Quellenlage kompliziert

Geschrieben von Odin am 01. März 2006 10:24:04:

Als Antwort auf: Re: Die Russen an der Elbe (Daniel 8, 3) geschrieben von BBouvier am 28. Februar 2006 17:41:02:

Hallo Mirans und BB

>Hallo, Mirans!
>Leider muss ich Dir mitteilen, dass es sich bei diesem
>"Daniel" komplett um eine Fälschung handelt.

Tja - was ist eine "Fälschung" ? Die Malachiasprophezeiung
ist auch eine Fälschung, aber sie ist trotzdem prophetisch
inspiriert und relevant. Eine Fälschung ist sie deshalb,
weil sie nicht vom irischen Bischof Malachias aus dem
frühen 12. jahrhundert stammt, sondern erst aus der Zeit
kurz vor 1595, vermutlich von Santo Filippo Neri. Aber
was die Zeit nach 1595 betrifft, hat sie dennoch prophetische
Relevanz.

>(aus dem Gedächtnis, im Proph-Archiv findest Du
>2-3 Fachaufsätze von mir dazu)
>So 160 "vor" regierte einer der griechischen Diadochenfürsten
>(zerfallendes Reich Alexander des Grossen)
>im jetzigen Nahost, ich meine, es war der Antiochus Epiphanes.
>Der war aufgeschlossen und modern, und die Juden rebellierten natürlich
>deswegen, was ihm nun gar nicht passte.
>Diese Querelen zogen sich so gut 3 Jahre hin.

Genau - Antiochus IV Epiphanes, der den Tempel in Jerusalem
schändete, indem er eine Zeusstatue dort aufstellen liess.
Daraufhin rebellierten die Juden, was in den Makkabäer-
büchern beschrieben ist.

>Und DA(!) erfand man einen sagenhaften "Daniel", der
>angeblich 500 Jahre vorher gelebt haben sollte,
>(=> so weit von uns ist Jeanne D´Arc!)
>und von dem bis dato noch nie einer je was gehört hatte,
>und der habe den Aufstieg des Alexanderreiches
>ganz genau und im Detail vorhergesagt,
>und dann folgt eine präzise Aufzählung von Einzelheiten,
>die die Leutchen damals grad letzte Woche in der
>Bildzeitung gelesen hatten.

Die Sache ist komplizierter. Das Buch Daniel ist ein
Konglomerat, dessen Bruchstücke in 3 verschiedenen
Sprachen verfasst sind, und das auch Material aus der
vorhellenistischen Zeit enthält. Allerdigns stammt es
nicht aus einem Guss von dem angeblichen Daniel am Hof
von Nebukadnezar oder Belsazar.

>Das alles habe ein halbes Jahrtausend zuvor
>dieser "Daniel" schon selber niedergschrieben.
>Ein WUNDER!
>Weil man um 160 aber gar nicht mehr wusste,
>wer dann so um 600 überhaupt geherrscht hatte,

Es gab z.B. immer noch das Material des persischen
Reichsarchivs sowie Aufzeichnungen der griechischen
Geschichtsschreiber und Geographen.

>liest sich die wörtliche Rede von dieses "Daniel"
>durchweg recht erheiternd, weil der nicht mal
>weiss, wie der/sein König denn heisst, er verwechselt
>Namen und Vater/Sohn, (wird so 120 Jahre alt:-)
>etc, etc...

Naja daraus kann man nix ableiten. Wenn wir uns
z.B. die achämenidischen Könige ansehen, da heisst
einer der Könige auf griechisch Artaxerxes, auf
hebräisch Ahasveros und auf altpersisch Arthasasta.

>Der gute Angerer setzt dieses Rumphantasieren offenbar
>fort, indem er z.B. nun noch das Wort "Kanal" erfindet,
>das ja in der ersten Fälschung nicht mal vorhanden:
>"Widder am Kanal (UdSSR an der Elbe).

Hatten die Griechen überhaupt ein Wort für Kanal ?
Kanalprojekte gab es ja schon, z.B. den Versuch den
Isthmus bei Korinth schiffbar zu machen.

>Es gibt übrigens zahlreiche Kanäle an der Elbe, von Nord nach Süd:
>Nord-Ostsee-Kanal, Elbe-Lübeck-Kanal, Elbe-Seitenkanal, Mittellandkanal und >Elbe-Havel-Kanal."

Und selbst wenn alles stimmen sollte: die Russen
und dei Amis trafen sich ja schon einmal in Torgau
an der Elbe.

>Man fasst es nicht!:-((
>Gruss,
>BB

Das ist eben immer das Grundproblem: Quellentexte
werden nicht genau untersucht, Übersetzungen mit
Auslegungen vermischt usw.

Warum sollte ein Fälscher des Buch Daniels sich
ausgerechnet um die Elbe weit da droben bei den
Kimmeriern und Hyperboräern gekümmert haben ?

Gruss

Odin


Antworten: