitiert aus: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/WALB/Projekte/GaertenUndParks/Anlagebeschreibungen/231/1100781736/index_html#Art%20der%20Gr%C3%BCnanlage

Hier wird eine einheitliche und regelmäßige Anpflanzung beschrieben, innerhalb dieses Zeitrahmens =

1748 – 1750 (Die 1748 datierte Planung Schlauns - bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts)

Und:

Vor der Domdechaney werden Lindenbäume gepflanzt werden; Wann diese ein Pferd angebunden halten können, wird es nicht lange dauren, dass die Stadt Münster wird überfallen werden,…

Der Zeitraum zwischen 1748 (Gestaltungsplan Schlauns) bis 1750 (späteste Fertigstellung des Domplatzes) und dem Beginn des Siebenjährigen Krieges beträgt somit = 6 bis 8 Jahre

Das Alter der Bäume bei Anpflanzung (?) + 6 bis 8 Jahre dürfte mit „Wann diese ein Pferd angebunden halten können…“ übereinstimmen.

Auch hier ergibt sich ein stimmiges Bild, das auf folgenden Zeitabschnitt hinweist =

Der Siebenjährige Krieg von 1756 – 1763


Und auch diese:

die Kleidung wird sich allso verändern, dass das eine kurz, das andre lang ist, der größte theil aber wird bunt tragen mit so mannigfaltigen Falten, und so Seltsam gemacht, dass es ein Wunder ist zu sehen.:

Hier wird meiner Einschätzung nach die Kleidermode des Barock beschrieben.

..dass das eine kurz, das andre lang…
diese Beschreibung trifft hier auf Wams (Jacke) und Hose der Männermode zu
Das Wams = erst mittellang > dann kurz > dann dreiviertellang
Die Hose = erst dreiviertellang > dann kurz

der größte theil aber wird bunt tragen

Im Frühbarock: eher blasse Ton in Ton gehaltene Farben wie Grün, Gelb, Rosa und Hellblau
Im Spätbarock: luxuriöse Stoffe mit fantasiereichen Mustern. Kräftige Farben, die mit - einander kombiniert wurden wie Rot, Grün, Gelb und Blau. = bunt


so Seltsam gemacht, dass es ein Wunder ist zu sehen.

Neue künstlerisch gestaltete Stoffe wie, Seidenbrokate mit Gold- und Silberfäden oder bedruckte Baumwollstoffe aus Indien wurden Mode

...mit so mannigfaltigen Falten,

Man beachte die Herrenmode (Rheingrafentracht = Ausgehend vom französischen Hof um 1660 griff der gesamte europäische Adel diese Mode auf die dann für einige Jahrzehnte vorherrschend wurde) im Hochbarock sowie die Damenmode im Spätbarock mit ihren zahlreichen Rüschenapplikationen auf folgendem Verweis

Beispiele aus: Frühbarock Anfang 1600 Jahrhundert
http://home.arcor.de/moonlight-shadowcastle/fashion/fruhbarock.jpg

Hochbarock 1650 – 1680 Jahrhundert
http://home.arcor.de/moonlight-shadowcastle/fashion/hochbarock.jpg

Spätbarock 1680 – 1710 Jahrhundert
http://home.arcor.de/moonlight-shadowcastle/fashion/spatbarock.jpg

Und diese hier:

Man wird sehen, dass in Münster die Häuser so köstlich erbauet sind, als wollten sie ewig leben….

Münster entwickelte sich zu einem Zentrum des klerikalen und politischen Lebens. Viele hohe kirchliche und weltliche Würdenträger und ebenso viele Adelige hatten ihren Sitz in Münster und selbstverständlich wollten diese alle standesgemäß residieren. Nachdem der Fürstbischof seit 1700 zunehmend in Münster Hof hielt, erlebte die Stadt den weiteren Zuzug zahlreicher Adeliger. Zu den prächtigsten Gebäuden der Stadt gehörten die Kurien der Domherren am Domplatz. Der Adel baute prunkvolle Adelshöfe (schlossähnliche Bauten) und die wohlhabenden Bürger strebten mit repräsentativen Bauten (z.B. am Prinzipalmarkt) danach, es der Obrigkeit gleichzutun. Zwar gab es auch in anderen Städten Deutschlands, Italiens, Frankreichs usw. prächtige Adelshöfe, doch war nur in Münster eine so auffällige Häufigkeit zu verzeichnen.

