Re: Thema Wirtschaft und Beständigkeit

Geschrieben von Röde Orm am 19. Januar 2005 14:28:41:

Als Antwort auf: @IT Oma, auch @Johannes und @Bonnie, Must-read-link zum Thema Wirtschaft ..... geschrieben von NoPasaran am 19. Januar 2005 13:04:12:

Hallo NoPasaran

Es ist mir gewusst, dass unser Wirtschaftssystem nur durch Wachstum erhalten werden kann. Eine Stagnation hat ab einem gewissen Zeitpunkt Zusammenbruch zur Folge. Um aus dieser Stagnationsfalle zu kommen, ist es nicht verwunderlich immer neue Dynamos einzusetzen, ob Kriege oder Werbung, oder sonst etwas. Wir sind in diesen System gefangen und werden es auch so lange bleiben, bis das System sich selbst gefressen hat. Wer hat die Macht? Genau, die da oben. Wer ist daran interessiert, dass es so weitergeht? Genau! Und wie Du es richtig erkannt hast, merken wir die Fehler des Systems nicht, weil wir nie eine andere „Wirklichkeit“ kennen gelernt haben. Am Stammtisch hören wir die Schlachtrufe, wir seien alles Sklaven. Sie haben Recht, auch wenn sie intellektuell dieses nicht begründen können. Sie fühlen es aber.

Im Geldcrash-Forum wird immer wieder das Thema Freigeld angesprochen, sowie die Theorien mit keinen praktischen Erfahrungen von Gesell. Diese Denkmodelle mögen überall viel Wahr- und Weisheit enthalten, jedoch nie ohne völligen Um- Zusammenbruch umzusetzen sein. So bleibt es bei der Theoretisierung. Ja sogar Gogos als Ersatzwährung und was weiß ich kommt zur Sprache und zu 0,00001% auch zur Umsetzung. Nichts gegen Freidenker, aber völlig die Augen vor der Realität zu schließen?

Kennst Du schon diese Internet-Seite hier?

Hier

Vor ein paar Jahren gab es da mal einen Link, wo es um Zyklen ging, wobei nach 60 Jahren immer ein Wechsel folgt. Klang damals ganz interessant. Vielleicht ist das noch in irgendeinem Download versteckt.

Aber zurück zum Zins. Du sprachst davon, dass bei Hortung von Geld dieses an Wert verlieren sollte (jedenfalls nach Gesell). Wie kann dann aber ein Handwerksmeister oder Großunternehmer investieren, also Kapital für Fortschritt, Entwicklung und Innovationen aufbringen? Wenn ich es richtig verstehe, würde bei Gesell Wachstum und Entwicklung kaum möglich sein. Das muss ja nicht unbedingt verkehrt sein. So können wir jedenfalls nicht so schnell die Ressourcen der Welt verballern. Verstehe ich da etwas falsch?

Mal ein ganz einfaches Beispiel. Wir ändern komplett von heute auf morgen die Voraussetzungen und steigen um!

Heute ist der 19.11.2005. Ich wohne in Schleswig-Holstein und arbeite in Hamburg. Meine Kinder wohnen auf dem Land (keine öffentlichen Verkehrsmittel). Ich bin also auf ein Auto angewiesen. Nun hat mein Golf III TDI, Bj. 1996 bereits 230.000km auf den Buckel. Ich müsste mir also jetzt schon Gedanken machen, wie ich in den nächsten 1-3 Jahren an ein neues Auto komme.

Ich könnte es noch 3 Jahre weiterfahren und fleißig sparen. Heute geht dass, denn morgen bekomme ich das heraus, was ich über die 3 Jahre beiseite gelegt habe und noch ein kleines bisschen mehr (inflationsbereinigt natürlich nicht). Aber nach Gesell lohnt sich das Beiseitelegen nicht.

Ich könnte mir auch nächste Woche ein anderes jüngeres Auto kaufen. Das Reparaturrisiko sinkt, neue Autos sind in einer besseren Versicherungs- und Schadstoffklasse usw. Dafür müsste ich aber Geld aufnehmen, was wiederum Zinsen kostet. Wie schaut es denn nach Gesell aus?

Was ich damit sagen will: Man kann nach dem Denkmodell Gesells leben, aber man kann das jetzige System nicht ohne völligen Zusammenbruch umstellen. Das Beispiel mit dem Auto ist ja nur ein gaaanz beschränkter Horizont auf meine persönliche Situation bezogen. Da wäre noch der Händler, der Hersteller, die Zulieferer usw. und sofort mit zu berücksichtigen, ganz zu schweigen von den Staaten mit Zöllen und was weiß ich.

Dieses, unser System ist zu dem gewachsen und hat sich zu dem entwickelt was es jetzt ist. Man kann keinen alten Baum mehr verpflanzen, sondern nur noch fällen. Da aber kein Baumbauer daran interessiert ist, müssen die Maden warten bis der Baum verrottet und von alleine umfällt. Das er verrottet, da gibt es für mich keinen Zweifel, denn es war in der Menschheitsgeschichte nie anders.

Für uns in die Zukunft Blickenden stellt sich die Frage, ob schon zu unseren Lebzeiten der jetzige Baum fällt, oder erst später. Entsprechend sollten wir uns auch darauf einstellen, denn schmerzfrei wird das nicht abgehen.

Viele Grüße
Röde


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