Thema Ausrüstung Teil II

Geschrieben von Wizard am 23. Februar 2006 06:20:07:

So Leute, hier nun der zweite Teil zum Thema Ausrüstung.

Wie gehabt, es sind nur Vorschläge nach meinen Erfahrungen und hauptsächlich an Anfänger gerichtet. Wer viel Geld hat, kann auch viel ausgeben. Muss aber nicht. Das Teuerste ist nicht immer das Beste. Wer wenig hat, muss sich nach Preis und Vielseitigkeit richten. Jeder kann und sollte sich seine Ausrüstung so zusammenstellen, wie es für seine Bedürfnisse passt.

Im ersten Teil ging es hauptsächlich darum, das man als Anfänger überhaupt erst mal was brauchbares hat. In diesem Teil wird es nicht viel Anders sein. Die Ausrüstung wird nur weiter aufgestockt. Wo wir gerade beim Aufstocken sind, empfehle ich einen Blick ins Wiki. Dort ist unter "Auf der Flucht" > "Fluchtkleidung" eine recht genaue Auflistung nebst einigen Erklärungen von mir, was sich bei uns so alles am "Mann" befindet. Hat man als Anfänger seine Ausrüstung erst mal so oder so ähnlich beisammen und kann damit umgehen, ist man schon recht gut bedient. Bei Fragen, keine falsche Scheu.

Gut, gekleidet sind wir nun, haben ein bzw. zwei Messer, können kochen und haben neben einer Feldflasche noch so ein paar andere Kleinigkeiten. Nur in den Klamotten und in den Poncho gewickelt, kann man zwar nächtigen, aber es geht auch besser. Also brauchen wir einen Schlafsack.

Der Schlafsack:
Die Palette der angebotenen Schlafsäcke ist riesig. Sie geht vom so genannten Westernschlafsack (eigentlich nur eine etwas größere, zusammengefaltete Decke) über diverse Billig- und Militärmodelle bis hin zu arktistauglichen Expeditionsschlafsäcken. Bei den Preisen ist es ähnlich, sie gehen von 5 Euro für gebraucht bei eBay bis mehrere hundert Euro. Meiner Erfahrung nach, braucht man kein arktistauglichen Luxusschlafsack zum Preis eines Kleinwagens, wenn man nicht wirklich in die Arktis will. Mein Schlafsack hat vor 20 Jahren etwa 30 Mark gekostet, ist also in der unteren Preisklasse angesiedelt und ich habe bisher immer gut darin geschlafen. Wichtig beim Schlafsack ist, dass er so ist wie alles an der Ausrüstung. Robust, passend leicht zu reinigen und zu reparieren und er sollte farblich auch nicht zu auffällig sein. Normalerweise sind bei den Schlafsäcken Angaben darüber zu finden, für welchen Temperaturbereich sie ausgelegt sind. Meiner Meinung nach sind das Angaben für "Frostködel", also recht hoch angesiedelt. In unseren Breiten ist man normalerweise mit einem Schlafsack gut bedient, dessen Angaben sich auf etwa +25C° bis –5C° belaufen. Erstens schlafen wir im Schlafsack nicht nackt und zweitens gibt es verschiedene Möglichkeiten sich zu wärmen (Kleidung, Feuer etc.). Nackt schläft man aus zwei Gründen nicht. Erstens es kann immer etwas passieren und dann steht man nicht nackt im Wald. Zweitens kann man seinen "Schlafanzug" besser reinigen (Schweiß) als den Schlafsack. Im Sommer schläft man in kurzer Turnhose und T-Shirt und im Winter mit Jogginganzug aus Baumwolle. Ist es im Sommer zu warm, läst man den Schlafsack offen oder legt sich nur drauf. Ist es im Winter mal zu kalt, kann man mehr anziehen und / oder zieht sich einen Teil vom Poncho als Decke mit über den Schlafsack. Alternativ dient die BW-Zeltplane als zusätzliche Zudecke. Die Tageskleidung (Hose, Hemd) mit der daran / darin befindlichen Ausrüstung legt man beim Schlafen übrigens nicht irgendwo neben sich, sondern ans Fußende in den Schlafsack. Die Schuhe dienen zusammen mit der Jacke als Kopfkissen. Auf diese Weise ist die Kleidung vor dem Frühtau und Ungeziefer geschützt und man kann sie im Notfall samt Schlafsack greifen und davonrennen. Man ist dann zwar alles andere los, aber hat noch die wichtigsten Dinge.

Ach ja. Eine Sache bei der man sich nicht lumpen lassen sollte, wäre ein vernünftiger Packsack für den Schlafsack. Meistens sind die mitgelieferten nicht so ganz das Gelbe vom Ei und entweder nach dem dritten Gebrauch kaputt oder man bekommt den Schlafsack gleich nach dem ersten Auspacken nicht mehr hinein. Also am Besten gleich mit dem Schlafsack das Teil kaufen.

Den Schlafsack kann man zwar unterm Arm oder über der Schulter tragen, ist aber auf Dauer nicht bequem. Außerdem soll ja noch mehr mit, also brauchen wir einen Rucksack.

Der Rucksack.
Bei den Rucksäcken ist es ähnlich wie bei den Schlafsäcken. Modelle wie Sand am Meer und Preise von fast geschenkt bis sonst wo hin. Ich selber habe mehrere, zwei möchte ich hier näher vorstellen.

Der Gestellrucksack mit Außengestell:
Inhalt etwa 70 Liter, mehrere Fächer und Befestigungsschlaufen. Den Stoff kann man vom Gestell trennen und das Gestell als "Kraxe" nehmen. Der Rucksack muss meist herhalten, wenn ich per Bahn unterwegs bin um irgendwelche Verwandte oder Freunde für ein paar Tage zu besuchen. Den hatte ich ursprünglich gekauft, als ich noch per Motorrad unterwegs war. Meiner Meinung nach, nicht so ganz das Gelbe vom Ei, aber Geschmackssache. Auch wenn er bequem zu tragen ist, verleitet er einen schnell dazu, zu viel einzupacken. Der Preis belief sich seinerzeit auf etwa 150 Mark

Der BW-Rucksack:
Hierbei handelt es sich um eine neuere Version des alten Jägerrucksacks von der Bundeswehr. Der Inhalt liegt bei etwa 45 Liter, Zeltfach, zwei Außentaschen, wasserfester Boden und Befestigungsschlaufen. Nicht ganz so bequem zu tragen wie der Gestellrucksack, aber trotzdem mein "Liebling". Er hat gegenüber dem Gestellrucksack fast kein Eigengewicht, ist nur mit Gewalt kaputt zu bekommen und er verleitet nicht zum "Überladen". Die Seitlichen Taschen sind nur an ihren Seiten angenäht, so das man zwischen dem eigentlichen Rucksack und den Taschen z. B. ein Beil, Haumesser oder andere längere Dinge stecken kann. Der Rucksack hat mich nur 10 Euro gekostet und war Nagel neu. Welch Glückes Geschick. Der Anbieter hatte noch mehrere davon, so das ich damit auch gleich die ganze Familie beglücken konnte. :-))

Einem Neuling ist mit der Vorstellung der Beiden Rucksäcke zwar nicht wirklich weiter geholfen, läst sich aber nicht ändern. Da muss halt jeder vor dem Kauf überlegen, welche Bedürfnisse er oder sie hat und wie viel Geld zur Verfügung steht. Finger weg von Modellen a la Kaufhaus Grabbeltisch. Im Fachhandel ist die Beratung normalerweise gut und die BW Erprobten Originale aus dem BW-Shop robust, einfach und billig. Wichtig ist, das er seinen Zweck möglichst lange erfüllt. Knöpfe und Schnallen lassen sich übrigens leichter flicken als Reisverschlüsse

Als nächstes gibt es was aufs Dach oder genauer gesagt ein Dach über den Kopf.

Das Zelt:
Auch hier bietet der Markt alles was das Herz begehrt und in jeder Preisklasse. Bei uns hat jeder in seiner Ausrüstung eine alte, umgearbeitet BW-Zeltplane. Selbige ist dazu gedacht, das zwei Planen zusammen ein Zelt für zwei Personen ergeben. Zumindest bei der Bundeswehr. Diese Planen können aber weit mehr. Die zu einer solchen Zeltplane gehörende Tasche ist genau so überflüssig wie die dazugehörigen Zeltstangen. Die Plane passt ohne viel besser in das Zeltfach, wo sich auch noch ein Handtuch und eine gute Luftmatratze (kein Plastikteil, sondern mit Stoff überzogenes Gummi) befinden. Die Umarbeitung bezieht sich darauf, dass die für uns überflüssigen Schlitze zugenäht wurden. Die mitgelieferten Spannseile wurden durch bessere ersetzt und die vier Heringe wurden mit vier weiteren ergänzt und in die Ösen wurden vernünftige Schlaufen für die Heringe eingezogen.

Nun zum Sinn der Plane und ihrer Vielseitigkeit:
Man kann sie als Sichtschutz und Wärmereflektor (halbes Zelt) aufstellen und sich selber darunter legen. Als Zeltstangen dienen passend geschnittene Stöcke. Bei zwei Leuten mit Plane werden die Planen nur an einer Spitze zusammen geknöpft, so dass sie ein offenes Dreieck ergeben. Bei mehr Leuten mit Plane ergibt das dann eine Art kleinen Hof. Man kann die Plane einfach nur mit Schnur als Dach aufspannen. Man kann sie als zusätzliche Decke nehmen (mit oder ohne Schlafsack), wenn man den Poncho als Unterlage nutzt. Bei einem Floß dient sie als Segel. Man kann eine Bahre draus bauen oder sie gleich so dafür nehmen und noch vieles mehr. Für 5 bis 10 Euro ein echtes Multitalent, auf das man nicht verzichten sollte. Selbst dann nicht, wenn man sich noch ein richtiges Zelt kauft oder schon hat.

Neben der beschriebenen Zeltplanen haben wir noch zwei Igluzelte. Beide sind eigentlich nur für je zwei Personen gedacht, aber bei etwa 2 x 2 m Grundfläche sind im Notfall auch 3 oder 4 Erwachsene kein Problem. Wichtig ist bei einem Zelt neben den schon genannten Kriterien wie unauffällig und robust auch das Packmaß, das Gewicht, wie einfach und schnell es sich aufstellen lässt und wie sicher es steht. Unsere beide Iglus haben übrigens Innenzelt und Überzelt. Ist sehr zu empfehlen, da man dann zwischen innen und außen eine isolierende Luftschicht hat. Beide Zelte haben zu D-Markzeiten je etwa 150 Mark gekostet. Waren also zu jener Zeit etwa mittlere Preisklasse. Die dazugehörigen Hüllen, Spannschnüre und Heringe wurden durch besseres ersetzt und auch hier in die Ösen Schlaufen für die Heringe eingezogen.

Bei einer größeren Gruppe von 8 bis 15 Personen wäre eine Jurte zu empfehlen, wie sie bei Pfadfindern Verwendung findet. Allerdings ist der Preis recht happig, auch wenn sie den allemal wert ist. Neben dem Preis hat sie aber noch den Nachteil, dass sie eher nur was für einen längeren Aufendhalt ist. Die Vorteile sind allerdings die Größe und das man darin Feuer machen kann. Quasi ein 1 Raum Haus zum Mitnehmen. Ich selber hab recht lange über einen Kauf nachgedacht, mich aber dann wegen des Preises und weil ich weis wie man recht schnell ein Winterfestes "Haus" baut (pdf Bauanleitung kann ich auf Anfrage zusenden) doch dagegen entschieden. Aber egal, für welches Zelt man sich entscheidet, der Aufbau sollte geübt werden. Man muss das Zelt notfalls auch nachts auf- und abbauen können.

Zur sicheren Befestigung von Schlafsack, Zelt und noch einigen anderen Dingen am Rucksack, sollte man sich Spannriemen besorgen. Die sind bei jedem guten Camping- und Abenteuerausstatter in verschiedenen Größen und Ausführungen zu bekommen und kosten meist nicht all zu viel.

So, das war es erst mal wieder.

MfG

Wizard


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