Beispiele:
Der Erbdrostenhof:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e2/Muenster_Erbdrostenhof_8915.jpg/800px-Muenster_Erbdrostenhof_8915.jpg
Repräsentative Bauten wohlhabender Bürger am Prinzipalmarkt:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Prinzipalmarkt_1863_August_Hilbig.jpg

Und dieses hier:

Viele Geistliche werden sich mehr mit Acten und Prozessen aufhalten als mit ihren Büchern

Mitte des 18. Jahrhunderts waren Grundbesitz- und Immobilienvermögen der Kirche schlichtweg immens. Die administrativen Aufgaben, die die Bewirtschaftung, Unterhaltung und Verwaltung dieser riesigen Ländereien und Immobilien erforderte, benötigten entsprechend ausgebildetes und qualifiziertes Personal, das selbstverständlich aus den eigenen Reihen gestellt wurde. Darüber hinaus unterstanden weite Teile des Klerus nicht der weltlichen Gerichtsbarkeit (z.B. alle die Kleriker innerhalb der Immunität) sondern deren eigener. Die Bearbeitung dieser Aufgaben erforderte nun einmal auch die Beschäftigung mit dem Führen von Prozessen, dem Anlegen und Bearbeiten von Akten und dem Lesen von Büchern (nicht die „heiligen“ Bücher, eher die der Buchhaltung). Schließlich wollte man die in Jahrhunderten angehäuften Reichtümer erhalten oder vielmehr noch: vermehren.


…als mit ihren Büchern

Hier nun, die „heiligen“ Bücher.

Und diese hier:

Geld und guter Rath wird theuer seyn, als wann das Stifft Münster sollte zu grunde gehen

… zu grunde gehen

…….zu Grunde gehen“ beschreibt eher einen Prozess als ein plötzliches Ereignis, insofern
bin ich der Auffassung, dass sich dies auf die zunehmende weltliche Gewalt und die damit einhergehend schwindende kirchliche bezieht.

Statt = ... als wann das Stifft Münster zu grunde geht

diese Formulierung = … als wann das Stifft Münster “sollte“ zu grunde gehen

„sollte“ weist meinem Erachten nach auf den Umstand hin, dass hier, von den die weltliche Gewalt Ausübenden, ein zukünftiges Ereignis erwartet wurde, nämlich die ökonomische und politische Schwächung bzw. die weitgehende Zerschlagung der kirchlichen Macht, die sie, da in ihrem ureigensten Interesse liegend, auch aktive forcierten.
Zum Beispiel dort:
Der Erzherzog von Österreich Joseph II. (von 1765 – 1790 = Kaiser des heiligen röm. Reich deutscher Nation) ließ bereits im Jahr 1782 durch den so genannten Aufhebungsbeschluss über 500 Klöster säkularisieren. Von ehemals 915 Klöstern blieben noch 388 erhalten.


Geld und guter Rath wird theuer seyn…

Im Rahmen der Säkularisierung wird Vermögen (Geld-, Sach-, Immobilien- und Landbesitz), neben damit auch einhergehenden Machtverlust als auch der Verlust repräsentativer und gewinnbringender Ämter und Positionen, für das Stift Münster verloren gehen und guter Rat wird „theuer“, (möglicherweise ist damit dies gemeint = Bestechung und andere Mauscheleien mit den durchführenden Organen der Säkularisierung) um diesen Verlust so gering wie möglich zu halten.

Tatsächlich ist das Stift zu Münster vom Königreich Preußen 1803 säkularisiert und aufgelöst worden.

Und diese hier:

das Eigenthum wird unterdrückt, die Armen und Bedürftigen hart gepresst werden


Anfang des 18. Jahrhundert bis zum Beginn des Siebenjährigen Krieges war Westfalen in
vielfältiger Weise in Kriegshandlungen involviert (militärische Konfrontationen, Truppendurchzüge)

• 1701 – 1714 Spanischen Erbfolgekrieg
• 1734 – 1735 Polnischer Thronfolgekrieg
• 1740 – 1748 Österreichischen Erbfolgekrieg

die den Bürgern hohe Belastungen abverlangten. Hohe Bevölkerungverluste, Hunger, Teuerung und wirtschaftliche Depression kennzeichneten das Leben des Landes. Das von König Friedrich-Wilhelm I. 1733 eingeführte Kantonsystem erlaubte ihm aus jedem Kanton
(Gebiet mit 5000 Haushalten) eine bestimmte Anzahl an Männern zum Wehrdienst zu verpflichten. Fielen diese im Kampf, mussten sie in gleicher Kopfzahl aus deren Kanton wieder ersetzt werden. Die Dienstverpflichtung stand in Abhängingkeit vom sozialen Status,
überwiegend rekrutiert wurden Tagelöhner, Bauern und ländliche Handwerker. Gleichzeitig wurde mit der Rekrutierung der unteren Schichten das Ziel verfolgt aus „unnützem Gesindel“
staatstreue Bürger zu formen. Höhere Stände wie städtische Handwerker und Bürger konnten sich frei kaufen. Der Adel genoss das Adelsprivileg, er konnte = wenn es ihm denn beliebte.
Die produktiv Arbeitenden wurden der Wirtschaft entzogen und diese litt daraufhin an deren Mangel. Ebenso wurden die in großen Anzahl für den militärischen Bedarf benötigen Pferde und Karren den Bauern entzogen, denen damit erhebliche Probleme bei der Bewirtschaftung ihrer Höfe entstanden. Durch diese Zwangsmaßnahmen verringerte sich die Nahrungsmittelproduktion, was wiederum eine Teuerung der Lebensmittel zur Folge hatte. Dazu kam eine durch Kriegskosten entstandene angespannte Finanzlage des Staates der dieser mit Münzverfälschung begegnete. Beispielsweise 1759: aus einer definierten Menge Goldes wurden 6,5 Millionen Taler geprägt (diese bereits mit geringerem Goldanteil als die Vorprägung) ein Jahr später wurden aus der gleichen Menge Gold nicht weniger als 9 Millionen Taler geprägt.
Die sich daraus ergebenen Folgen für breite Bevölkerungsschichten, insbesondere aber für den ärmeren Teil derselben, dürften hinlänglich bekannt sein. Friedrich-Wilhelm befahl allen seinen Behörden und Ämtern keinesfalls diese minderwertigen Münzen von den Bürgern anzunehmen (schließlich wollte er gegen „schlechtes Geld“ nur „gutes Geld“ tauschen); erkennbar für die Staatsdiener waren diese unter anderem am rückdatierten Prägejahr (um den mittlerweile misstrauisch gewordenen Bürgern gegenüber die mindere Neuprägung zu verschleiern).

Eine weitere außerordentliche Belastung für die Bevölkerung bestand in der Versorgung eigener aber auch fremder Truppen während der Dauer ihres Lagers und deren Durchzügen. Die Bewohner der betroffenen Städte mussten Sach- und Geldleistungen (Kontributionen) erbringen, ansonsten drohte ihnen schlicht die Plünderung. Sie hatten für die Einquartierung (Bürgerquartiere) und die Verpflegung (dies bei eigener angespannter Versorgungslage) der Truppen sowie deren Pferde (Fouragelieferungen) zu sorgen, des Weiteren wurden sie zu zahllosen Spanndiensten und zur Stellung von Arbeitskräften im Dienste der Armee herangezogen.


Gesamter Strang: